Die Außendämmung von Fassaden erfolgt heute sowohl bei Neubauten als auch in Sanierungsprojekten in erster Linie durch Wärmedämmungsverbundsysteme (WDVS), die eine integrierte Lösung für eine effiziente Wärmedämmung und das Verputzen oder die Verkleidung der Hausfassade mit Isolierklinkern bieten. Für Bauherren, die sich für die Fassade ihres Hauses größere Gestaltungsfreiheit wünschen, kann eine hinterlüftete Vorhangfassade eine gute Alternative sein. Der Wetterschutz der Fassade kann bei dieser Dämmungslösung beispielsweise auch durch Holz- oder Schieferverkleidungen erfolgen. Hinterlüftete Vorhangfassaden eignen sich sowohl für Eigenheime als auch für größere Bauprojekte. Nachteile ergeben sich vor allem aus dem vergleichsweise hohen Preis dieser Form der Wärmedämmung. Durch einen Zuschuss oder einen zinsgünstigen Kredit der KfW kann sie jedoch öffentlich gefördert werden.
Tabelle 1: Kosten für eine hinterlüftete Vorhangfassade und ein WDVS im Vergleich
Dämmungsart | Kosten pro m2 |
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Hinterlüftete Vorhangfassade | 170 – 300 Euro |
WDVS | 100 – 150 Euro |
Hinterlüftete Vorhangfassade: Aufbau und Vorgaben für die Konstruktion
Aus bautechnischer Sicht ist eine hinterlüftete Vorhangfassade eine sogenannte Kaltfassade. Dabei handelt es sich um mehrschalige Außenwandkonstruktionen, deren einzelne Schichten unterschiedliche bauphysikalische und konstruktive Funktionen übernehmen. Den Witterungsschutz einer solchen Fassade übernimmt die vorgehängte Wandverkleidung, hinter der eine kalte Luftschicht steht. Die Wärmedämmung ist in die innere Schale integriert, die (von außen nach innen) aus einer Winddichtung, der Dämmschicht sowie der tragenden Konstruktion besteht.
Aufbau einer hinterlüfteten Vorhangfassade
Um eine hinterlüftete Vorhangfassade zu errichten, wird eine Unterkonstruktion aus Holzleisten oder Aluminiumprofilen auf die tragende Außenwand montiert. Falls die Fassade eine Verkleidung aus Stein oder anderen schweren Materialien erhalten soll, wird die Unterkonstruktion in der Regel aus Edelstahlankern erstellt. Die Zwischenräume der Unterkonstruktion werden anschließend lückenlos mit dem Dämmstoff ausgefüllt. Darauf liegt eine Winddichtungschicht, die beispielsweise aus Holz bestehen kann und die Dämmung vor Witterungseinflüssen schützt. Auf der Winddichtung wird eine Lattenkonstruktion verbaut, die als Unterbau für den eigentlichen Fassadenvorhang dient und Raum für die Belüftungsschicht zwischen der inneren und äußeren Schale der Fassade schafft.
Vorgaben für die Konstruktion
Die Systembestandteile einer hinterlüfteten Vorhangfassade werden durch die DIN-Norm 18516-1 (Außenwandbekleidung, Hinterlüftung) vorgeschrieben. Die Werkstoffe für die Außenverkleidung müssen lichtecht, frostbeständig und von langer Lebensdauer sein – eine hinterlüftete Vorhangfassade sollte inklusive ihrer Wärmedämmung mindestens 30 bis 40 Jahre halten.
Zulassung durch die Baubehörden
Eine hinterlüftete Vorhangfassade darf die Statik des Gebäudes nicht beeinträchtigen und muss brandschutzsicher sein. Für Unterkonstruktion und Dämmstoffe ist eine bauaufsichtliche Genehmigung erforderlich.
Anforderungen an die Wärmedämmung
Die Anforderungen an die Wärmedämmungsleistung einer hinterlüfteten Vorhangfassade gibt die Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014 vor. Ihre Wärmedämmung muss mindestens einen Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) von 0,24 W/m2K erreichen. Oft ist auch eine stärkere Wärmedämmung mit einem entsprechend niedrigeren U-Wert sinnvoll. Die Dämmschicht sorgt gleichzeitig für den Schall- und Hitzeschutz des Hauses.
Tabelle 2: Dämmstärke einer hinterlüfteten Vorhangfassade mit Mineralwollen (Stein- und Glaswolle)
Gebäudetyp | Erforderliche Dämmstärke mit Stein- oder Glaswolle |
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Altbausanierung | 14 cm (Mindestdämmstärke nach EnEV 2014) |
Neubau | ca. 20 cm |
Passivhaus | ca. 30 cm |
Wärmedämmung und Schallschutz
Die gesetzlichen Mindestanforderungen für den Schallschutz hängen vom Außenlärmpegel der Umgebung ab, für Wohngebäude betragen sie mindestens 30 dB für Außenwände und 50 dB für angrenzende Wände zwischen zwei Gebäuden. Die meisten Dämmstoffe erreichen diese Werte problemlos. Auch hier wünschen sich Bauherren jedoch oft eine leistungsstärkere Lösung.
Welche Dämmstoffe sind geeignet?
Für eine hinterlüftete Vorhangfassade können zahlreiche Dämmstoffe Verwendung finden. Am häufigsten kommen Mineralwollen (Stein- oder Glaswolle) zum Einsatz, die als nicht brennbarer Baustoff auch die Feuersicherheit der Fassade optimieren. Auf dem dritten Platz der Dämmstoffe für diese Fassadenkonstruktion liegen Holzfaserdämmplatten. Die Wärmedämmung einer hinterlüfteten Vorhangfassade ist jedoch auch mit Kunststoffen (EPS/Styropor) sowie verschiedenen Naturdämmstoffen möglich.
Vorteile einer hinterlüfteten Vorhangfassade
Aus bauphysikalischer Sicht sind mit einer hinterlüfteten Vorhangfassade zahlreiche Vorteile verbunden:
- Exzellente Feuchtigkeitsbalance: Der zwischen den Fassadenschalen liegende Hinterlüftungsraum regelt den Feuchtigkeitshaushalt in der Bausubstanz. Bau- und Nutzungsfeuchte werden durch die Hinterlüftung zuverlässig abgeführt. Feuchte Außenwände trocknen sehr schnell aus.
- Ausschluss von Feuchtigkeitsschäden: Tauwasser kann sich in einer solchen Konstruktion nicht bilden. Schimmelbildung und Feuchtigkeitsschäden sind mit einer hinterlüfteten Vorhangfassade ausgeschlossen.
- Angenehmes Binnenklima: Das Binnenklima in einem Gebäude mit einer hinterlüfteten Vorhangfassade ist in der Regel äußerst angenehm. Die Konstruktion sorgt nicht nur für eine effiziente Wärmedämmung, sondern ermöglicht auch einen hervorragenden Schall- und Hitzeschutz.