Nutzungsart und Ziel definieren und Rahmenbedingungen abstecken
Wer einen Bauwagen ausbauen möchte, verfolgt eine Nutzungsidee. Die auch als Zirkuswagen bezeichneten zweiachsigen Funktionsgefährte bieten vielfältige Gestaltungs- und Konstruktionsoptionen. Für Einzelpersonen und Paare reicht geschickt genutzter Raum problemlos aus. Mit ein wenig Aufwand kann auch eine Kleinfamilie einen komfortablen Aufenthalt organisieren.
Nutzungsabsicht und Ziel bestimmen die Planungsschritte für den Ausbau. Noch vor der Bewertung des Zustands des Bauwagens sollte die Nutzungsart festgelegt werden. Folgende Optionen stehen zur Auswahl:
- Als Gartenhaus auf Privatgrundstück
- Als dauerhafte Wohnunterkunft auf Privatgrundstück
- Als Gartenhaus in Schrebergartenkolonie
- Als temporäre Unterkunft auf einem Campingplatz
- Als dauerhafte Unterkunft auf einem Campingplatz
- Als beweglicher und mobiler „Wohnwagen“ oder „Caravan“
- Zum dauerhaften Aufstellen auf speziell ausgewiesenen Stellplätzen
Aus diesen Bedingungen und Genehmigungsvoraussetzungen, die nicht zwangsläufig vollständig sind, ergibt sich die Konstruktionsbasis, die beim Ausbau zuerst anfällt. Erst anschließend macht es Sinn, über Gestaltung und Innenausbau nachzudenken.
Baugenehmigung, Betriebserlaubnis oder beides
Je nach Nutzungszweck und beabsichtigter Genehmigungsart sind folgende technische Funktionen und Konstruktionen erforderlich oder nicht:
- Chassis mit Achsen, Bereifung mit oder ohne Deichsel
- Außenverkleidung und Dämmungseffizienz
- Fenster, Türen und Fluchtwege
- Versorgungsanschlüsse und System (Strom/Wasser/Heizung)
- Autarke (Batterie, Solar) oder externe Energie- und Wasserversorgung
- Autarkes (Tank, geschlossenes WC) oder externes Abwassersystem
- Brandschutzvorrichtungen und feuerresistente Materialauswahl
- Bremssystem und Standstabilisierung (Aufbocken, Verankerung)
- Dimensionen (insbesondere Höhe, eventuell auf 2,40 Meter erhöhen)
- Gewichtskalkulation (Mobilität kann bis 3,5 Tonnen eingeräumt werden)
- Wetter- und Witterungsfestigkeit
Nachdem diese Rahmenbedingungen geklärt und in einem Grundkonstruktionsplan erfasst sind, können die eigentlichen Ausbauschritte geplant werden. Bei Übererfüllung der Vorgaben kann manches Warten auf eine Genehmigung durch behördlich Duldung überbrückt werden.
Skelett und Substanz prüfen und instandsetzen
Bei der detaillierten Planung des Ausbaues lassen sich die nächsten Etappen wiederum logisch aufteilen. Als Leitfaden hilft, sich vom Groben ins Feine zu bewegen. Als nächst feinerer Schritt nach der Grundkonstruktion ist der Zustand des in der Regel gebrauchten Bauwagens entscheidend. Alternativ ist es natürlich auch möglich, sich den Bauwagen selber zu bauen.
Geprüft werden muss der Zustand folgender Bauteile, die dann entsprechend dem Ergebnis ausgetauscht, erneuert, repariert und renoviert werden:
- Boden einschließlich Befestigung am Chassis
- Wände und insbesondere die Eckbeschläge
- Tür und Fenster einschließlich Rahmen und Verglasung
- Dach mit Befestigung, Dichtigkeit, Lastabtrag und Witterungsbeständigkeit
Kombiniert werden kann diese Bestandsaufnahme bereits mit der nächsten Etappe. Wenn der Bauwagen bewohnt werden soll oder als Gartenhaus dient, sind meist Grundrissänderungen wie beispielsweise das Einziehen von Zwischenwänden oder Vorbauten geplant.
Diese baulichen Veränderungen können erweiterte Aufgaben übernehmen, die durch die Bausubstanz nicht vollständig oder gar nicht mehr geleistet werden. Typisches Beispiel ist der verbesserte Lastabtrag des Dachs durch hinzukommende Wände und gegebenenfalls Balken und Stützen.
Mit erzielter Funktionalität ausstatten und gestalten
In der vorletzten Etappe startet die Innengestaltung des Bauwagens. Platzierung des Wassertanks, Geräte wie Kühlschrank und TV, konstruieren der abtrennten Dusch- und WC-Kabine, einrichten der Ess- und Schlafplätze, schaffen einer Kochgelegenheit und ausreichend Stauraum sind die Planungsschritte. Auch das Fliegengitter an der Eingangstür wird jetzt montiert.
In dieser Phase werden auch individuelle technische Ausstattungsmerkmale umgesetzt. Das Verlegen von Wasserzuleitungen und Abwasserableitungen in Tanks oder zu Anschlussstutzen gehören genauso dazu wie die elektrische Installation mit Steckdosen, Lichtquellen und Schaltern (auch TV-Antenne und Solarpanel). Je nach Heizsystem, wenn vorhanden, müssen die Wärmeausgabegeräte integriert werden.
Das eingeschränkte Platzangebot macht es meist erforderlich, mit Klapplösungen und anderen raumsparenden Bauteilen zu arbeiten. Folgende Einrichtungsteile sind typische Raumsparbauteile:
- Klapptisch
- Klappbett
- Bett mit Sofafunktion
- Auffahrbare Veranda
- Herausschiebbares Vordach
- Faltbare Dacherhöhung
- Gewölbtes Oberlicht
Einrichten und schön machen
Zum Abschluss steht die Ästhetik im Vordergrund des Bauwagenausbaus. Blickdichte Fensterhängungen und auf die Funktionen und den Stauraum abgestimmte Wohntextilien gehören zur wohnlichen Ausstattung. Individuell zugeschnittener Schaumstoff mit genähten Bezügen kann in perfekten Dimensionen maximalen Komfort bei minimalem Platzbedarf liefern.
Wenn der Bauwagen häufiger bewegt werden soll, ist das Planen der sturzsicheren Aufbewahrung loser Einrichtungsgegenstände hilfreich. Kleine Relings vor allen Abstellflächen und Regalböden sind gängige Hilfsmittel. Aufhängen hilft auch in vielen Fällen, was zwar zu klappern führen kann, aber Beschädigungen vermeidet.