Funktionsweise von Lüftungssystemen mit Wärmerückgewinnung
Bei einer herkömmlichen Belüftung von Räumen durch das Öffnen von Fenstern geht Heizwärme verloren. Der Raum kühlt aus, die verloren gegangene Wärme muss durch die Heizung wieder ersetzt werden.
Ursprüngliche Technologie im Passivhaus
Regelmäßiges Lüften ist aber für Gebäude mit hoher Luftdichtigkeit zwingend erforderlich. Um Heizwärmeverluste zu begrenzen, wurde für Passivhäuser ein Zwangslüftungssystem entwickelt, dass die Wärmeverluste verhindert.
Für Passivhäuser wurde daher eine zentrale Zwangsbelüftung konstruiert, die die Raumluft permanent erneuert. Beim Luftwechsel wird allerdings der Raumluft die Wärme entzogen, und der Zuluft wieder zugeführt. Das geschieht über einen Wärmetauscher.
Der Wärmeverlust beträgt dabei lediglich 5 Prozent. Das bedeutet, dass nur 5 Prozent der nötigen Heizleistung erbracht werden müssen. 95 Prozent der Raumwärme bleiben ständig erhalten.
Durch den Einsatz solcher Systeme in sehr gut gedämmten Häusern müssen nur noch 5 Prozent der eigentlich notwendigen Heizenergie aufgewendet werden. Die Heizkosten sinken demnach um 95 Prozent.
Moderne Systeme für Fenster
Moderne, dezentrale Systeme werden über dem Fenster eingebaut. Sie verfügen in der Regel über ein oder zwei Wärmetauscher-Systeme, die für eine Dauerbelüftung sorgen. Die Raumwärme wird dabei auf die Zuluft übertragen.
Das Fenster kann ständig geschlossen bleiben, dennoch findet ein dauernder Luftwechsel statt. Trotz der Dauerbelüftung kühlt der Raum nur minimal ab.
Diese Systeme können beim Fensteraustausch oder beim Neueinbau der Fenster eingesetzt werden. Einzelne Modelle eignen sich aber auch für die Nachrüstung.
Abluft und Zuluft werden durch Pumpen bewegt, die relativ leise arbeiten. Die Anlagen können zusätzlich noch mit einer Bedarfsführung (Lüftungstätigkeit nach der Luftqualität im Innenraum) ausgerüstet werden. Auch verschiedene Filter sind zusätzlich möglich.
Einzelne Anlagen können auch von Hand gesteuert werden, die automatische Steuerung ist in der Regel aber vorzuziehen. Einzelne System können auch direkt in einen entsprechenden Fensterrahmen eingebaut sein.
Zertifizierte Anlagen, die der DIN 1946-6 entsprechen, sind dabei auch:
- wartungsarm
- frostfrei und
- kondensationsfrei
Leistungsfähigkeit von Nachrüst-Systemen
Die Leistungsfähigkeit der dezentral über den Fenstern eingebauten Anlagen ist nicht ganz so hoch wie bei einer zentralen Lüftungsanlage. Der Wirkungsgrad liegt im Optimalfall zwischen 85 und 90 Prozent. Die Leistungsfähigkeit einzelner weniger hochwertiger Systeme kann aber auch niedriger liegen.
Bei entsprechend gedämmten Wänden (Passivhausstandard) müssen also nur noch rund 10 – 15 Prozent der Heizenergie aufgebracht werden. Je höher die Wärmeverluste durch Wände und (geschlossene) Fenster, desto mehr Heizenergie muss allerdings aufgewendet werden.
Beispiel-Rechnung: Bei einer Außentemperatur von -10 °C und einer Raumtemperatur von 20 °C beträgt die Zuluft-Temperatur immer noch 17 °C. Es wird also tatsächlich „mit warmer Luft gelüftet“.
Vorteile im Überblick
- Fenster können dauernd geschlossen bleiben: kein Zug, höhere Sicherheit trotz Lüftung
- Belüftung des Raums bei geschlossenen Rolläden möglich
- Regensicherheit bei Dachfenstern
- Dauerbelüftung vermeidet Schimmel und Feuchtigkeit in hoch gedämmten Gebäuden
- optimales Wohnklima durch Dauerbelüftung
- unangenehme Gerüche werden automatisch aus dem Raum entfernt
- bei entsprechend gedämmten Wänden hohe Heizkostenersparnis
Die Nachteile liegen in der Geräuschentwicklung und im (sehr geringen) Stromverbrauch der Anlage.