Bauphysik und Materialeigenschaften verhindern Realisierung
Der klassische Ort, an dem ein Bitumenanstrich mit Fliesen belegt werden soll, sind Dachterrassen und unbedachte Balkone oder Flachdächer von Anbauten und Garagen.
Bitumen besteht überwiegend aus Kohlenwasserstoffen, die empfindlich auf viele
Inhaltsstoffe von Fliesenkleber reagieren. Die außerdem enthaltenen Ölsubstanzen und Derivate funktionieren wie ein Trennmittel und geben Kleber keine Haftung.
Ein bauphysikalisches Problem entsteht durch die Eigenschaften und das Verhalten von Bitumen bei Temperaturänderungen. Als thermoplastischer Stoff hat er eine spröde Konsistenz, die mit ansteigenden Temperaturen weicher wird, bis ins zähflüssige und im Extremfall dünnflüssige übergehen kann.
Kein Fliesenkleber, auch nicht die elastischsten Flexkleber ist in der Lage, diese „Bewegungen“ durch Zustandsänderung auszugleichen.
Lösungen zum Fliesen über Bitumenanstrichen
Die am wenigsten aufwendige, beste und sicherste Methode, Fliesen über Bitumenanstrichen zu verlegen, ist das Fliesen ohne Fliesenkleber. Für den Außenbereich, um den es sich fast ausnahmslos handelt, wenn Bitumenanstriche aufgebracht wurden, ist die Verlegung mit Stelzlagern die idealste Lösung.
Als Alternative kann ein Estrich auf den Bitumenanstrich aufgezogen werden, der im Bauwesen als Trennschicht bezeichnet wird. Diese Methode ist nur Laien zu empfehlen, die viel Erfahrung und gute Kenntnisse zu Bauphysik und Materialkunde besitzen.
Als Estrich können folgende Produkte eingesetzt werden:
- Reaktionsharzmasse auf zementärer Basis
- Polyurethanspachtelmassen
- Schwimmender Estrich auf Gipsbasis
- Mit Kalziumsulfat gebundene Estricharten
Nachdem der Estrich verlegt wurde, abgebunden hat und ausgetrocknet ist, wird ein zur Estrichbeschaffenheit passender Fliesenkleber aufgetragen. Der Estrich dient sowohl als haftungsfähiger Untergrund als auch als „Puffer“, der die unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften der beteiligen Werkstoff ausgleicht.