Schaumglas wird bereits seit 50 Jahren zur Wärmedämmung angewendet. Es ist äußerst robust und flexibel einsetzbar. Typische Anwendungsbereiche sind Perimeterdämmungen, Dach- und Fassadendämmungen sowie Boden- und Deckendämmungen, die hohe mechanische Belastungen verkraften müssen. Da Schaumglas wasser- und dampfdicht ist, eignet es sich nur für Dämmungen, die keine Anforderungen an die Diffusionsoffenheit des Dämmstoffs stellen. Auf dem deutschen Dämmstoffmarkt hält Foamglas vor allem aufgrund seines vergleichsweise hohen Preises einen Marktanteil von etwa 1 %.
Die Eigenschaften von Schaumglas im Überblick
Wärmeleitfähigkeit | 0,04 – 0,05 W/mK |
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Baustoffklasse | Alt: A1 (nicht brennbar, ohne Anteile brennbarer Stoffe) |
minimale Dämmdicke gemäß EnEV 2014 | 16 cm |
Rohdichte | 100 – 165 kg/m3 |
Preis pro m2 | 40 – 60 EUR |
Welche Ausgangsstoffe sind in Schaumglasdämmungen enthalten?
Schaumglas besteht im Wesentlichen aus Rohstoffen wie Quarzsand, Feldspat, Kalk und Dolomit sowie Recyclingglas – der Altglasanteil kann je nach Hersteller bis zu 100 % betragen. Als Treib- und Aufschäummittel wird Kohlenstoff verwendet. Der Dämmstoff enthält keine Zusätze oder Bindemittel.
Wie wird Schaumglas zur Wärmedämmung hergestellt?
Die mineralischen Ausgangsstoffe des Dämmstoffs werden zu Glas verschmolzen und anschließend gemahlen. Das Mahlgut wird mit geringen Mengen Kohlenstoff versetzt, in Edelstahlformen gefüllt und in einem Ofen wieder auf etwa 900 bis 1.100 °C erhitzt. Durch die Oxidierung des Kohlenstoffs bilden sich Gasblasen, die ohne Wasserzusatz eine Aufschäumung bewirken. Danach wird das fertige Produkt im Rahmen eines kontrollierten Prozesses abgekühlt.
Formenguss, Endlosband oder Granulierung
Alternativ wird das Glasmehl-Kohlenstoff-Gemisch zu einem Endlosband geschäumt, das entweder durch starke Abkühlung zu Schotter gebrochen oder oberflächenbehandelt und zugeschnitten wird. Für die Herstellung von Schaumglasgranulat wird dem Ausgangsgemisch vor dem Aufschäumen Wasser zugesetzt, die Granulierung erfolgt bei Temperaturen zwischen 800 bis 1.000 °C in einem speziellen Mischer. Durch überschüssigen Kohlenstoff erhält Schaumglas seine dunkle Farbe.
Wie kommt Foamglas in den Handel?
Schaumglas kommt in Form von Dämmplatten, Dämmblöcken, Schaumglasschotter oder Schaumglasgranulaten in den Handel. Dämmplatten aus Foamglas werden mit Dicken zwischen 40 und 180 mm sowie in verschiedenen Größenformaten angeboten. Sondergefälleplatten und andere Sonderformate werden von den Herstellern auf Anfrage produziert.
Was kostet eine Schaumglasdämmung?
Mit einem Preis von 40 bis 60 EUR pro m3 ist Schaumglas ein relativ teurer Dämmstoff. Zum Vergleich: Die sehr häufig zur Wärmedämmung eingesetzten Mineralwollen (Glas- und Steinwolle) kosten pro m2 zwischen 10 und 20 EUR, für EPS/Styropor werden pro m2 Dämmfläche 5 bis 20 EUR fällig.
Hersteller von Schaumglas
Schaumglas zur Wärmedämmung wird von verschiedenen Unternehmen produziert. Bekannte Markennamen sind beispielsweise Geocell, Technopor und ecoglas. Die Deutsche Pittsburgh Corning GmbH stellt Schaumglas unter dem eingetragenen Markennamen „Foamglas“ her.
Über welche bauphysikalischen Eigenschaften verfügt Schaumglas?
Die Wärmeleitfähigkeit (? – Lambda) von Schaumglas liegt unabhängig von der Verwendung als Platte, Schotter oder Granulat zwischen 0,04 und 0,05 W/mK (Watt pro Meter x Kelvin). Damit sind die Wärmedämmungseigenschaften von Schaumglas etwas geringer als von Mineralwollen oder den synthetischen Dämmstoffen auf Polystyrol-Basis (EPS, XPS). Die Wärmedämmungsfähigkeiten von Foamglas beruhen auf seiner geschlossenen Zellstruktur, die durch die Aufschäumung erzeugt wird. Im Inneren der Zellglaswände entsteht während des Abkühlens ein permanenter Unterdruck von etwa 0,5 bar, durch den die Wärmeleitfähigkeit des Dämmstoffs zusätzlich gesenkt wird.
Geringe Hitze- und Schallschutzfähigkeiten
Die Hitze- und Schallschutzfähigkeiten von Schaumglas liegen im Vergleich zu anderen Dämmstoffen allenfalls im Mittelfeld. Im Schnitt wird durch Schaumglasplatten ein Schallschutz von 36 dB erzielt. Aus baurechtlicher Sicht liegen die Mindest-Schallschutzanforderungen für Haustrennwände zwischen Doppel- und Reihenhäusern bei 57 dB und zwischen Geschosshäusern bei 53 dB – in der Praxis wird vor allem für Wohngebäude in ruhigen Wohllagen ein deutlich leistungsstärkerer Schallschutz integriert. Für eine gleichzeitig schallisolierende Wärmedämmung von Haustrennwänden ist Foamglas daher ungeeignet.
Keine Diffusionsoffenheit und Kapillaraktivität
Schaumglas ist aufgrund seiner geschlossenen Zellstruktur absolut wasser- und dampfdicht, Diffusionsoffenheit und Kapillaraktivität sind bei diesem Dämmstoff somit nicht gegeben. Für Altbausanierungen, bei denen es für eine nachhaltige Feuchtigkeitsbalance auf diese Eigenschaften ankommt, sowie für die Wärmedämmung von Gebäuden in Holzrahmenbauweise kann Foamglas daher nicht verwendet werden. Optimal geeignet ist es dagegen für Dämmungen, die eine Dampfsperre erfordern, für die durch die Verwendung von Schaumglas keine zusätzlichen Baumaßnahmen nötig sind.
Hervorragende Brandschutzeigenschaften
Foamglas ist nicht brennbar und optimiert daher die Feuersicherheit von Gebäuden. Bis 430 °C ist es temperaturbeständig.
Schaumglas und andere Wärmedämmstoffe im Vergleich
Dämmstoffe | Wärmeleitfähigkeit (W/mK) | Mindestdämmdicke laut EnEV (cm) | Kosten pro m2 (Euro) |
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Schaumglas | 0,04 – 0,05 | 16 | 10 – 20 EUR |
Glaswolle | 0,032 – 0,040 | 14 | 10 – 20 EUR |
EPS/Styropor | 0,035 – 0,045 | 14 | 5 – 20 EUR |
Perlite (Blähglas) | 0,04 – 0,07 | 20 | 20 – 45 EUR |
DIN-Normen, Baustoffklassen, EnEV
Sowohl durch die EU-Norm DIN EN-13501-1 als auch durch die alte nationale DIN-Norm 4102-1 wird Schaumglas als A1-Baustoff (nicht brennbar, ohne Anteil brennbarer Substanzen) eingestuft. Um die Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014 zu erfüllen und einen Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) von 0,24 W/(m²K) zu erreichen, müssen Schaumglasdämmungen eine Mindestdämmdicke von 16 cm haben.
Einsatzgebiete einer Schaumglaswärmedämmung
Die Hauptanwendungsgebiete von Schaumglas sind Wärmedämmungen, bei denen die Dämmschicht durch Witterung, Feuchtigkeit und/oder mechanische Einwirkungen stark belastet wird. Darüber hinaus eignet sich Foamglas jedoch auch für viele andere Dämmungsarten. Der Dämmstoff wird in Form von Platten- oder Schüttdämmungen verwendet. Einsatzbereiche von Schaumglas sind beispielsweise:
- Perimeterdämmung: Perimeterdämmungen sind ein typisches Einsatzfeld für Foamglas. Sie dienen zur Wärmedämmung der erdberührenden Bereiche an der Außenseite des Gebäudes und werden entweder im Rahmen einer Kellerdämmung oder – bei nicht unterkellerten Gebäuden – als Bestandteil der Fassadendämmung durchgeführt. Durch seine Feuchtigkeitsresistenz und seine extrem hohe Druckfestigkeit hält Schaumglas den Belastungen im Erdreich sowie als Perimeterdämmung unter der Fundamentplatte des Gebäudes auf optimale Weise stand. Schaumglasschotter besitzt außerdem eine sehr gute Drainagewirkung. Perimeterdämmungen mit Foamglas sind in diesem Bereich die einzige Alternative zu Dämmungen mit den Kunststoffen XPS oder PUR/PIR.
- Flachdachdämmung: Zur Flachdachdämmung eignet sich Schaumglas auch dann, wenn die Dachfläche hohen Gewichtsbelastungen – beispielsweise bei Parkdecks – oder permanenten Feuchtigkeitsbelastungen ausgesetzt ist. Da Foamglasplatten aufgrund ihrer Härte leicht brechen und völlig plan aufliegen müssen, schreiben die Flachdachrichtlinien eine vollständige Einschwemmung der Platten in Bitumen vor. Ebenso wie XPS ist Schaumglas auch für sogenannte Umkehrdachdämmungen geeignet, bei denen die Dämmschicht des Flachdachs über die Dachhaut gelegt wird.
- Fassadendämmung: Foamglas eignet sich für verschiedene Formen der Fassadendämmung, insbesondere zweischalige und hinterlüftete Fassadenkonstruktionen. Eine Schaumglasdämmung verhindert außerdem Wärmebrücken am Mauerfußpunkt.
- Decken- und Bodendämmung: Für diese Dämmungsarten wird Schaumglas vor allem dann verwendet, wenn die Decken- und Bodenkonstruktionen größeren Belastungen ausgesetzt sind und keine größeren Schallschutzanforderungen bestehen.
- Wärmedämmungen in Innenräumen.
Vorteile der Wärmedämmung mit Schaumglas
Vorteile einer Wärmedämmung mit Schaumglas sind:
- Sehr gute Wärmedämmungsfähigkeiten.
- Moderate Dämmungsdicken.
- Extrem hohe Belastbarkeit: Schaumglasdämmungen sind mit Ausnahme hoher Punktlasten druckfest und stauchungsfrei. Je nach Ausführung sind sie in der Lage, Lasten von bis zu 50 Tonnen pro m2 abzufangen.
- Dampf- und Wasserdichtigkeit: Sofern Diffusionsoffenheit und Kapillaraktivität der Dämmung ausgeschlossen werden sollen, übernimmt Foamglas die Aufgabe einer Dampfbremse ohne zusätzliche Baumaßnahmen.
- Form- und Maßbeständigkeit.
- Resistenz gegen Witterungseinflüsse, Feuchtigkeit, Chemikalien und Schädlingsbefall.
- Gute Drainagefähigkeiten (Schaumglasschotter, Granulat).
- Schadstofffreiheit.
Nachteile einer Schaumglas-Wärmedämmung
Nachteile einer Schaumglas-Wärmedämmung sind:
- Materialsprödigkeit von Schaumglasplatten: Schaumglasplatten sind nicht elastisch. Die spröde Materialstruktur bedingt eine gewisse mechanische Empfindlichkeit der Platten.
In der Praxis spielen hier vor allem Mikrorisse eine Rolle: Wenn in solche Beschädigungen Wasser eindringt und gefriert, werden die Porenstruktur des Materials zerstört und die Dämmwirkung hierdurch deutlich reduziert. Beschichtungen – beispielsweise mit Asphalt oder Bitumen – beugen solchen Beschädigungen vor. Bei Schaumglasschotter spielen Umwelteinflüsse inklusive Frost als Belastungsfaktoren dagegen keine Rolle. - Der vergleichsweise hohe Preis.
- Fehlende Kapillaraktivität: Aufgrund der fehlenden Diffusionsoffenheit und Kapillaraktivität eignet sich Foamglas nur sehr bedingt für Innendämmungen von Außenwänden. Für die Wärmedämmung von Holzrahmenbauten kann dieser Dämmstoff nicht verwendet werden.
- Energieintensive Produktion.
Wie wird Schaumglas verarbeitet?
Schaumglasdämmungen sollten nur durch Fachhandwerker vorgenommen werden.
Rückbau, Recycling, Entsorgung
Der Rückbauaufwand für Schaumglasplatten ist hoch. Materialreste und Schaumglasschotter sind recyclingfähig, eine Wiederverwertung von verbauten Platten spielt in der Praxis keine Rolle. Im Hinblick auf seine Entsorgung gilt Foamglas als deponiefähiger Bauschutt.
Gesundheitliche Unbedenklichkeit und Arbeitsschutz
Umwelt- oder Gesundheitsbelastungen durch Schaumglas sind nicht bekannt. Bei der Bearbeitung des Dämmstoffs kann es zu Geruchsbelästigungen durch das Austreten geringer Mengen an Schwefelwasserstoff kommen, die jedoch gesundheitlich unbedenklich sind. Das Verkleben von Schaumglasplatten erfolgt mit Emulsionsklebern oder Klebstoffen auf Lösemittelbasis, was für die Handwerker gesundheitliche Belastungen nach sich ziehen kann.