Grundlagen für die Sanierung
Für Fachwerkhäuser gelten grundlegend andere bauphysikalische Grundlagen wie moderne Häuser. Viele Sanierungsmöglichkeiten, die bei modernen Häusern gelten, können daher bei Fachwerkhäusern nicht angewendet werden. Das gilt beispielsweise auch für die (sehr problematische) Dämmung bei Fachwerkhäusern.
Besonders Bedacht nehmen muss man bei der Fachwerksanierung bei:
- der Auswahl der Baumaterialien, die man verwendet
- auf den Einsatz passender Bautechniken bei der Sanierung
- auf eine völlige Diffusionsoffenheit aller Bauteile (besonders beim Modernisieren oder Ausbauen)
- auf ein richtiges Feuchtigkeitsmanagement innerhalb des Gebäudes (zu feuchte Bauteile ausbessern)
Originalgetreue Restaurierung
Grundsätzlich sollte man Fachwerkgebäude immer mit möglichst originalen Materialien und unter Verwendung der althergebrachten Bautechniken restaurieren. Sowohl die bei alten Häsern verwendeten Materialien als auch die Bautechniken wurden mit viel Umsicht gewählt. Darum sollte man möglichst beim Renovieren ebenfalls darauf zurückgreifen. Ein gut gemeintes Umbauen oder Erneuern führt in vielen Fällen häufig zu massiven Schäden an der Bausubstanz.
Moderne Materialien passen häufig nicht zu den bauphysikalischen Charakteristika des Fachwerkbaus, oder verfügen nicht über die notwendigen Eigenschaften.
Besonders der Verzicht auf jegliche zementhaltige Baumaterialien ist ein grundlegendes Gebot für Fachwerkhäuser. Zement kann Holz angreifen und schwer schädigen, daneben können auch andere Schäden durch bestimmte chemische Reaktionen verursacht werden.
Sanierungsbereiche im Haus
Fachwerkgebäude sind überraschend stabil und langlebig. Sie können problemlos viele Jahrhunderte überdauern, ohne ernsthaften Schaden zu nehmen. Einige Bereiche sind aber dennoch anfälliger für Schäden als andere. Hier sollten schonende Sanierungsmaßnahmen grundsätzlich immer beginnen.
Achten Sie vor allem auf:
- Schäden am Holz (fehlende Balkenteile, faule Stellen, morsche Stellen, Risse)
- Verbindungsstellen beim Holz (locker oder nicht mehr haltbar)
- lose Gefache
- Setzungen (häufig der Fall, vor allem bei älteren Häusern)
- hängende Decken
- klemmende Fenster und Türen (kann man leicht ausbessern)
- zu hohe Kellerfeuchtigkeit (feuchte Gewölbekeller
sind bis zu einem gewissen Grad normal, richtiggehend „nass“ dürfen sie aber nicht sein) - undichtes Dach
- mangelhafte Reparatur von Sturmschäden
- Schädlingsbefall
Bauphysikalische Untersuchung
Das weitaus gefährlichste Kriterium für Fachwerkhäuser ist zu hohe Feuchtigkeit. Normalerweise „atmen“ intakte Fachwerkhäuser ausreichend, um die in Wohnräumen entstehende Feuchtigkeit ausreichend nach außen abgeben zu können.
Ist das nicht der Fall, sieht man häufig sehr schnell erste Feuchtigkeitsschäden – wie etwa Fäulnisspuren. Es gilt hier, die Ursache für die mangelnde Diffusion oder Luftzirkulation zu finden (nicht selten frühere, gut gemeinte aber katastrophale „Abdichtmaßnahmen“).
Auf ein Abdichten sollte man bei Fachwerkhäusern tunlichst verzichten – Abdichtmaßnahmen oder gar die Herstellung einer „luftdichten Gebäudehülle“ können der Tod des Fachwerkhauses sein!
Auch die bei trockenem Wetter entstehenden Ritzen in den Gefachen darf man keinesfalls mit Silikon oder ähnlichem Schließen.
Wer sich mit Bautechnik etwas auskennt, oder sich in dieses Thema einarbeitet, sollte beim eigenen Fachwerkhaus auf jeden Fall auf das Vorhandensein eines geeigneten konstruktiven Holzschutzes achten.
- faq
Erhält man beim Fachwerkhaus sanieren Zuschüsse?
Fachwerkhäuser, die unter Denkmalschutz stehen, können Zuschüsse von den Landesdenkmalämtern, der örtlichen Denkmalbehörde und von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz erhalten, zusätzlich kann steuerlich der Denkmal-AfA genutzt werden. Bei nicht denkmalgeschützten Gebäuden kommen die KfW-Bank und regionale Programme infrage.
Was kann es kosten ein Fachwerkhaus zu sanieren?
Die Kosten können abhängig von den vorhandenen Schäden sehr unterschiedlich liegen. Bei einer Komplettsanierung ist aber häufig mit Kosten in der Höhe von Neubaukosten (bis zu 1.200 EUR pro m² Wohnfläche) zu rechnen. Zuschüsse können die Kosten etwas abmildern.
Muss beim Fachwerkhaus sanieren eine Dämmung eingebaut werden?
Grundsätzlich gelten die Vorgaben der EnEV auch für Fachwerkhäuser. Stehen Denkmalschutzgründe entgegen (z. B. optische oder technische Beeinträchtigung, kann eine Dämmung entfallen. Das gilt sowohl für denkmalgeschützte Gebäude als auch für „erhaltenswerte Bausubstanz“ gemäß BauBG. Gilt das nicht, ist nur noch eine Befreiung wegen Unwirtschaftlichkeit möglich, ansonsten besteht Dämmpflicht.