Kostenbeispiel Gerüstbau
Beispielsituation:
- Standgerüst
- Fassadengröße: 115 m²
- Lastklasse 4
- Breite: W09
- Standzeit: 4 Wochen
Posten | Preis |
---|---|
Auf- und Abbau | 1.380 EUR |
zus. Standzeit | 46 EUR |
Gesamtkosten | 1.426 EUR |
Kosten pro m² | 12,40 EUR pro m² |
Weiter unten im Artikel finden Sie zudem zwei weitere Preisbeispiele, mit einer teureren und einer günstigeren Beispielsituation. Damit erhalten Sie ein Gefühl für die Bandbreite des möglichen Kostenspektrums.
Kostenfaktoren
- Gerüstart
- Gerüstausführung
- Absturzsicherung
- Mietdauer
- Auf- und Abbau, technische Abnahme
- Region und Saison
- Einsatzbedingungen
- Zusätzliche Arbeiten
Gerüstart
Übliche Gerüstkosten
Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass sich die Gerüstkosten für die meisten üblichen Gerüstarten zwischen 5 und 20 EUR/m² bewegen (bei üblichen Standzeiten).
Standgerüst vs. Fahrgerüst
Grundsätzlich ist bei Gerüsten zwischen den üblichen Standgerüsten und Fahrgerüsten zu unterscheiden. Die Abrechnung ist in beiden Fällen gleich, sie erfolgt pro m² eingerüsteter Fläche.
Fahrgerüste sind teurer, aber die eingerüstete Fläche ist kleiner. Die Preise für Fahrgerüste sind in der Regel bis zu 50 % teurer als für Standgerüste. Dafür ist die eingerüstete Fläche kleiner, da die übliche Breite eines Fahrgerüstes gewöhnlich nur 2 bis 4 m beträgt.
Das Gerüst wird einfach verschoben, wenn in einem anderen Bereich gearbeitet werden soll.
Der Einsatz von Fahrgerüsten ist daher insgesamt kostengünstiger. Fahrgerüste sind damit insgesamt eine kostengünstige Alternative zur vollständigen Eingerüstung – sie können jedoch nicht in jedem Fall eingesetzt werden.
Voraussetzungen für den Einsatz von Fahrgerüsten. Grundvoraussetzung für den Einsatz eines Fahrgerüstes ist eine ebene, gut befahrbare Grundfläche.
Es muss eine freie Fläche mit einer doppelt so großen Tiefe wie bei einem Standgerüst zur Verfügung stehen, d. h. für ein Fahrgerüst wird deutlich mehr Platz benötigt.
Gerüstklassen
Gerüste werden nach DIN EN 12811 in verschiedene Gerüstklassen eingeteilt. Die Einteilung erfolgt nach:
- Breite
- lichter Höhe und
- Lastfähigkeit
Breitenklasse. Die 7 Breitenklassen (gekennzeichnet durch „W“ und eine zweistellige Zahl) reichen von 0,60 m bis 2,4 m Breite, jeweils in 30-cm-Schritten. Je nach Art der auszuführenden Arbeiten ist eine bestimmte Gerüstbreite vorgeschrieben.
Höhenklasse (lichte Höhe). Die Höhenklasse ist in den meisten Fällen unerheblich, da die in Deutschland überwiegend verwendeten Systemgerüste ohnehin nur in einer der beiden Höhenklassen (H1) vorkommen.
Gerüste der Höhenklasse H2 werden selten eingesetzt, weitere Höhenklassen gibt es nicht.
Lastklassen. Von großer Bedeutung sind die Lastklassen. Insgesamt gibt es 6 verschiedene Lastklassen:
- Lastklasse 1, nur für Inspektionsarbeiten zulässig, Verkehrslast (q1) von 0,75 kN/m²
- Lastklasse 2, für Arbeiten ohne Lagern von Baumaterial/Bauteilen, Verkehrslast (q1) von 1 kN/m²
- Lastklasse 3, Arbeiten und Lagern von leichten Baustoffen/Bauteilen, Verkehrslast (q1) von 2 kN/m².
- Lastklasse 4 – 6, Arbeiten und Lagern von schwereren Bauteilen/Baustoffen, mindestens Breitenklasse W09, Verkehrslast (q1) je Klasse von 3 bis 6 kN/m²
Maximallast für jede Lastklasse. Für jede Lastklasse sind auch bestimmte Maximallasten auf einer konzentrierten Fläche (F1 auf 500 x 500 mm und F2 auf 200 x 200 mm) definiert, die berücksichtigt werden müssen (vorgeschriebene Lastverteilung auf dem Gerüst).
Zum besseren Verständnis der Lastwerte: Für eine einzelne Person wird eine Last von 1 kN angenommen.
Vorgeschriebene Gerüstarten je nach Einsatz. Für jede Art von Arbeiten ist eine bestimmte Gerüstart vorgeschrieben. Der Aufwand für das Errichten der verschiedenen Arten von Gerüsten ist unterschiedlich hoch – und damit auch die Kosten.
Zusätzliche vorgeschriebene Schutzeinrichtungen. Für bestimmte Arbeiten sind zusätzliche, spezielle Schutzeinrichtungen vorgeschrieben (z.B. Dachdeckerfanggerüst).
Gerüstausführung
Neben der für bestimmte Arbeiten vorgeschriebenen Gerüstart kann auch die Ausführung des Gerüstes unterschiedlich sein. Unterschiede gibt es bei
- der Aufstellweise
- der Verankerung und
- den Materialien, aus denen die einzelnen Gerüstteile bestehen.
Diese Unterschiede wirken sich auch auf die Kosten aus.
Absturzsicherungen
Absturzsicherungen werden nach laufendem Meter berechnet. Falls zusätzliche Absturzsicherungen erforderlich sind, werden diese pro Meter verrechnet.
Übliche Kosten für Absturzsicherungen. In den meisten Fällen kann von Kosten zwischen 3 und 10 EUR je lfd. Meter Absturzsicherung ausgegangen werden.
Mietdauer
Übliche inkludierte Mietdauer. Häufig ist eine Mietdauer von bis zu 2 Wochen im Angebotspreis enthalten, in einigen Fällen auch bis zu 4 Wochen.
Geplante Wochenmiete für längere Zeiträume. Die Preise für die Wochenmiete liegen zwischen 0,20 und 1,20 EUR pro m², wenn das Gerüst länger benötigt wird. Die verlangten Mietkosten sind dabei während des Jahres nicht immer gleich, in vielen Fällen werden in der Saison, in der eine hohe Nachfrage nach Gerüsten besteht, höhere Wochenmieten verlangt.
Hohe Kosten bei Überschreitung der vereinbarten Mietdauer. Wird die geplante Mietdauer aufgrund von Arbeitsverzögerungen überschritten, ist mit hohen bis sehr hohen Zusatzkosten zu rechnen.
Diese werden von den Gerüstbaubetrieben als Schadensersatzforderung angesehen, da das Gerüst nicht zum geplanten Zeitpunkt für eine anderweitige Vermietung zur Verfügung steht. Dementsprechend hoch sind die geforderten Zusatzkosten für eine ungeplante Mietverlängerung.
Auf- und Abbau, technische Abnahme
Auf- und Abbau sowie Abnahme sind häufig bereits einkalkuliert. Der Aufwand für den Auf- und Abbau des Gerüsts sowie die technische Abnahme sind in den angebotenen Preisen enthalten.
Sehr unterschiedlicher Aufwand für Auf- und Abbau sowie Abnahme. Der Aufwand für den Auf- und Abbau sowie für die technische Abnahme kann im Einzelfall sehr unterschiedlich sein – je nachdem, ob es sich um ein eigenes Gerüst handelt, ob es selbst oder von einer Fremdfirma aufgebaut wird und welcher Aufwand im Einzelfall für die technische Abnahme des Gerüsts (Umfang der erforderlichen Prüfungen) anfällt.
Unterschiedlicher Aufwand führt zu großen Preisunterschieden. Gerüstpreise können daher von Fall zu Fall sehr unterschiedlich ausfallen, da der Aufwand für den Gerüstbauer auch bei ähnlichen Gerüsten sehr unterschiedlich sein kann.
Region und Saison
Regionale Unterschiede. Grundsätzlich lassen sich bei den Gerüstkosten immer regionale Unterschiede feststellen: In Ballungsgebieten oder in unmittelbarer Nähe von Ballungsgebieten sind die Kosten meist deutlich höher als in ländlichen Gebieten. Dies hängt unter anderem mit der höheren Nachfrage in dichter besiedelten Gebieten zusammen.
Saisonale Unterschiede. Gleiches gilt für Jahreszeiten, in denen gewöhnlich Gerüste sehr häufig angefragt werden. In diesen Zeiten können die Preise deutlich höher liegen als in einer „ruhigeren“ Saison.
Einsatzbedingungen
Neben den Vorschriften für bestimmte Gerüstarten und Gerüstausführungen für bestimmte Arbeiten spielen auch die örtlichen Gegebenheiten am Aufstellort eine Rolle für die Kosten:
- Gesamtmaße der Gebäudefläche
- bauliche Ausführung des Gebäudes (z. B. Breite des Dachvorsprungs, vorhandene verwinkelte Ecken)
- vorhandene Verankerungsmöglichkeiten am Gebäude (besonders bei vorhandenen Wärmedämmungen an der Fassade).
Die örtlichen Gegebenheiten erfordern oft eine sehr individuelle Anpassung der Gerüstplanung. Gegebenenfalls muss das Gerüst sogar komplett nach außen abgestützt werden, was die Kosten erheblich erhöhen kann.
Zusätzliche Arbeiten
Gegebenenfalls müssen noch zusätzliche Arbeiten durchgeführt werden, die die Kosten weiter erhöhen können:
- Zusätzliche Sicherung
- Aufstellung genehmigen
Zusätzliche Sicherung
Im Einzelfall können zusätzliche Sicherungen oder Gerüstausstattungen erforderlich sein.
Zahlreiche unterschiedliche Sicherungen. Die Absturzsicherung ist nur eine davon, daneben können auch andere, spezielle Ausrüstungen gefordert werden.
Die Zusatzkosten für verschiedene Sicherungen sind sehr unterschiedlich. Die Zusatzkosten richten sich immer nach der Art der Sicherungseinrichtung und dem Umfang, in dem sie angebracht werden muss.
Aufstellung genehmigen
Gerüststellung im öffentlichen Raum erfordern eine behördliche Genehmigung. Wird das Gerüst nicht auf dem eigenen Grundstück, sondern im öffentlichen Raum (z.B. auf dem Gehweg vor dem Haus) aufgestellt, ist eine behördliche Genehmigung notwendig.
Zusatzkosten durch Gebühren und vorgeschriebene Verkehrssicherungsmaßnahmen. Die Behörde erhebt Gebühren (die Höhe richtet sich nach der jeweiligen Gemeinde und den genauen Aufstellbedingungen).
Sie kann darüber hinaus besondere Verkehrssicherungsmaßnahmen (Absperrungen, Einrichten von Umleitungen und Beschilderungen, Beleuchtung) und eine regelmäßige Kontrolle der Verkehrssicherung anordnen. Dies kann zu erheblichen Mehrkosten führen.
Kostenbeispiel aufwändige Ausführung
Beispielsituation:
- Standgerüst
- Fassadengröße: 115 m²
- hohe Traglast erforderlich
- zusätzliche Absturzsicherung erforderlich
- aufwendiger Aufbau / Verankerung
- Standzeit 8 Wochen in der Hauptsaison
Posten | Preis |
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Auf- und Abbau | 1.850 EUR |
zus. Standzeit | 690 EUR |
Gesamtkosten | 2.540 EUR |
Kosten pro m² | 22,09 EUR pro m² |
Kostenbeispiel einfache Ausführung
Beispielsituation:
- Standgerüst
- Fassadengröße: 115 m²
- Arbeiten ohne Materiallagerung
- Standzeit 2 Wochen
Posten | Preis |
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Auf- und Abbau | 850 EUR |
zus. Standzeit | 0 EUR |
Gesamtkosten | 850 EUR |
Kosten pro m² | 7,20 EUR pro m² |
Kosten sparen
Kosten lassen sich durch folgende Maßnahmen sparen:
- Angebote vergleichen
- Handwerksbetriebe mit eigenen Gerüsten beauftragen
- Förderungen / Steuerabsetzungen
Angebote vergleichen
Bei selbst benötigtem Gerüst mehrere Angebote einholen. Wird für selbst durchgeführte Arbeiten ein Gerüst benötigt, sollten im Vorfeld unbedingt mehrere Angebote eingeholt und verglichen werden.
Geringe Unterschiede im Quadratmeterpreis führen zu großen Unterschieden bei den Gesamtkosten. Schon wenige Euro Unterschied pro m² machen auf die gesamte Fassade gerechnet erhebliche Unterschiede bei den Gesamtkosten aus.
Handwerksbetriebe mit eigenen Gerüsten beauftragen
Gerüstkosten bei Handwerksbetrieben mit eigenen Gerüsten oft geringer. Handwerksbetriebe, die über eigene Gerüste verfügen, haben oft geringere Gerüstkosten als Unternehmen, die einen Gerüstbauer mit der Einrüstung beauftragen.
Beim Angebotsvergleich auch Gerüstkosten berücksichtigen. Beim Vergleich von Angeboten sollte auf entsprechende Kostenunterschiede geachtet werden, ggf. kann ein günstiger Gerüstbauer selbst mit der Einrüstung beauftragt werden, wenn dadurch Kosten eingespart werden können.
Förderungen oder Absetzen bei der Steuer sind möglich:
Die Handwerkerkosten sind steuerlich absetzbar, darüber informiert unser Beitrag Handwerkerkosten absetzen.
FAQ
Was kostet das Aufstellen eines Gerüsts?
In unserem Beispiel kostet das Aufstellen des Gerüsts 12,40 EUR pro m². Auf den tatsächlichen Preis wirken allerdings zahlreiche Faktoren ein.
Welche Faktoren beeinflussen den Preis?
Die wichtigsten Faktoren sind die benötigte Art und Ausführung des Gerüsts und die Gegebenheiten vor Ort (Verankerungsmöglichkeiten, bauliche Gegebenheiten am Gebäude). Weitere Faktoren finden Sie hier.
Welche Möglichkeiten gibt es, Kosten zu sparen?
Kosten lassen sich sparen, indem man im Vorfeld mehrere Angebote vergleicht und bevorzugt Handwerksunternehmen beauftragt, die eigene Gerüste einsetzen. Weitere Möglichkeiten zum Kosten sparen finden Sie hier.