Vier Materialunterschiede wirken auf die Kombination
In vielen Häusern in Ständerwerkbauweise und in ausgebauten Dachgeschossen bestehen die Wände meist aus Rigips. Die Oberflächen der Platten lassen sich verputzen, bringen aber speziell für Lehmputz nicht die idealen Eigenschaften mit. Die größten Differenzen bestehen in:
1. Ausdehnung bei steigenden Temperaturen und Zusammenziehen bei Abkühlung
2. Diffusionsverhalten bei der Feuchtigkeitsaufnahme und Abgabe
3. Mechanische Beschaffenheit des starren Lehms und des biegsamen Gipses
4. Nichthaltbarkeit durch die Glätte der Oberflächen
Funktionen der Grundierung und Haftbrücke
Der Lehmputz diffundiert nicht nur in Richtung Raum, sondern auch auf der Rückseite zum Rigips gerichtet. Die Feuchtigkeitsabgabe beschädigt Rigips, was im leichteren Fall nur die Deckschicht aus Papier betrifft. Meist kommt der Rigips nicht mit der Feuchtigkeit zurecht und die weicher werdende Platte reagiert mit Ausdehnen und Verformen. Eine Grundierung muss die Feuchtigkeitsabgabe zwischen den beiden Seiten regulieren.
Die unterschiedliche Ausprägung der physikalischen Eigenschaften von Lehmputz und Rigips setzen eine Entkoppelung voraus. Eine Grundierung beziehungsweise Zwischenschicht muss „elastisch“ genug sein, um Spannungen zwischen den beiden Werkstoffen auszugleichen.
Rigips besitzt, ähnlich wie Gipsputz, eine sehr glatte Oberfläche. Dem Lehmputz muss geholfen werden, sich „festhalten“ zu können, da ihm die Eigenschaft des „Ankrallens“ anderer Putzarten fehlt.
Sperrgrund muss entkoppeln und vor Feuchtigkeit schützen
Ein sogenannter Sperrgrund vereint die ausgleichenden und überbrückenden Eigenschaften. Quarzsand ist der zentrale Bestandteil einer Grundierung. Mit der zunehmenden Stärke der beabsichtigten Putzschicht muss die Sperrschicht relativ mitwachsen.
In den meisten Fällen ist das Aufbringen eines Oberputzes aus Lehm bis fünf Millimeter ohne erweiterten Sperrgrund möglich. Um den Rigips von Eigenbewegungen wie Verziehen abzuhalten, leisten kreuzförmig auf der Rückseite aufgebrachte Stützleisten gute Dienste.