Risiko der aufschiebenden Verschlimmerung
Bei einer gängigen und typischen Raufasertapete kommt vielen Renovierern schnell die Idee, ausgefranste Ecken oder andere schadhafte Stellen mit Spachtel „zuzuschmieren“. In den meisten Fällen soll das direkte Spachteln das mühselige Entfernen der Tapete ersparen.
Zu beachten ist die Unterschiedlichkeit von Tapeten aus Papier oder Textilien und dem aushärtenden „Schmierstoff“ der Spachtelmasse. Schon beim vermeintlich dauerhaften Verspachteln von Rissen in Tapeten hat die beabsichtigte Reparatur oft nur aufschiebende Wirkung. Im schlechten Fall können sich als „Belohnung“ für die vorerst erzielte Arbeitsersparnis sogar zwei Risse an den Rändern zwischen Spachtelfläche und Tapetenoberfläche bilden.
Sonderfälle
Zwei Sonderfälle können das Spachteln von Tapete vom Vorwurf des Pfuschs, zumindest teilweise, befreien. Wenn alte Tapete vollständig sehr gut verklebt ist und sich beim Lösen nur schwer vom Putzuntergrund trennen lässt, kann ein Umwidmen der Tapete zu einer Trägerschicht die beste Lösung sein. Durch das Verspachteln der Flächen wird eine neu tapezierbare, streichbare oder verputzbare Oberfläche geschaffen.
Stabil haltende unversehrte Tapeten eignen sich oft unentfernt als Putzuntergrund. Im fließenden Übergang zwischen Verspachteln und Verputzen kann das Streichen von Spachtelmasse mit entsprechender Viskosität einen sowieso erforderlichen Vorputz beziehungsweise eine Haftbrücke ersetzen. Insbesondere bei tapezierten Zimmerdecken ist diese Vorgehensweise üblich.
Wenn einer dieser Sonderfälle umgesetzt wird, ist immer eine ausgiebige Prüfung der Haltbarkeit auf dem Untergrund notwendig. Spachtelmasse und Putz erzeugen Gewichtsbelastungen, für die Tapetenverleimungen natürlich nie ausgelegt waren. Unbedingt geprüft werden muss auch, ob sich unter der oberen Tapetenschicht noch weitere Tapetenschichten „verstecken“.