Estrichrezepturen
Estrich und Beton bestehen zum größten Teil aus Zement, Sand und Wasser. Aus diesem Grund wird Beton oft als „flüssiger Stein“ und „Naturprodukt“ bezeichnet. Für zementgebundene Estrich gilt dann analog selbstverständlich das Gleiche. Das ist aber falsch.
Schon Zement ist kein „Naturprodukt“ sondern wird unter hohem Energieaufwand und mithilfe von vielen nicht ungefährlichen Chemikalien hergestellt. Dazu kommt eine Vielzahl von Zusatzstoffen, sogenannten Additiven, die die Verarbeitbarkeit der Mischung verbessern sollen.
Additive
Es gibt verschiedene Arten von Zusatzmitteln, die sehr häufig zum Einsatz kommen. Die wichtigsten Gruppen sind nachfolgend kurz besprochen.
Verflüssiger
Mithilfe dieser Stoffe kann die Konsistenz verändert werden, ohne die Wassermenge (Wasserzementwert) zu verändern. Das ist manchmal wichtig, um das Setzmaß oder Ausbreitmaß zu erhöhen.
Fließmittel
Damit lässt sich der Wassergehalt der Mischung deutlich senken, ohne dabei die Konsistenz zu verändern. Wird zur Anpassung des Setzmaßes bei gleichbleibendem Wasserzementwert verwendet.
Stabilisierer
Vermindern die Abgabe des Anmachwassers (und damit ungewollte Veränderungen des WZ-Wertes)
Verzögerer
Verzögerer sind Stoffe, die Betone und Estriche länger verarbeitbar machen. Sie werden oft auch bei Lieferbeton zugesetzt.
Luftporenbildner
Luftporenbildner erzeugen beim Mischen winzige Luftbläschen, die nach dem Aushärten im Beton (selten auch im Estrichmörtel) verbleiben.
Dichtmittel
Lassen den fertigen Beton weniger Wasser aufnehmen. Er wird dadurch dichter, und es gibt weniger kapillare Wasseraufnahme.
Erstarrungsbeschleuniger
Entstarrungsbeschleuniger wirken genau entgegengesetzt wie ein Verzögerer. Sie führen zu schnellerem Aushärten des Estrichs.
Erhärtungsbeschleuniger
Diese Stoffe erhöhen nur die Anfangsfestigkeit, haben aber keine Auswirkungen auf die Erstarrungszeit.
Weitere Stoffe
Daneben kommen seltener noch andere Stoffe zum Einsatz, um weitere Eigenschaften gezielt zu verändern:
- Frostschutzmittel
- Nachbehandlungsmittel
- verschiedene Viskositätsregler
Schädlichkeit der Zusatzstoffe
Versuche an Testkörpern haben gezeigt, dass trotz der relativen Gefährlichkeit vieler Additive praktisch kaum Ausgasung an die Raumluft im ausgehärteten Zustand erfolgt. Man kann also praktisch von minimalen gesundheitlichen Gefahren ausgehen.
Problem: Beschichtungen
Als problematisch können sich aber – vor allem bei Sichtestrichböden – diverse Beschichtungen mit Kunstharzen oder anderen Versiegelungsmitteln erweisen. Hier können sehr wohl giftige Stoffe ausgasen.