Nachteile der Innendämmung: Gefahr von Kondensationsschäden und Wärmebrücken
Bauphysikalisch ist die Innendämmung von Außenwänden mit einigen Nachteilen verbunden. Zum einen lassen sich sogenannte Wärmebrücken durch dieses Verfahren nicht eliminieren. Wärmebrücken sind Bereiche der Gebäudehülle, die einen deutlich geringeren Wärmedurchlasswiderstand besitzen als ihre Nachbarregionen an Wänden oder Decken, woraus ein stärkerer lokaler Wärmeabfluss resultiert. Auf diesen kühleren Stellen kann außerdem feuchte Raumluft kondensieren und zu feuchten Stellen oder Schimmelbildung führen. Daneben ist die Gefahr von Kondensationsschäden auch innerhalb des gesamten Wandaufbaus gegeben: Die Innendämmung verhindert eine raumseitige Erwärmung der Außenwände, an deren Innenseiten sehr niedrige Temperaturen bestehen können. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von über 50 Prozent und Oberflächentemperaturen unter 10 Grad Celsius kann sich zwischen der inneren Dämmschicht und der Außenwand Kondenswasser bilden. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass sich durch eine Innendämmung die nutzbare Fläche der so sanierten Räume etwas verringert.
Die Gefahr von Kondensationsschäden ist übrigens nicht nur in der kalten Jahreszeit, sondern auch in den Sommermonaten gegeben. In der Physik wird dieser Vorgang als Umkehrdiffusion bezeichnet: Sie tritt dann auf, wenn feucht-warme Luft von außen deutlich mehr Wasserdampf enthält als die kühlere Raumluft. Die Feuchtigkeit diffundiert dann von außen nach innen – im Vergleich zum Winter in umgekehrter Richtung – durch die Wände und kondensiert an innenliegenden kälteren Schichten, also zwischen Außenwand und Innendämmschicht.
Effektive Innendämmung durch kapillaraktives Material
Moderne Innendämmsysteme sorgen heute dafür, dass sich bei einer fachgerechten Ausführung der Sanierung die Nachteile des Verfahrens weitgehend ausgeschaltet werden können. Experten gehen inzwischen davon aus, dass eine luftdichte Kondensationssperre („Dampfsperre“) auf Dauer nicht zu haben ist. Materialfehler, noch „arbeitende“ Wandbereiche oder schwer abzudichtende Stellen – beispielsweise im Bereich von Versorgungsleitungen, Fenstern oder Türen – limitieren ihre Wirksamkeit. Die Alternative besteht darin, das Konsenswasser in unschädlicher Form zu speichern und in der warmen Jahreszeit zu trocknen. Die Bausubstanz oder die Innendämmung selbst müssen dafür bestimmte Materialeigenschaften besitzen.
Feuchteunempfindliche und kapillaraktive Baumaterialien verteilen das Kondenswasser und leiten die Feuchtigkeit an die Oberfläche der Dämmschicht, wo sie trocknen kann. Eine völlig luftdichte Dampfbremse erweist sich hier als kontraproduktiv, optimal ist dagegen eine feuchtevariable Innendämmschicht. Wenn die zu dämmende Außenwand aus einem kapillar leitenden Material – etwa weich gebrannten Ziegeln – besteht, muss dessen Kapillarität erhalten bleiben. Innenseitige Sperrschichten durch wasserundurchlässige Anstriche oder Zementputz dürfen in solchen Fällen nicht entstehen. Wenn die von innen zu dämmende Außenwand nicht in der Lage ist, das Kondenswasser in unschädlicher Form zu absorbieren, muss diese Aufgabe durch die Dämmstoffe übernommen werden. Gut geeignet sind hierfür unter anderem Holz- oder Kalzium-Silikat-Platten, die bei einem unmittelbaren und großflächigen Kontakt mit der Außenwand bewirken, dass sich das Diffusionsverhalten der zu dämmenden Bereiche ändert.
In jedem Fall gehört eine fachgerechte Innendämmung von Außenwänden in die Hände von Experten, die die aktuellsten Entwicklungen in diesem Bausegment kennen und in der Lage sind, sie praktisch umzusetzen. In diesem Fall kann eine Innendämmung eine ebenso wirtschaftliche wie energetisch wirkungsvolle Methode für eine nachhaltige Sanierung sein.