Fliese ist nicht gleich Fliese
Bei Fliesen denken die meisten Menschen an Keramikfliesen, die zumeist auch noch eine Glasur besitzen. Doch neben neuen Herstellungstechniken wird die Bandbreite an angebotenen Fliesenmaterialien auch von aktuellen Trends beeinflusst. Herkömmliche Keramikfliesen sind in Steingut- und Steinzeugfliesen zu unterteilen. Dazu kommen Klinker- und Feinsteinzeugfliesen sowie Terracotta (Cotto).
Beim Fliesensiegeln zu beachten: manche Fliesen müssen zunächst imprägniert werden
Neben den Herstellungsverfahren sind auch die Nachbehandlungen ausschlaggebend, wie Sie beim Fliesenversiegeln vorgehen, denn je nach der anschließenden Behandlung besitzen die verschiedenen Fliesen völlig gegensätzliche Eigenschaften. Manche Fliesen werden nur gebrannt und ausgeliefert, andere wiederum zusätzlich noch glasiert. Andere hingegen werden poliert.
Steingutfliesen
Steingutfliesen sind die „einfachsten“ Fliesen. Sie sind offenporig und nehmen bis zu 10 Prozent Wasser auf. Daher sind nicht frostbeständige Fliesen immer Steingutfliesen. Heute werden sie vornehmlich nur noch als Wandfliesen im Innenbereich eingesetzt. Neben unbehandelten Steingutfliesen finden Sie auch glasierte Fliesen. Die glasierten Fliesen können Sie mit einer entsprechenden Fliesenpolitur behandeln. Nicht glasierte Fliesen müssen gegebenenfalls vorab imprägniert werden.
Steinzeugfliesen
Das sind die heute hauptsächlich als Bodenfliesen im Außen- und Innenbereich verwendeten Keramikfliesen. Sie nehmen nur noch maximal drei Prozent Wasser auf. Wie Steingutfliesen gibt es sie glasiert und unglasiert. Insbesondere, wenn rutschfeste Fliesen benötigt werden, können Sie davon ausgehen, dass es nicht glasierte Fliesen sind. Beim Imprägnieren und Versiegeln gehen Sie vor wie bei der Steingutfliese.
Feinsteinzeugfliese
Feinsteinzeugfliesen kamen in den 1980ern auf. Es handelt sich um sehr hohen Druck und trocken gepresste Fliesen. Aufgrund der hohen Brenntemperaturen sind die Poren der extrem bruchfesten Steinzeugfliesen normalerweise verschlossen. Viele Feinsteinzeugfliesen werden jedoch aus optischen Gründen poliert angeboten. Polieren ist jedoch nichts anderes wie schleifen. Also wird die Oberfläche angeschliffen, was die Poren öffnet. Polierte Feinsteinzeugfliesen nehmen zwar grundsätzlich aufgrund der hohen Dichte kaum Wasser auf, doch durch das jetzt geöffnete Kappilarsystem der Fliesen kann Schmutz tief in die Fliesen eindringen.
Um dem vorzubeugen, ist es ein Muss, polierte Feinsteinzeugfliesen zu imprägnieren und anschließend zu versiegeln. Doch Vorsicht! Insbesondere Billigware aus Fernost wird oft nachbehandelt (und auch italienische Fliesenhändler kaufen dort ein!). Zwar handelt es sich um polierte Feinsteinzeugfliesen, doch zusätzlich werden die Fliesen in einem speziellen Verfahren imprägniert. Diese Industrieimprägnierung ist jedoch gerade bei sehr hellem Licht oft als unangenehmer Grauschleier auf den Fliesen wahrzunehmen. Ansonsten können Sie zum Imprägnieren spezielle Hartöle (32,95€ bei Amazon*) und Hartwachsöle für Feinsteinzeugfliesen verwenden. Erst danach können Sie die Fliesen versiegeln. Andernfalls kann es zu unerwünschten und unregelmäßigen Verfärbungen kommen.
Cotto (Terracotta)
Terracottafliesen sind ebenfalls offenporige Fliesen. Auch sie müssen vor dem Versiegeln imprägniert werden. Wieder können Sie dazu Hartöle und Hartölwachse verwenden.
Das Imprägnieren von Fliesen
Entsprechend Ihrer Fliesen müssen Sie diese also vor dem Versiegeln eventuell imprägnieren. Im Fachhandel können Sie die unterschiedlichsten Produkte auswählen. Entsprechend der Fliesen stehen Ihnen auch chemische Imprägniermittel wie Silane zur Verfügung.
Das Versiegeln von Fliesen
Beim Versiegeln von Fliesen stehen Ihnen verschiedene Vorgehensweisen offen. Neueste Produkte aus der Nano-Technologie bilden einen Schutzfilm, der komplett abweisend für Öle, Wasser, Schmutzpartikel usw. ist. Allerdings müssen Sie bei der Auswahl von Nano-Produkten genau auf die Produktzusammenstellung achten, da der Begriff nicht wirklich geschützt ist und der Anteil an echten Nano-Inhaltsstoffen sehr begrenzt sein kann.
Zudem sind gegenwärtig die meisten Fliesenversiegelungen in ihren Eigenschaften hydrophil. Das heißt, sie wirken nicht Wassern abstoßend, sondern anziehend. Das hat den Vorteil, dass es zu keiner Tropfenbildung kommt. Diese Tropfen hinterlassen beim Trocknen ansonsten Kalkflecken. Wasser anziehend bedeutet zudem, dass das Wasser dadurch entspannt wird und besser abtrocknet. Ergänzend besitzen gute Fliesenversiegelungen fotokatalytische Attribute – der UV-Strahlung der Sonne ausgesetzt, wird ein chemischer Prozess angestoßen, der die Fliesen ebenfalls schützt. Hydrophobe (Wasser anziehende) Versiegelungen finden sich nur im Innenbereich, da sie sich sehr schnell unter den herkömmlichen Witterungseinflüssen abbauen.
Sollten Sie nicht wissen, welche Fliesenart Sie nun verlegt haben, fragen Sie einen Fliesenfachmann, bevor Sie auf gut Glück Imprägnierungen und Versiegelungen kaufen. Mit den falschen Mitteln können sehr schnell unschöne Flecken auf Fliesen entstehen, die Sie nicht mehr entfernen können.
Neben Fliesenversiegelungen bietet der Fachhandel auch noch spezielle Fliesenfugenversiegelungen. Hochwertige Nanoversiegelungen eigenen sich für Fliesen und Fugen gleichermaßen. Die Fugenversiegelungen gibt es auch als Stift.
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