Eine Heizung mit Wasser nachzufüllen ist vom Prinzip her eine auch für Laien leicht realisierbare Aufgabe. Nicht ganz so einfach, wie Blumen gießen, aber wer technisch auch nur ein wenig belesen ist, muss dafür ganz bestimmt keinen Handwerker rufen. Ein sicheres Indiz dafür, dass in Ihrer Anlage Wasser fehlt, ist eine nachlassende Leistung, die unmittelbar an den Heizkörpern wahrgenommen wird. Meist treten darüber hinaus auch zusätzliche Probleme bei der Warmwasseraufbereitung auf und es wird ein Zischen oder Blubbern in den Heizungsrohren hörbar.
Druck im Heizungssystem, aber wofür?
Physikalisch gesehen baut Wasser in geschlossenen Systemen prinzipiell automatisch einen gewissen Druck auf. Der wiederum ist durch das Eigengewicht bedingt und steigt umso mehr, wie die Größe des Abstands zwischen dem höchsten Punkt Ihrer Heizungsanlage bis zum Druckmanometer im Keller zunimmt. Pro Meter geht man hier von einem Wert von 0,1 bar aus. Bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus ist ein Betriebsdruck von 0,6 bis 1,5 bar optimal, der allein durch die Bauhöhe des Gebäudes automatisch erreicht wird. Aber eben nur dann, wenn der Wasserstand lt. Betriebsanleitung des Herstellers korrekt ist und sich die Flüssigkeit gleichmäßig im System verteilen und erforderlichen Druck aufbauen kann.
Optimale Druckwerte, woran erkenne ich die?
Am Manometer, das sich unmittelbar an der Heizungsanlage im Keller befindet, sind die idealen Druckwerte in der Regel farblich markiert. Je nach Hersteller liegen sie im Bereich zwischen 1 bis 2 bar und sollten auch nicht wesentlich unter- oder überschritten werden. Eine weitere Möglichkeit wäre, die vorgeschriebenen Werte im Betriebshandbuch nachzuschlagen, das gleichzeitig auch eine genaue Anleitung zum Thema „Heizung – Wasser nachfüllen enthalten sollte. Noch besser: Sie waren selbst dabei, als Ihr Heizungsmonteur die letzte Revision an Ihrer Anlage durchgeführt hat und werden daher beim Nachfüllen von Wasser in die Heizanlage bestimmt nichts falsch machen.
Nicht jedes Wasser eignet sich zum Nachfüllen der Heizung
Magnesium, Kalzium wie auch bestimmte Chloride und Sulfate im Trinkwasser können – besonders auf Dauer gesehen – zu Kalkablagerungen und damit zu Funktionsstörungen im System der Heizungsanlage führen. Vielleicht kennen Sie diese unangenehmen Rückstände bereits vom Wasserkocher oder dem Heizstab Ihrer Waschmaschine. In einem geschlossenen System, wie es sich in Heizungsanlagen naturgemäß darstellt, bleiben solche Ablagerungen oft über längere Zeit unentdeckt und führen schlimmstenfalls zum Totalausfall. Darüber hinaus kann ungeeignetes Wasser, das zum Nachfüllen der Heizung genutzt wurde, die Gewährleistungs- bzw. Garantieansprüche gefährden. Die entsprechenden Anforderungen dazu sind in der VDI-Richtlinie 2035 (Grenzwerte für den pH-Wert und die Wasserhärte von Heizungswasser) festgeschrieben.
Verunreinigtes Heizungswasser vs. Trinkwasserkreislauf
Im Interesse der Trinkwasserqualität muss beim Nachfüllen von Wasser auf die Heizung eine strikte Trennung beider Systeme erfolgen. Wie diese Forderung umgesetzt werden kann, regelt die Europanorm DIN EN 1717, die seit August 2011 in Kraft ist und die bisherige DIN 1998 Teil 4 ersetzt. Das heißt, sollte an der Anlage nicht bereits werkseitig ein Schlauch zum Befüllen installiert sein, muss eine geeignete Vorrichtung, die den Anforderungen des Betriebshandbuches entspricht, nachgerüstet werden. Oft genügt allerdings schon ein handelsüblicher Gartenschlauch, der über einen sogenannten Systemtrenner mit der Heizungsanlage gekoppelt wird. Dadurch wird ausgeschlossen, dass verunreinigtes Wasser aus der Heizungsanlage zurückfließen kann und das Trinkwassernetz unter Umständen mit gesundheitsgefährdenden Keimen belastet. Die zuletzt genannte Norm regelt übrigens auch jeden einzelnen Schritt zum Nachfüllen der Heizung akribisch genau. Wir stellen es für „Selbermacher“ ein wenig kürzer und einfacher dar.
6 Schritte zum Nachfüllen von Heizungswasser
Da nicht direkt in das System des Heizungskreislaufs eingegriffen wird, braucht es für die nachfolgend aufgeführten Schritte weder spezielles Werkzeug noch Material. Dennoch sollte, besonders beim Aufdrehen von Armaturen, keine große körperliche Gewalt angewendet werden. Darüber hinaus wird empfohlen, diese Arbeiten nur dann zu erledigen, wenn man sich der fachlich und sachlich richtigen Ausführung tatsächlich sicher ist. Im Zweifelsfall sollte immer ein Fachmann zurate gezogen werden, um eventuelle Schäden am Heizungssystem auszuschließen.
1. Abschalten der Umwälzpumpe
Dieses eher unscheinbare Bauteil reguliert den wechselnden Druck innerhalb des Rohrsystems. Modernere Systeme analysieren die Vor- und Rücklauftemperaturen des Heizungswassers und steuern damit den Wärmebedarf im gesamten Haus. Während des Nachfüllens der Heizung mit Wasser muss dieser Kreislauf demzufolge unbedingt unterbrochen werden. Ideal ist, wenn mit den weiteren Arbeiten erst ca. 60 Minuten später begonnen wird.
2. Öffnen aller Thermostatventile
Während dieses Prozedere bei älteren Ausführungen von manuellen Heizungsreglern relativ problemlos möglich sein sollte, müssen Besitzer von automatischen SmartHome Systemen eventuell vorher noch mal einen Blick in ihr Benutzerhandbuch werfen. Es ist enorm wichtig, dass tatsächlich alle Thermostatventile vollständig geöffnet sind, ehe Wasser in die Heizung nachgefüllt wird. Auch bei diesem Schritt darf nun einige Minuten gewartet werden, bis sich das System vom Druck her insgesamt ausgleicht, was meistens an einem leisen Zischen innerhalb der Heizkörper akustisch wahrnehmbar ist.
3. Anschließen des Wasserschlauchs
Als Nächstes wird nun der Trinkwasser- mit dem Heizwasserkreislauf verbunden. Dies geschieht am einen Ende über den sogenannten KFE-Hahn (Kessel-Füll- und Entleer-Hahn an der Heizung), der in der Nähe des Kessels sitzt und einem beliebigen Wasserhahn, der vorher mit unserem, weiter oben erläuterten Systemtrenner verbunden wurde. Da unerwünschte Luft in der Heizungsanlage möglichst vollkommen vermieden werden soll, muss der Schlauch schon vor dem Anschließen an den KFE-Hahn vollständig mit Wasser gefüllt sein.
4. Die Heizung mit Wasser nachfüllen
Um spontanen und übermäßigen Druck auf das Heizungssystem zu verhindern, wird jetzt zunächst der Wasserzulauf aufgedreht und der KFE-Hahn ungefähr ein viertel weit geöffnet. Das Wasser kann jetzt langsam in das Leitungssystem nachfließen und wird so lange laufen gelassen, bis der Wert am Druckmanometer den vorgeschriebenen Kennzahlen aus der Betriebsanleitung der Heizungsanlage entspricht. Eine spontane Erhöhung der Einfüllmenge und damit des Drucks im System ist nicht angebracht, da ansonsten ein vorzeitiger Verschleiß oder – über längere Zeit gesehen – mit einem Totalausfall der Heizungsanlage gerechnet werden muss.
5. Nacharbeiten im Heizungskeller
Nachdem die gewünschte Menge Wasser in der Heizung nachgefüllt ist, wird nun der Schlauch zunächst am Frischwasserzufluss und danach am KFE-Hahn getrennt, um ihn anschließend in einem Eimer leerlaufen zu lassen. Die Umwälzpumpe kann nun ebenfalls wieder an das Stromnetz angeschlossen werden und während der Zeit, in der sich das aufgefüllte Wasser gleichmäßig im Heizungssystem verteilt, sollten Sie den nun wieder einsetzenden Druckaufbau sicherheitshalber noch einige Minuten am Manometer kontrollieren.
6. Kontrolle und eventuelle Entlüftung der Heizkörper
Sie haben alles richtig und ordentlich gemacht, wenn sich alle Heizkörper nun wieder gleichmäßig und geräuschlos auf die an den Reglern voreingestellten Temperaturen erwärmen. Besonders bei älteren Systemen kann es sich jedoch erforderlich machen, einige der Heizungen in den Räumen nochmals kurz zu entlüften. Für den Fall, dass übermäßig viel Luft ausgetreten ist, wird eine nochmalige Kontrolle des Betriebsdrucks an der Heizungsanlage im Keller empfohlen. Im ungünstigsten Fall muss das Nachfüllen von Wasser auf die Heizung nochmals und wie beschrieben ein weiteres Mal erfolgen. Danach können die Heizungsthermostate im gesamten Haus wieder auf die gewünschte Wärmemenge reguliert und das SmartHome-System in Betrieb genommen werden.
Wenn jetzt alles normal läuft, sollte dennoch in den nächsten Tagen regelmäßig der Druck in der Anlage kontrolliert werden und möglichst auch dann, wenn Ihre Heizung über ein automatisches Sicherheitsventil verfügt, das einen zu hohen Betriebsdruck selbstständig absenkt. Auch dieser Mechanismus neigt mitunter zu einem Ausfall, der zu nachhaltigen Schäden im Heizungskreislauf führen kann.
Wann und wie oft Wasser in die Heizung nachfüllen?
Generell bietet sich für solche Wartungsarbeiten der Beginn der Heizperiode an. Während der übrigen Zeit genügen routinemäßige Kontrollen, die sich auf das Ablesen der aktuellen Druckwerte an der Heizungsanlage beschränken. Erfahrene Fachbetriebe, die mit der regelmäßigen und in der Regel einmal jährlich stattfindenden Heizungsüberprüfung beauftrag werden, erledigen das Nachfüllen von Wasser auf die Heizung ohnehin aus Gewohnheit bzw. als eine im Preis inbegriffene Dienstleistung mit. Bei älteren Anlagen hat sich eine augenscheinliche Überprüfung des Wasserstandes und -drucks, die alle drei Monate durch den Hauseigentümer selbst erfolgt, als durchaus ausreichend bestätigt.
Sind automatische Systeme zum Nachfüllen von Wasser besser geeignet?
Wer eine Neuinstallation seiner Anlage plant, sollte auch die zusätzlichen Kosten von um die 300,- Euro für einen automatischen Heizungsfüllblock mit einkalkulieren. Wenn alles sauber funktioniert, ist auch der leidige und oftmals vergessene Eintrag „Heizung: Wasser nachfüllen“ im Terminkalender ein für alle Mal überflüssig und man schlägt damit im Prinzip gleich drei der berühmten „Fliegen mit einer Klappe“:
- Systemtrenner, Gartenschlauch und ein eventueller Filter zum Entkalken des Trinkwassers werden überflüssig, da sie im System bereits komplett integriert sind;
- Eingebauter Regler, der den voreingestellten Druck automatisch überwacht, reguliert und der jeweiligen Betriebslast der Anlage selbstständig anpasst;
- Ein Heizungsfüllblock übernimmt die konstante und optimale Beschickung, sodass ein manuelles Nachfüllen von Wasser auf die Heizung seitens der Bewohner oder Besitzer von Ein- oder Mehrfamilienhäusern überflüssig wird.
Apropos Gartenschlauch: Die oben zitierte DIN-Norm sieht verbindlich vor, dass Heizungswasser- und Trinkwassersystem nicht dauerhaft miteinander verbunden sein dürfen, was grundsätzlich auf gesundheitliche Aspekte zurückzuführen ist. Der Schlauch kann dabei allerdings kraftschlüssig an den beiden Anschlüssen montiert bleiben. Mit einem Hebel und dessen interner Abschirmung muss jedoch jederzeit eine sofortige und vollständige Unterbrechung des Wasserzuflusses möglich sein.
Schnellanleitung zum Nachfüllen der Heizung mit Wasser:
- Kontrolle des aktuellen Betriebsdrucks in der Anlage;
- Umwälzpumpe abstellen;
- Sämtliche Thermostate auf höchste Stufe regeln;
- Erst KFE-Hahn, danach Frischwasserzufuhr öffnen;
- Druckmanometer beobachten;
- Nach Erreichen des Betriebsdrucks erst Frischwasser- und danach Sperrventil schließen;
- Pumpe der Heizung einschalten;
- Ggf. Entlüftung, danach Thermostatregler wieder auf der gewünschten Stufe positionieren;