Das Heilsversprechen für alle schmutzigen und vermoosten Dächer
Mehr als nur ein Anbieter im Internet wirbt mit seinen Kupferfirsten oder mit ganz leicht nachträglich anzubringenden Kupferbändern auf dem Dach.
Dem Hausbesitzer sollen damit jegliche hartnäckigen Verschmutzungen auf dem Dach und insbesondere Moosbefall erspart bleiben.
Die Maßnahme ist dabei nicht immer ganz billig, vor allem bei den Metallpreisen der letzten Jahre. Kupferbänder, die aber nicht so wirksam sein sollen, halten sich dabei noch einigermaßen im Rahmen, Kupferfirste können aber schon ganz schön teuer kommen.
Die Wirkweise wird dabei so erklärt: Das Regenwasser schwemmt Kupferionen aus dem First oder den angebrachten Bändern aus, und diese würden dann, wenn das Wasser über das Dach läuft nicht nur Verschmutzungen verhindern, sondern auch bereits vorhandene entfernen.
Wogegen Kupferfirste und Kupferbänder helfen sollen
- gegen Moose (angeblich auch gegen Algen in anderen Bereichen)
- gegen Flechtenbefall
- gegen eine Verschmutzung des Daches
Was dagegen spricht
Insgesamt gibt es drei grundlegende Punkte, die das gegebene Heilsversprechen für die Hausbesitzer auf jeden Fall fraglich erscheinen lassen.
Der erste Punkt betrifft bereits die gleichmäßige Reinigung des Daches: Wenn das so funktionieren soll, wie von den Herstellern angegeben, kann eine Reinigung außerhalb des Wasserablaufs nicht erfolgen, da das Regenwasser bei gewellten Ziegeln vor allem im oberen Bereich des Daches lediglich in der Mitte der Rinne abläuft.
Der zweite fragliche Punkt betrifft das „Ausschwemmen“ von Kupferionen – wenn bei jedem Regenfall Kupferionen ausgeschwemmt werden, müsste sich das Kupfer ja zu irgendeinem Zeitpunkt deutlich verringert oder ganz aufgelöst haben. Das ist bislang aber noch bei keinem Kupferdach aufgefallen.
Und um eine „Ionisierung des Regenwassers“ tatsächlich überhaupt herbeizuführen müsste auch die zur Verfügung stehende Kupferfläche entsprechend groß sein – jedenfalls größer als die, die ein Kupferfirst dem auftreffenden Regen bietet.
Und der dritte Punkt, der zumindest schlüssig geklärt werden müsste: was passiert, wenn das Kupfer seine typische Patina nach einigen Jahren angesetzt hat?
Die Praxis
In der Praxis werden tatsächlich in manchen Fällen – wenigstens punktuell – Reinigungsergebnisse erzielt. Der Grund dürften allerdings eher schwefelige Säuren sein, die von alten Ölheizungen und ihrem Rauch stammen, und die sich mit dem Kupfer verbinden und in einigen Bereichen dann das Dach tatsächlich sauberer aussehen lassen.