Seit die Menschen Häuser bauen, gibt es das Flachdach
Flachdächer gibt es bereits seit der Antike – mindestens. Hauptsächlich waren sie immer in Regionen zu finden, die von Haus aus niederschlagsarm sind. Allerdings besitzt ein Flachdach zahlreiche Vorteile
- ein Flachdach ist kostengünstig
- wenig Materialbedarf
- ein Flachdach kann schnell und einfach aufgestockt werden
- Räume unter dem Flachdach sind nicht durch Wandschrägen gekennzeichnet
- Flachdächer können begrünt oder begehbar sein
Jahrhundertelange Versuche, das Flachdach bei uns zu etablieren
Das und noch weitere Punkte sind alles Gründe, weshalb Flachdächer auch hierzulande immer wieder attraktiv sind. Schon zum Ende des späten Mittelalters und in die Neuzeit hinein (Renaissance, Barock) kam es in Mode, flache Schloss- oder Herrenhausdächer zu begrünen. Doch immer von dem Resultat begleitet, dass die Dächer alsbald undicht wurden.
Neue Baustoffe zum Abdichten, neue Hoffnung
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts machte der Fortschritt in der Baustoffindustrie große Schritte nach vorne. Kunststoffe hielten vermehrt Einzug und damit die Hoffnung, Flachdächer nun besser abdichten zu können. So kam es in den 60ern und 70ern des 20. Jahrhunderts zu einem massiven Flachdach-Boom.
Bald waren auch moderne Flachdächer undicht
Doch die Ernüchterung sollte auch jetzt bald folgen. Viele der nun gebauten Flachdächer waren ebenfalls schnell undicht. Also blieben Flachdächer über die folgenden Jahrzehnte erst einmal Industrie- und Gewerbebauten vorbehalten. Dennoch entwickelten sich die technischen Möglichkeiten deutlich weiter.
Ein neuer Anlauf, ein neuer Trend zum Flachdach
Aufgrund der neuen Abdichtungsmöglichkeiten erleben Flachdächer heute wieder eine neue Blütezeit. Extravagante Villen werden ebenso häufig mit einem Flachdach ausgeführt wie herkömmliche Passivenergiehäuser. Keinesfalls sollten Sie jetzt aber davon ausgehen, dass die neuen Flachdächer nun mittel- und langfristig automatisch dicht wären.
Ein undichtes Flachdach liegt nicht nur an den Materialien
Vielmehr muss auch der Flachdachbau und die daran folgende Standzeit der 60er und 70er Jahre genauer beleuchtet werden. Dann erkennen Sie, dass es nicht nur die verwendeten Materialien waren und sind, die zu einem undichten Flachdach führen. Vielmehr ist es eine Kombination aus mehreren Faktoren.
- Planungsfehler
- Konstruktionsfehler
- mangelnde Wartung
- fehlerhafte Reparatur
- fehlerhafte Sanierung
- fehlerhafte Neuabdichtung
Das Flachdach in der Planung
Schon bei der Planung können zahlreiche Fehler gemacht werden. In Deutschland gelten Dächer mit einem Neigungswinkel von 2 bis 20 Grad als Flachdach. Das typische Flachdach besitzt dabei einen Dachneigungswinkel von zwei bis zehn Grad. Es gibt aber auch Dächer, die einen geringeren oder sogar gar keinen Neigungswinkel aufweisen.
Das Risiko, dass ein solches Dach undicht wird, ist enorm hoch. Zudem benötigen solche Dächer zwingend eine Kiesaufschüttung. Die hat mehrere Aufgaben zu erfüllen.
- UV-Schutz der darunterliegenden Abdichtung
- Temperaturschutz der Abdichtung (keine so enormen thermischen Ausdehnungen)
- Dachbeschwerung gegen Windsog bei einer Abdichtfolie
- Dachbeschwerung, um das Dach da, wo es aufliegt, durch die Beschwerung dicht zu halten
Je steiler das Flachdach, desto sicherer gegen Undichtigkeiten
Es sei angemerkt, dass der Dachneigungswinkel auch bei einem begehbaren Dach immer möglichst hoch sein sollte. Je größer dieser Winkel ist, desto besser und schneller kann Wasser ablaufen.
Das Flachdach in der Konstruktion
Unabhängig vom Dachtypen (Wärme-, Kalt- oder Umkehrdach) stoßen bei einem Flachdach verschiedene Materialien aufeinander.
- Bitumen auf Blech
- Beton auf Stein und Putz (beispielsweise bei Attika-Bauweise, Stufen)
- Kunststoff auf Beton
- Kunststoff auf Blech
Fundiertes Wissen über Baustoffe ist unerlässlich
All diese Materialien reagieren bei thermischer Beanspruchung unterschiedlich. Ein Material dehnt sich mehr als das andere aus. Daher kommt es an solchen Übergängen oft zu Spannungen im Material. Explizit hier müssen Sie Sorge tragen, dass Abdichtverfahren zum Einsatz kommen, die eine flexible Brücke zwischen den beiden Materialien darstellen. An Dachdurchbrüchen (Abfluss, Ständer für Antennen, Kamin, Attikasims) finden Sie genau diese Stellen.
Die Wartung vom Flachdach
Wenn Sie eine ausführende Firma fragen, ob ihre Flachdächer undicht werden, welche Antwort werden Sie wohl erhalten? Unabhängig davon, ob nur ernst gemeint oder auch tatsächlich zutreffend, Bauherrn sind nun oft der Meinung, sie müssten sich, ähnlich wie bei einem steilen Hausdach, nur alle Jahrzehnte um das Flachdach kümmern. Das ist ein folgenschwerer Fehler.
Regelmäßige Flachdachwartung ist Pflicht
Sie müssen ein Flachdach regelmäßig warten. Mindestens einmal jährlich sollte das Dach durch einen Fachmann inspiziert werden, um zu sehen, ob es irgendwo undicht wurde. Gleichzeitig können Sie das Dach selbst jedes halbes Jahr zusätzlich einer Sichtprüfung unterziehen. Vorzugsweise schließen Sie einen Wartungsvertrag mit einem Fachbetrieb.
Die Schädigung der Bausubstanz muss vermieden werden
Das Problem an einem undichten Flachdach ist weniger, dass es vielleicht im Rauminnern nass wird. Die Abdichtung in ihrer Gesamtheit schützt auch die Bausubstanz vor eindringender Nässe. Regnet es durch Ihr Dach, ist die Bausubstanz in den meisten Fällen schon schwer geschädigt.
Besonders ärgerlich ist das, weil die ursprüngliche Ursache meist sehr harmlos war.
- eine kleine Undichtigkeit an einer Bitumenbahn
- Flechten oder Moose
- eine Stelle mit stehendem Wasser
- angehende Beschädigungen an einer flexiblen Dichtbrücke zwischen zwei unterschiedlichen Materialien
Deshalb sollten Sie genau nach diesen möglichen Ursachen bei Ihrer Sichtprüfung Ausschau halten. Der Fachmann nimmt die gesamte Konstruktion dann einmal jährlich nach handwerklichen Aspekten unter die Lupe.
Fehlerhafte Reparatur, Sanierung und Neuabdichtung
Sämtliche Ursachen (falsche Planung, Konstruktion und Ausführung) können auch bei Sanierungs- und Reparaturmaßnahmen verantwortlich sein, dass das Dach schnell wieder undicht ist. Ebenso ist es möglich, dass die gesamte Substanz schon von Feuchtigkeitsschäden betroffen ist, aber nur eine oberflächliche Abdichtung vorgenommen wird. Besonders fatal daran: dann wird das Wasser förmlich eingeschlossen.
Fazit
Ein Flachdach ist komplex. Es ist komplex in der Planung, genauso in den gewählten Baumaterialien und der Bauausführung. Aber auch die regelmäßige Wartung wird oft vernachlässigt, Reparaturmaßnahmen viel zu spät und in zu geringem Umfang getroffen.
Auch wenn die Kosten für eine Vollsanierung erst dann „real“ für Sie werden, wenn es so weit ist: die permanente Wartung und Pflege des Flachdachs kostet ebenfalls Geld. Aber sie ist um ein Vielfaches preisgünstiger als eine Vollsanierung.
Bei einem Flachdach spricht man grundsätzlich nicht vom Neueindecken. Neu eingedeckt wird nur ein herkömmliches Steildach. Ein Flachdach wird immer abgedichtet.
Natürlich halten wir im Hausjournal weitere Artikel rund um das Flachdach für Sie bereit. So zum Bauen oder [Abdichten von einem Flachdach].