Von der Einfachverglasung zum hoch wärmedämmenden Fenster
Wie in vielen anderen Bereichen hat es gerade in der Wärmedämmtechnik massive Fortschritte gegeben. Besonders in den letzten 20 Jahren hat sich sehr viel getan. Das ist besonders gut an den verschiedenen Fensterformen zu sehen, die im Lauf der letzten 100 Jahre verbaut wurden.
- Fenster mit Einfachverglasung (erste Hälfte 20. Jahrhundert)
- Kastenfenster mit zwei nacheinander zu öffnenden Flügeln (ab Mitte des 20. Jahrhunderts)
- Isolierfenster, zweifach verglast, zum Reinigen zu öffnen (ab den 1970ern)
- Isolierfenster, nicht mehr zu öffnen, mit Trockenluftfüllung (80er)
- Wärmedämmfenster, zweifach, mit Vakuum oder Edelgasfüllung, metallbedampft (seit den 90ern)
- hoch wärmedämmende Fenster, zwei- und dreifach verglast, mit hochwertigen Verbundfenstern
Alle Fenster können anlaufen
So irritierend es für manchen Leser auch klingen mag – alle diese Fenster können anlaufen. Selbst, wenn die Montage und der gesamte Hausbau bei einem Niedrigenergie- oder Passivhaus absolut korrekt durchgeführt wurde. Um jedoch zu verstehen, weshalb Fenster anlaufen, ist es sinnvoll zu wissen, was genau vor sich geht.
Die Ursachen für angelaufene Fenster: Luftfeuchte und Temperatur
Luft kann Feuchtigkeit aufnehmen. Je wärmer Luft ist, desto mehr Feuchtigkeit kann es aufnehmen. Mit sinkender Temperatur kann die Luft also immer weniger Feuchtigkeit halten und muss überschüssiges Wasser abgeben.
Fenster mussten kalt sein
Fenster sind früher so gebaut worden, dass sie an einer Fassade den kältesten Punkt darstellten. Die warme Luft im Raum wird an das Fenster geführt, kühlt dabei ab und Wasser kondensiert – die Fenster laufen an. Wäre dem nicht so, würde die Luftfeuchtigkeit beispielsweise an der kalten Mauer kondensieren und Schimmel wäre die Folge.
Dazu das Entlüftungsprinzip alter Gebäude
Gleichzeitig sind aber gerade alte Fenster nicht luftdicht. So wird die Luftfeuchtigkeit im Haus ganzjährig reguliert, indem die Luft hier samt Feuchtigkeit entweicht. Nicht zwingend muss die Mauertemperatur so niedrig sein, dass Kondenswasser entsteht. Das ist das „Entlüftungsprinzip“ von Häusern, das lange Zeit Bestand hatte.
Mit der Luft entweicht auch Wärme
Aber entweichende Luft nicht auch Wärme und damit Energie mit. Also wurden Fenster immer luftdichter. Moderne Niedrigenergiehäuser haben daher eine gezielte Entlüftung, weshalb die Fenster komplett dicht sein können. Auch deren Verbindung zur Fassade. Daher haben sich auch die Montage verändert: Fenster- und Türenmontage nach RAL
Angelaufene Fenster schützen das Mauerwerk
Nun kann es aber sein, dass ein Altbau buchstäblich Wasser von unten zieht. Zudem regulieren diffusionsoffene Wände das Raumklima und die Feuchtigkeit mit. Werden nun hoch wärmedämmende Fenster verbaut, kann die Feuchtigkeit nicht mehr abtransportiert werden und kondensiert an der kältesten Stelle. Wäre das die Wand, wäre diese nass. So ist es das Fenster.
Wärmedämmende Dreifachverglasung, die anläuft
Damit die Luftfeuchtigkeit in einem so saniertem Haus nicht ansteigt, muss nun das Lüftungsverhalten geändert werden. Es kann schließlich keine Feuchtigkeit mehr entweichen. Nun kann es aber sein, dass auch die Fenster von einem Passivhaus anlaufen. Das geschieht jedoch außen und zumeist bei Dreifachverglasung.
Ein Zeichen für hohe Wärmedämmwirkung
Diese Verglasung dämmt so gut, dass die äußere Scheibe in der Nacht auf die Außentemperaturen abkühlt, sich morgens aber nicht so schnell erwärmt wie die Auenluft. Trifft die nun auf die kalte Fensterfläche, kühlt die Luft ab und muss wieder Feuchtigkeit abgeben – die Scheiben sind außen angelaufen. Haben Sie also angelaufene Fenster, muss es nicht zwingend ein Qualitätsmangel sein. Vielmehr kann es die positiven Wärmedämmeigenschaften untermauern.