Mit einem herkömmlichen Steinbohrer können Sie Feinsteinzeug nicht bohren
Fliesen und Platten aus Feinsteinzeug sind weitverbreitet. Diese hohe Popularität ist hauptsächlich den exzellenten Eigenschaften dieser speziellen Keramikfliesen geschuldet. Sie nehmen kaum Wasser auf (weniger als 0,5 Prozent), sind außergewöhnlich hart und damit bruchfest. Die Fliesen werden unter extremen Druck gepresst und anschließend so heiß gebrannt, dass sie völlig durchgesintert und eben so hart sind.
Herkömmliche Steinbohrer sind daher nicht geeignet, um Löcher in die Feinsteinzeugfliesen zu bohren. Selbst speziell gesinterte Legierungen, wie die unter der Markenbezeichnung „Widia“ bekannten Bohrer sind nutzlos. Doch die Entwicklung von effizienten Werkzeugen schreitet ebenfalls voran. So gibt es inzwischen Bohrwerkzeug, das Sie auch als Heimwerker zu günstigen Konditionen erwerben können.
Das Bohren von Platten und Fliesen aus Feinsteinzeug: trocken oder nass
Grundsätzlich können Sie beim Bohren von Fliesen und Platten auf zwei unterschiedliche Bohrverfahren zurückgreifen – das Nass- und das Trockenbohren. Für das Nassbohren müssen Sie zusätzliche Werkhilfsmittel kaufen, beim Trockenbohren benötigen Sie dafür einen relativ neuartigen Bohrer, der entsprechend etwas mehr kostet. Je nach verwendetem Bohrer können Sie dennoch bis zu 30 Löcher und mehr in Feinsteinzeug bohren.
Nassbohren von Fliesen und Platten aus Feinsteinzeug
Für das Nassbohren von Feinsteinzeugfliesen benötigen Sie zusätzliches Werkzeug. Zunächst wäre das eine Standvorrichtung mit Saugnäpfen, die Sie selbst an Wänden einsetzen können. Verwenden Sie ausschließlich hochwertige Markenprodukte. Viele Billigwerkzeuge dieser Art haben bereits Probleme mit den Saugnäpfen (sie verrutschen). Zusätzlich benötigen Sie eine Vorrichtung für die Wasserkühlung.
Es gibt Systeme, bei denen ein Druckbehälter an die Wasserleitung (Wasserhahn) angeschlossen wird und so die Bohrspitze mit kühlem Wasser versorgt. Benötigen Sie die Nassbohrhilfen jedoch nur selten, können Sie auch auf Systeme zurückgreifen, die ihr Wasser aus einem Schwamm beziehen. Als Bohrer kommen Diamantbohrer zum Einsatz. Nur durch das Kühlen erreichen Sie lange Standzeiten der Bohrer. Andernfalls (ohne Kühlung) kann es passieren, dass Sie nicht einmal das erste Loch bohren können.
Trockenbohren von Fliesen und Platten aus Feinsteinzeug
Das Trockenbohren können Sie mit speziellen und neuartigen Diamantfräsen durchführen. Diese Fräsen sich komplett gesintert und ausgesprochen hart, darüber hinaus passen Sie in jedes Bohrmaschinen- oder Akkuschrauberfutter. Hochwertige Diamantfräsen eigenen sich bei richtiger Anwendung, um weit über 30 Löcher in Fliesen und Platten aus Feinsteinzeug zu bohren. Für extrem hohe Geschwindigkeiten (10.000 Umdrehungen pro Minute) gibt es noch elektroplattierte Vakuum-Bohrer bzw. Fräsen. Die sind jedoch in der Anwendungshäufigkeit eher begrenzt. Dennoch reichen die Standzeiten in Relation mit den Anschaffungskosten durchaus, wenn Sie als Heimwerker Ihre Feinsteinzeugplatten oder Fliesen bohren möchten.
Bedenken Sie in Mietwohnungen, dass Sie zwar Löcher in Fliesen bohren dürfen, diese aber quantitativ im „normalen“ Rahmen bleiben müssen. „Normal“, weil es verschiedene bundesweite Gerichtsurteile gibt, bei denen als herkömmlich und normal zwischen einige wenige und bis zu 50 gebohrte Löcher definiert wurden.
Bohren Sie Feinsteinzeug mit hohen Drehzahlen bei Diamantbohrern und Fräsen. Verwenden Sie allerdings nie den Schlag der Bohrmaschine.
Nach dem Verlegen von Fliesen aus Feinsteinzeug sollten Sie warten, bis der Fliesenkleber vollkommen ausgehärtet ist. Erst dann hat er eine gute Verbindung mit dem Feinsteinzeug. Je nach Fliesenkleber und individuellen Gegebenheiten vor Ort kann das mehrere Tage bis Wochen dauern. Informationen zum Fliesenkleber bei Feinsteinzeug finden Sie auch unter [Fliesen aus Feinsteinzeug verlegen].