Was ist eine Trittschallmessung und wozu dient sie?
Eine Trittschallmessung ist eine technische Methode zur Bestimmung des Schalldruckpegels, der durch Bewegungen wie Gehen, Laufen oder das Verschieben von Möbeln entsteht und sich durch die Bausubstanz eines Gebäudes ausbreitet. Dabei wird der durch Trittschall erzeugte Körperschall sowohl im Raum, in dem die Bewegungen stattfinden, als auch in angrenzenden und darunter liegenden Räumen analysiert.
Trittschallmessungen haben mehrere wichtige Zwecke:
- Überprüfung der Trittschalldämmung: Sie stellen sicher, dass Maßnahmen zur Trittschalldämmung wirksam sind und gesetzlichen Anforderungen entsprechen.
- Identifikation von Problemquellen: Mithilfe der Messergebnisse können spezifische Ursachen von Trittschallproblemen identifiziert und zielgerichtete Lärmminderungsmaßnahmen ergriffen werden.
- Bewertung der Wohnqualität: Ein effektiver Trittschallschutz verbessert die Wohnqualität, indem er Lärmbelästigungen reduziert und das Wohlbefinden der Bewohner fördert.
Methode 1: Die Norm-Trittschallmessung mit dem Hammerwerk
Die Norm-Trittschallmessung mit einem Hammerwerk ist eine standardisierte Methode zur Bewertung der Trittschalldämmung von Decken und Böden. Diese Methode nutzt ein Hammerwerk, das Gehgeräusche simuliert, indem es wiederholt Hämmer auf den Boden fallen lässt.
Vorbereitung
Alle für die Messung benötigten Räume müssen zugänglich sein. Fenster und Türen sollen geschlossen sein, und Schächte sowie Verrohrungen sollten verschlossen werden. Eine stabile Stromversorgung ist nötig, um die Messgeräte zu betreiben.
Durchführung der Messung
Im Senderaum, üblicherweise oberhalb des Empfangsraumes, wird das Norm-Hammerwerk aufgestellt. Mit fünf gehärteten Hämmern erzeugt das Hammerwerk durch wiederholtes Fallenlassen definierte Schläge auf den Boden. Der entstehende Schalldruckpegel wird im darunter liegenden Empfangsraum mit einem Schallpegelmesser an verschiedenen Positionen aufgezeichnet. Zusätzlich werden der Hintergrundgeräuschpegel und die Nachhallzeit im Empfangsraum gemessen, um die Genauigkeit zu erhöhen. Sie können den Prozess komfortabel über eine Fernbedienung steuern.
Auswertung der Ergebnisse
Nach Abschluss der Messungen werden die Daten ausgewertet. Der gemessene Trittschallpegel (L’nT,w) wird mit den gesetzlichen Grenzwerten verglichen. Anpassungswerte und das Frequenzspektrum werden berücksichtigt, um die Dämmleistung über verschiedene Frequenzbereiche zu bewerten. Die Bewertung erfolgt nach Normen wie der ÖNORM EN ISO 16283-2. Ein Auswertungsprogramm berechnet den bewerteten Trittschallpegel und erstellt den Prüfbericht.
Alternative Anregungsquellen für realitätsnähere Messungen
Da das Norm-Hammerwerk Gehgeräusche nur bedingt realistisch simuliert, können alternative Anregungsquellen eine genauere Beurteilung des Trittschalls bieten. Diese Methoden sind derzeit nicht standardisiert, könnten jedoch zukünftig an Bedeutung gewinnen.
Impact Ball
Der Impact Ball stellt eine praktische und leichte Option dar, besonders für Holzbauweise. Durch seine tieffrequenten Signalanteile simuliert er menschliche Aktivitäten sehr genau. Der Ball fällt aus einer definierten Höhe und erzeugt dabei relevante Trittschallimpulse.
Gummiball
Ein Gummiball wird aus einer definierten Höhe fallen gelassen und simuliert auf ähnliche Weise menschliche Gehgeräusche. Mit speziellem Gewicht und Durchmesser ist er für die Simulation von niederfrequentem Trittschall geeignet, wobei seine Ergebnisse stark von der Materialbeschaffenheit abhängen.
Modifizierte Hammerwerke
Hierbei wird eine Elastomerunterlage zwischen die Hämmer und den Boden gelegt, um die Dämpfung durch Schuhwerk zu simulieren. Diese Methode ermöglicht eine genauere Anpassung an natürliche Gehgeräusche, jedoch mit dem Nachteil eines geringeren Geräuschpegels und möglicher Einschränkungen bei der Reproduzierbarkeit des Materials.
Diese alternativen Methoden bieten wertvolle Ansätze, um die tatsächliche Lärmbelastung in Wohnräumen besser nachvollziehen zu können. Es bleibt abzuwarten, welche dieser Methoden sich in der Praxis durchsetzen und standardisiert werden.
Zusätzliche Aspekte der Trittschallmessung
Verschiedene zusätzliche Faktoren sind entscheidend bei der Trittschallmessung und gehen über die reine Ermittlung des Trittschallpegels hinaus.
Bedeutung der Schallübertragungswege
Trittschall wird nicht nur direkt durch die Decke übertragen, sondern auch durch sogenannte flankierende Bauteile wie angrenzende Wände oder Pfeiler, was zu einer komplexeren Verteilung des Schalls führt.
Maßnahmen zur Geräuschminderung
Zur Reduktion des Trittschalls können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden:
- Schwimmender Estrich: Auf eine elastische Dämmschicht gelegt, kann Vibrationen effektiv dämpfen.
- Teppichböden: Weichfedernde Bodenbeläge wie Teppiche verbessern die Trittschallabsorption.
- Isolierung von Treppenhäusern: Spezielle Dämmmaßnahmen in Treppenhäusern reduzieren Trittschall erheblich.
Besondere Anwendungsfälle
Dachböden, Dachterrassen und geräuschintensive Räume erfordern besondere Prüfungen und spezialisierte Lösungen zur Trittschalldämmung. Zusätzliche Anforderungen müssen berücksichtigt werden, um die Lärmbelastung zu minimieren.
Voraussetzungen für eine präzise Messung
Eine gründliche Vorbereitung ist für präzise Trittschallmessungen unerlässlich:
- Geschlossene Fenster und Türen: Um exakte Messwerte zu gewährleisten.
- Stabile Stromversorgung: Zuverlässigkeit der Messgeräte sicherstellen.
- Zugang zu allen relevanten Räumen: Sowohl Senderaum als auch Empfangsraum müssen zugänglich sein.
Beachten Sie diese Faktoren, um eine genaue Trittschallmessung durchzuführen und effektive Lärmschutzmaßnahmen zu implementieren.