Armierungsmörtel als Oberputz und dann streichen?
Folgende Situation gibt es immer wieder: ein Hausbesitzer oder Bauherr geht in einen Baumarkt, der Verkäufer erklärt ihm, dass er auf den Armierungsmörtel auf dem WDVS an der Fassade eigentlich keinen Oberputz mit auftragen muss.
Stattdessen, da dieser Klebe- und Armierungsputz besonders viel Nässe aufnimmt, sollte dieser als Oberputz verwendet, beispielsweise mit Silikonharzfarbe gestrichen werden, da der Putz dann ja wasserdicht wird.
Armierungsmörtel ist kein Oberputz
Das ist keine fachgerechte Lösung – im Gegenteil. Denn diese Form von Armierungsmörtel als Oberputz ist nicht so vorgesehen. Denn der Klebe- und Armierungsputz kann nicht nur viel Wasser aufnehmen, er besitzt völlig andere mechanische Eigenschaften.
Mechanisch völlig andere Eigenschaften als herkömmliche Oberputze
Armierungsputz muss beispielsweise Verformungen durch thermische Ausdehnungen bei Mischmauerwerk (nicht bei tragenden Konstruktionsteilen – diese benötigen auch im Putz ihre Baufuge!) die Spannungen aufnehmen und großflächig verteilen. Daher besitzt Armierungsmörtel eine verhältnismäßig hohe Zugfestigkeit, die im Verbund mit einem Armierungsgewebe nochmals verstärkt wird.
Armierungsmörtel streichen ist damit so gut wie nie erforderlich
Dafür besitzen echte Armierungsmörtel kaum Druckfestigkeit. Diese Druckfestigkeit ist aber ein Merkmal für herkömmliche Putze bzw. Oberputze. Dafür besitzen diese auch weniger Zugfestigkeit. Richtige Armierungsputze sind also schon aufgrund ihrer Eigenschaften nicht als Oberputz geeignet.
Damit haben sich auch die Bedürfnisse beim Streichen von Armierungsmörtel weitgehend erledigt, da sie ohnehin verputzt werden. Ausgenommen davon sind natürlich besondere Projekte, die dann aber von der Norm abweichen.
Klebe- und Armierungsmörtel hat ganz andere Aufgaben
Dazu kommt, dass sogenannte Klebe- und Armierungsmörtel speziell für Wärmedämm-Verbundsysteme, kurz WDVS, entwickelt wurden. Daher sind sie oft chemisch so zusammengestellt, dass sie die verwendeten Hartschaumplatten wie EPS-Dämmplatten an deren Oberfläche leicht anlösen. So ist der Armierungsmörtel dann fest mit dem Untergrund verbunden.