Plexiglas oder Acrylglas polieren – gibt es Unterschiede?
Bei Acrylglas handelt es sich um Polymethylmethacrylat (PMMA), ein Thermoplast. Außerdem ist Acrylglas auch unter der Bezeichnung „Plexiglas“ geläufig. Allerdings handelt es sich bei Plexiglas um den eingetragenen Markennamen von Acrylglas der Evonik Röhm GmbH. Wollen Sie aber nun herkömmliches Acrylglas oder speziell eine Oberfläche aus „echtem“ Plexiglas polieren, können Sie für beide Anwendungen dieselben Produkte verwenden.
Nicht jede Politur kann für PMMA verwendet werden
Ein Blick auf die Eigenschaften von Acrylglas klärt schon darüber auf, welche Mittel und Produkte zum Polieren von Acrylglas geeignet bzw. überhaupt nicht geeignet sind. So sind sämtliche Chlorkohlenwasserstoffe und organische Verbindungen wie Benzol, Nitroverdünnung, Ethanol, Aceton bedingt nicht geeignet. Weshalb „bedingt“, dazu später mehr. Folgende Stoffe sind dagegen ungefährlich für Acrylglas:
- Öle
- Säuren
- Laugen mittlerer Konzentration
- anorganische Verbindungen
- Salzlösungen und Salze
Polituren und Mittel aus dem Haushalt
Der Fachhandel hält zahlreiche Polituren bereit, die entsprechend geeignet sind. Dafür infrage kommen damit auch zahlreiche Badreiniger und Polituren für das Badezimmer. Schließlich besteht heute ein Großteil der Dusch- und Badewannen ebenfalls aus Acryl. Das jeweilige Produkt muss allerdings ausdrücklich für den Gebrauch auf Polymethylmethacrylat hinweisen. Unter den Hausmitteln ist auch noch Zahncreme geeignet, kleinste Kratzer und milchige Oberflächen auf Acrylglas zu beseitigen.
Das Polieren mit einer Poliermaschine
Die Politur kann herkömmlich mit einer Poliermaschine aufgetragen werden. Jedoch sollte durchaus bedacht werden, dass der Arbeitsbereich je nach konkretem Acrylglas-Produkt auf 70 bzw. 80 Grad Celsius begrenzt ist. Mittel und Stoffe, die keine entsprechende Freigabe für PMMA besitzen, sollten dringend gemieden werden. Bei korrekter Anwendung können Sie selbst Kanten abrunden und dennoch die edel wirkende Lichtdurchlässigkeit herstellen.
Bedenken Sie die Konsequenzen aus einer falschen Oberflächenbehandlung
Schlimmstenfalls führt das Polieren mit solchen Mitteln zur Rissbildung. Bei einer Acrylglas-Vitrine auf einer Messe oder Ausstellung mag das höchstens peinlich sein – bei einem Riss auf der Haube oder einem Fenster von einem Luftfahrzeug kann es lebensgefährlich sein. Allerdings fallen auch zahlreiche Autopolituren unter die Polituren, die Sie verwenden können, weil die Hersteller auch am Fahrzeug von Kunststoffteilen ausgehen müssen.
Für Polycarbonat geeignete Mittel nicht zwingend für PMMA
Allerdings bedeutet das nicht, dass eine Politur, die Sie für die Polycarbonat-Heckscheibe eines Cabrios verwenden können, auch für Acrylglas benutzen können. Gleiches gilt selbstverständlich auch umgekehrt. Bei Gegenständen, die keinem erhöhten Sicherheitsrisiko ausgesetzt sind, können Sie eine Politur auch in einem kleinen Teilbereich ausprobieren.
Tricks zum „Polieren“ von trüben Schnittkanten
Einen besonderen Trick gibt es für Werkstücke, die aufgrund der vorigen Bearbeitung nun nicht mehr klar oder hundertprozentig lichtdurchlässig sind – daher auch die zuvor gemachte Einschränkung „bedingt“. Das passiert beispielsweise beim Sägen von Acrylglas.
Unter „Acrylglas gießen“ erklären wir Ihnen, wie Sie Acrylglas selbst auflösen und dann wieder gießen können. Doch Sie können damit nicht nur Acrylglas gießen. Streichen Sie die Schnittkante mit dem gelösten Acrylglas ein. Nachdem die Lösung verdunstet und das PMMA ausgehärtet ist, haben Sie eine völlig klare, lichtdurchlässige Acrylglasoberfläche.