Thermoplaste (Acryl) versus Duroplaste (Epoxid)
Bei Acrylglas handelt es sich um Polymethylmethacrylat (PMMA). Der Kunststoff gehört zur Gruppe der Thermoplaste (Plastomere). Damit kann gegossenes Acrylglas wieder aufgelöst werden, während beispielsweise Duroplaste (Epoxidharz, Polyesterharz) nicht beliebig oft formbar sind. Aber PMMA hat noch deutlich mehr Vorteile, die es so attraktiv zum Gießen machen:
- hohe Schlagzähigkeit
- sehr hohe UV-Beständigkeit
- kein Schwund (beim Aushärten) bei entsprechenden Produkten aus dem Fachhandel
- deutlich kratzunempfindlicher als andere Thermoplaste
- Beständigkeit gegen Öl, Benzin, Säuren und mittlere Laugen (Konzentration)
Gießen von Acrylharz auf Wasserbasis
Bei den Acrylharzen, die der Fachhandel (54,90€ bei Amazon*) bereithält, handelt es sich zumeist auf Produkte aus Wasserbasis. Das bedeutet, dass es sich um ein Zwei-Komponenten-Produkt handelt (Acrylharz und Härter). Damit sind nun die unterschiedlichsten Anwendungen möglich:
- Gießen von dreidimensionalen Figuren
- Beschichten und Versiegeln
- frei von Lösungsmittel (daher sehr gut für Silikonformen geeignet)
- Laminate (glasfaserverstärkt)
Besonderheiten bei der Verarbeitung
Je nach verwendetem Produkt ist der spätere Guss lichtdurchlässig, kann aber auch eingefärbt und halb transparent ausgeführt werden. Auf Wasser basierende Acryl-Harze schrumpfen beim Aushärten nicht, außerdem entstehen keine gesundheitsschädlichen Ausdünstungen. Gegossenes und ausgehärtetes Acryl können Sie selbstverständlich auch mechanisch weiter bearbeiten.
Dazu gehört das Polieren von Acrylglas, ebenso wie das Schleifen oder Sägen von Acryl. Interessant sind auch Anwendungen im Formenbau. Erstellen Sie zum Beispiel eine Negativform auf Styropor, hat dieses für viele andere Harze noch den Nachteil, dass es offenporig ist. Mit Acrylharz auf Wasserbasis können Sie Styropor erstklassig versiegeln.
Gießen von Acrylglas auf Lösungsmittelbasis
Neben diesen Kaufprodukten können Sie Acrylglas zum Gießen aber auch selber herstellen. So lässt sich Acryl beispielsweise in Nitroverdünnung auflösen. Dazu legen Sie das Acrylglas über mehrere Wochen in die Verdünnung ein (je stärker das Material, desto länger dauert der Auflösungsprozess). Das Gefäß muss unbedingt luftdicht verschlossen werden, da sich die Verdünnung nicht verflüchtigen darf.
Verwendungs- und Anwendungsmöglichkeiten
Beim Mischungsverhältnis zählt vor allem Erfahrung. Das durchschnittliche Mischungsverhältnis sollte bei 2:1 liegen (2 Teile Acryl auf 1 Teil Verdünnung). Das so aufgelöste und verdünnte Acrylglas können Sie übrigens unterschiedlich einsetzen:
- als Klebstoff für Acryl
- zum Anstreichen (Sägeschnittkanten werden so wieder klar)
- zum Gießen, Beschichten oder Versiegeln
Besonderheiten bei der Verarbeitung
Neben dem Gießen ist auch das Beschichten und Versiegeln ein interessanter Arbeitsschritt. Als Stichwort sei hier das Gelcoating genannt. Beim Gießen können Sie als Gießform alle Materialien verwenden, die nicht mit der Verdünnung reagieren, also Holz, Metall usw.
Sie müssen berücksichtigen, dass mit Verdünnung gelöstes Acryl beim Aushärten etwas schrumpft. Jedoch können Sie solche Acrylkörper auch in mehreren Schritten gießen. Die einzelnen Schichten sind später nicht erkennbar, der gesamte Gusskörper ist vollständig lichtdurchlässig. So kann dann auch die Schrumpfung neutralisiert werden, ohne dass es später sichtbar wäre.
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