Viele Gründe sprechen dafür, Kacheln zu streichen
Oftmals sind selbst Jahrzehnte alte Kacheln noch nicht wirklich grundlegend beschädigt, dafür aber abgewohnt, also matt und stumpf. Durch regelmäßiges Reinigen verliert schließlich jede Fliese langsam aber sicher ihren Glanz. Ein weiterer Aspekt ist der Umstand, dass Kacheln zumeist in sehr zeitgenössischen Farben und Mustern verlegt wurden. So ist es nicht nur das Muster, das völlig aus der Zeit sein kann.
Immer wieder waren auch sehr dunkle Kacheln angesagt. Die können aus einem ansonsten schönen Bad ein absolut düsteres Loch machen – wie sich oft zeigt, wenn alles in hellen Tönen erneuert wird. Schließlich werden Räume wie Bäder und Toiletten nicht mehr als Notwendigkeit erachtet. Sie sind längst Bestandteil des gesamten Wohnkomforts geworden. Also muss das Ambiente einfach stimmen.
Mit modernen Materialien wirken neu gestrichene Kacheln wie neu gefliest
Vor einigen Jahren kamen spezielle Fliesenlacke in Mode, mit denen Kacheln überstrichen werden konnten. Allerdings waren die Produkte lange Zeit nicht wirklich auf die spezielle Beschaffenheit von Kacheln ausgelegt. In den letzten paar Jahren gab es hier jedoch deutliche Fortschritte und moderne Fliesenlacke können alte Kachelwände und Böden wie neu verfliest aussehen lassen – vorausgesetzt, das Streichen der Kacheln wurde fachgerecht durchgeführt. Dazu gehört auch das akkurate Durchführen der Vorbereitungsarbeiten. Nachfolgend bieten wir Ihnen eine detaillierte Anleitung zum Streichen Ihrer Kacheln, damit diese wieder wie neu gefliest wirken. Aber auch ganz andere Effekte lassen sich erzielen.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Streichen von Kacheln
- Sperrgrundierung
- Haftvermittler
- Fliesen- oder Kachellack
- eventuell Fugenklebeband
- eventuell Fugensilikon
- Fliesenkleber
- Feinspachtel
- Flüssigkunststoff
- eventuell Fugenmörtel
- Klebeband
- eventuell Dekorchips
- verschiedene Pinsel
- verschiedene Farbrollen
- Lackwanne mit Abstreifmöglichkeit
- Fugenkratzer
- Schwingschleifer oder Winkelschleifer
- Spachtel
- Kelle
- Cutter-Messer
- Fugbrett
- Fliesenschwamm
- Mörteleimer für Fugenmörtel
- Bohrmaschine mit Rührquirl
1. Vorbereitungsarbeiten vor dem Kachelstreichen
Zunächst einmal ist entscheidend, wie die gesamte Kachelfliese aussieht. Sie müssen überprüfen, ob der Fugenmörtel in Ordnung ist oder nicht doch besser entfernt werden sollte. Gegebenenfalls können Sie die Fugenmasse mit einem Fugenkratzer entfernen. Dann schneiden Sie das Silikon mit einem Cutter-Messer aus der Dehnungsfuge.
Nun müssen Sie die Kacheln nach Beschädigungen untersuchen. Größere Schaltstellen, die Sie instand setzen wollen, markieren Sie am besten mit einem Klebeband, um sie später wieder zu finden. Je nachdem, wie Sie insgesamt vorgehen wollen, haben Sie nun mehrere Möglichkeiten: entweder füllen Sie große Risse mit Flüssigkunststoff auf und schlagen extrem beschädigte Kacheln ganz heraus, um diese durch Fliesenkleber und Feinspachtel ersetzen. Oder Sie ziehen die ganze Fliesenfläche mit Feinspachtel ab, wenn Sie auch die Fliesenfugen planen wollen.
Im letztgenannten Fall müssen Sie jedoch zunächst die Kacheln haftend machen. Daher tragen Sie den Haftvermittler auf, eventuell auch eine Sperrgrundierung gegen Feuchtigkeit. Sie können die Kacheln aber auch mit einem Schwingschleifer aufrauen. Wollen Sie die Kacheln erhalten und haben Sie die Schadstellen bereits mit flüssigem Kunststoff aufgefüllt, tragen Sie dann Haftgrund und Sperrgrundierung auf.
2. Das Streichen der Kacheln
Vorzugsweise sollten Sie zum Streichen der Kacheln einen modernen Kunststofffliesenlack verwenden. Der besteht aus einem 2-Komponenten-Lack, der die Farbpigmente enthält, sowie einem klaren Fliesenlack als Deckschicht. Den Farblack tragen Sie in zwei Schichten auf die Kacheln auf. Wollen Sie Dekorchips aufbringen, bereiten Sie sie vor dem zweiten Anstrich der Kacheln vor, denn sie werden auf die noch feuchte zweite Lackschicht gestreut.
Jetzt lassen Sie den Farblack komplett durchtrocknen. Im Optimalfall richten Sie sich hier nach den Anweisungen des Herstellers. Anschließend können Sie jetzt den transparenten Decklack auftragen. Haben Sie die Fugen zuvor ausgekratzt, müssen Sie mit dem Neuverfugen der Kacheln so lange warten, bis der Decklack völlig ausgehärtet ist.
3. Abschlussarbeiten
Nun können Sie die jeweiligen Abschlussarbeiten durchführen. Entweder verfugen Sie die Kacheln nach dem Streichen nun neu oder Sie kleben das Fliesenfugenband auf die alte Fugenmasse auf. Abschließend spritzen Sie dann noch die Dehnungsfugen mit Silikon aus. Sämtliche Verfugungsarbeiten führen Sie durch wie beim herkömmlichen Verfugen von Kacheln.
Bei den Farb- oder Lackrollen können Sie Rollen mit Lammfell oder Schaumstoff auswählen. Je nach Beschaffenheit der Rolle erhalten Sie verschiedene Oberflächenstrukturen des auf die Kacheln gestrichenen Lacks.
Beim Streichen von Bodenkacheln sollten Sie stets die Rutschfestigkeitsklasse des Decklacks berücksichtigen. Darüber hinaus können Sie Decklacke seidenmatt oder hochglänzend auswählen.
Dekorchips eigenen sich besonders gut für gekachelte Böden. Nach dem Auftragen erzielen Sie Effekte, die der Oberfläche eines Natursteinbodens ähneln.
Bedenken Sie in Mietobjekten, dass Sie eine schriftliche Einverständniserklärung des Vermieters zwingend benötigen, denn die Kacheln werden definitiv beschädigt beim Lackieren. Sollte sich Ihr Vermieter nicht zum Streichen der Kacheln einverstanden erklären, können Sie beispielsweise Kachelwände alternativ bearbeiten. Im Hausjournal finden Sie auch Anleitungen und Ratgeber zum Verkleiden von Fliesen und Kacheln.