Kostenbeispiel: WDVS (Wärmedämmverbundsystem)
Beispielsituation:
- Fassadengröße: 120 m²
- WDVS mit Polystyrol-Dämmplatten 032, 160 mm
- durchschnittlicher Arbeitsaufwand
Posten | Preis |
---|---|
Gerüstkosten | 1.100 EUR |
Materialkosten | 8.600 EUR |
Arbeitskosten | 9.700 EUR |
Gesamtkosten | 19.400 EUR |
pro m² | 161,67 EUR pro m² |
Weiter unten im Artikel finden Sie zudem zwei weitere Preisbeispiele, mit einer teureren und einer günstigeren Beispielsituation. Damit erhalten Sie ein Gefühl für die Bandbreite des möglichen Kostenspektrums.
Kostenfaktoren
- Materialkosten
- Arbeitskosten
- Zusätzliche Arbeiten
Materialkosten
Bei den Materialkosten müssen die Kosten für das verwendete Dämmmaterial und die Kosten für die notwendigen Zusatzmaterialien in Betracht gezogen werden. Welches Zusatzmaterial benötigt wird, hängt unter anderem auch von der technischen Ausführung des WDVS ab (verklebt, verdübelt oder mit Metallschienen befestigt).
Dämmmaterial
Beim Dämmmaterial richten sich die Kosten nach:
- der Materialart
- der Wärmeleitgruppe (WLG) der Materialausführung
- der benötigten Dämmstärke
- den technischen Eigenschaften des Dämmmaterials (z. B. Druckfestigkeit)
Materialart. Für eine Fassadendämmung über ein Wärmedämmverbundsystem kann eine Vielzahl von verschiedenen Dämmmaterialien eingesetzt werden, etwa:
- Expandiertes Polystyrol (EPS, „Styropor“)
- Extrudiertes Polystyrol (XPS)
- Polyurethan-Hartschaumplatten (PUR)
- Mineralwolle-Dämmplatten
- Mineralschaum-Dämmplatten
- Polystyrol-Hartschaum-Dämplatten
- Steinwolle-Dämmplatten
- Phenolharzschaum-Dämmplatten
- Vakuumdämmplatten
- seltener: Plattenbaustoffe aus Naturmaterialien wie Holzfaser, Kork, Hanf, Schilf, Gras oder Perlite
Die Preise für unterschiedliche Dämm-Materialien können sich deutlich unterscheiden. Am günstigsten sind Polystyrol-Dämmplatten (EPS, XPS), andere Dämmmaterialien sind häufig spürbar teurer.
Wärmeleitgruppe WLG. Die Wärmeleitgruppe (WLG) oder Wärmeleitstufe (WLS) eines Dämmstoffs gibt die Dämmwirkung der jeweiligen Materialausführung an. EPS gibt es etwa als EPS 032, EPS 035 und EPS 040. Je höher die Wärmeleitgruppe, desto schlechter dämmt das Material, es werden also höhere Schichtdicken benötigt.
Bei der Wärmeleitgruppe handelt es sich immer um die Nachkommastellen des U-Werts des jeweiligen Materials (WLG 035 bedeutet also 0,035 W/m²K). Der einzige Unterschied zwischen Wärmeleitgruppe (WLG) und der Wärmeleitstufe (WLS) liegt nur darin, dass die Wärmeleitgruppen lediglich in Fünfer-Schritten eingeteilt sind (035, 040, 045…), die Wärmeleitstufen dagegen in Einer-Schritten (030, 031, 032..)
Benötigte Dämmstärke. Je stärker die Dämmung ausgeführt wird, desto höher die Dämmwirkung. Durchschnittlich wird in Deutschland eine Dämmstärke von 160 mm verbaut.
Die erforderliche Dämmstärke muss aber für den individuellen Einzelfall immer vom Fachmann berechnet werden (gegebener U-Wert beim Mauerwerk, gesetzlich vorgeschriebener Höchst-U-Wert von 0,24 W/m²K muss unterschritten werden). Dabei geht es auch um die Ermittlung einer sinnvollen Dämmstärke (siehe Abschnitt Kosten sparen).
Technische Eigenschaften der Dämmplatten. Druckfestigkeit spielt bei Fassadendämmungen meist eine untergeordnete Rolle, in vielen Fällen kommt es aber auf die Entflammbarkeit an.
Liegen die Gebäude-Außenwände an der Grundstücksgrenze oder weniger als 2,5 m davon entfernt, dürfen nur nicht brennbare Dämmstoffe eingesetzt werden. Der Einsatz von kostengünstigen Polystyrol-Dämmplatten ist dann aus brandschutztechnischen Gründen nicht möglich.
Üblicher Kostenrahmen für Dämmmaterialien. Durch die großen Unterschiede bei Material und Wärmeleitgruppen können sich die Preise für Dämmplatten in einem weiten Bereich bewegen. Bei üblichen WDVS-Stärken kann man von Kosten zwischen 15 und 60 EUR pro m² für das Dämmaterial ausgehen.
Zusatzmaterial
Je nach Art der Anbringung der Dämmplatten (Verkleben, Verdübeln oder Schienenbefestigung) kommen zu den Dämmplatten-Kosten noch die Kosten für unterschiedliche Zusatzmaterialien hinzu.
Mörtelkleber. Durchschnittlich werden rund 5 kg Mörtelkleber pro m² Fassade benötigt, bei einem Preis zwischen 0,40 und 0,90 EUR pro kg ergeben sich damit zusätzlich Klebemörtel-Kosten zwischen 2,00 und 4,50 EUR pro m² Fassadenfläche.
Armierung. Armierungsgewebe kostet zwischen 0,60 und 1,50 EUR pro m² Fassadenfläche. An den Ecken müssen Gewebe-Eckwinkel angebracht werden, die gewöhnlich zwischen 0,50 und 1,50 EUR je lfd. Meter kosten. An Bauteil-Anschlüssen wird zusätzlich Fugendichtband (Kosten zwischen 0,50 und 2,00 EUR je lfd. Meter eingesetzt.
Abweichende Kosten bei Verdübeln oder Schienenbefestigungen. Werden die Dämmplatten an der Gebäudefassade angedübelt oder mittels Metallschienen befestigt, kommen Kosten für Dämmstoffdübel, Schienensysteme, Kantenprofile und Montageschaum hinzu.
Putzkosten. Für das nachfolgende Verputzen des WDVS müssen die Kosten für das Putzmaterial (Putz und Putzschienen zwischen 10 – 30 EUR pro m², Spezialputze oft teurer) und die Grundierung (zwischen 2 und 4 EUR pro m²) gerechnet werden. Mit den Kosten für Fassadenfarbe (je nach gewählter Farbe) muss dann ebenfalls noch gerechnet werden. Dazu kommen Sockelprofile, die zwischen 5 und 10 EUR je lfd. Meter kosten.
Übliche Kosten für Zusatzmaterialien. Die Kosten für die insgesamt zusätzlich zum Dämmmaterial benötigten Materialien belaufen sich gewöhnlich 20 und 50 EUR pro m².
Arbeitskosten
Neben den Materialkosten sind die Arbeitskosten für das Anbringen des Wärmedämmverbundsystems zu rechnen. Dabei muss unterschieden werden zwischen den Dämmarbeiten und den Verputz-Arbeiten.
Arbeitskosten Dämmen. Für das Dämmen können gewöhnlich Arbeitskosten zwischen 20 und 50 EUR pro m² kalkuliert werden. Entscheidend ist hier allerdings immer der individuelle Arbeitsaufwand am einzelnen Haus.
Arbeitskosten Verputzen. Für das nachfolgende Verputzen kann man gewöhnlich mit Arbeitskosten zwischen 30 und 60 EUR pro m² rechnen. Auch hier entscheidet aber auch der kalkulierte Arbeitsaufwand im Einzelfall über die Kosten.
Gesamt-Arbeitskosten. Damit muss insgesamt mit Arbeitskosten zwischen 50 und 110 EUR pro m² gerechnet werden. Die Arbeitskosten machen damit den Löwenanteil der Gesamtkosten aus.
Zusätzliche Arbeiten
Gegebenenfalls müssen noch zusätzliche Arbeiten durchgeführt werden, die die Kosten weiter erhöhen können:
- Gerüststellung
- Sonderputze
Gerüststellung
Ein Gerüst ist für das Anbringen eines WDVS bei nahezu allen Häusern nötig (Ausnahme: Bungalows). Die Kosten für die Eingerüstung bewegen sich gewöhnlich strong]8 und 15 EUR pro m² eingerüsteter Fassadenfläche[/strong].
Mehr Informationen zu den Kosten für Gerüste finden Sie in unserem Artikel Gerüstbau: Kosten.
Sonderputze
Beim Einsatz von speziellen Putzen oder bei aufwendiger Putzstrukturierung ist häufig mit beträchtlichen Zusatzkosten zu rechnen.
Kostenbeispiel aufwändige Ausführung
Beispielsituation:
- Fassadengröße: 120 m²
- Dämmung mit hochwertigen Mineralwolleplatten 035, 200 mm
- Gerüst mit Zusatzkosten (Aufstellung im öffentlichen Raum, längere Standzeit)
- hoher Arbeitsaufwand
Posten | Preis |
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Gerüstkosten | 1.800 EUR |
Materialkosten | 10.200 EUR |
Arbeitskosten | 11.400 EUR |
Gesamtkosten | 23.400 EUR |
pro m² | 195 EUR pro m² |
Kostenbeispiel einfache Ausführung
Beispielsituation:
- Fassadengröße: 120 m²
- kostengünstige EPS-Platten, 040, 140 mm
- günstige Arbeitskosten
- geringe Gerüstkosten
Posten | Preis |
---|---|
Gerüstkosten | 900 EUR |
Materialkosten | 6.300 EUR |
Arbeitskosten | 7.800 EUR |
Gesamtkosten | 15.000 EUR |
pro m² | 125 EUR pro m² |
Kosten sparen
Kosten lassen sich durch folgende Maßnahmen sparen:
- Dämmung zeitlich planen (Ohnehin-Arbeiten)
- andere Dämmmethoden in Betracht ziehen
- sinnvolle Dämmstärken wählen
- Pauschalpreise vereinbaren
- Förderungen / Steuerabsetzungen
Dämmung zeitlich planen (Ohnehin-Arbeiten)
Dämmpflicht. Werden mehr als 10 % eines Bauteils erneuert, besteht für die meisten Gebäude eine gesetzliche Dämmpflicht. Das bedeutet auch, dass man bei einem kompletten Neuverputzen der Fassade unbedingt dämmen muss.
In diesem Fall bietet es sich an, das Neuverputzen gegebenenfalls etwas hinauszuschieben und dann statt der Putzerneuerung auch gleich direkt zu dämmen. Die „Ohnehin-Kosten“ für das Neuverputzen der Fassade kann man dann kalkulatorisch abziehen. Die eigentlichen Dämmkosten betragen dann nur die Mehrkosten für die Dämmung.
Vorhandenes Gerüst bei Dachdämmungen. Wenn eine Dachdämmung ansteht, kann man gleichzeitig die Fassade dämmen lassen und so einmal die Gerüstkosten sparen, da das Gerüst dann gleichzeitig für beide Arbeiten verwendet werden kann.
Andere Dämmmethoden in Betracht ziehen
Späteren Erhaltungsaufwand mit einberechnen. Die Dämmung über ein WDVS ist fast immer die kostengünstigste Möglichkeit der Fassadendämmung. Für das regelmäßig notwendige Neuverputzen und Neustreichen der Fassade, sowie für gegebenenfalls nötige Reparaturen am WDVS (z. B. Specht-Schäden) fallen immer wieder Erhaltungskosten an.
Eine Dämmung der Fassade mit einem Isolierklinker-System verursacht zwar (vergleichsweise geringe) Mehrkosten beim Dämmen, dafür fallen aber die späteren Erhaltungskosten eines WDVS praktisch komplett weg. Auf mehrere Jahrzehnte gerechnet ist eine Isoklinker-Dämmung damit deutlich günstiger.
Bei zweischaligem Mauerwerk Einblasdämmung durchführen lassen. Bei vorhandenem zweischaligem Mauerwerk ist eine Kerndämmung deutlich kostengünstiger. Sie verursacht nur rund ein Fünftel der Kosten eines WDVS.
Wenn der vorhandene Luftspalt zwischen den beiden Mauerschalen nicht ausreicht, um über die Kerndämmung allein die geforderten oder gewünschten U-Werte beim Mauerwerk zu erreichen, kann zusätzlich ein WDVS in deutlich geringerer Stärke angebracht werden. Hier sollten aber dann aber die Kosten im Auge behalten werden und gegebenenfalls alternative technische Möglichkeiten geprüft werden, um den gewünschten Wärmeschutz zu erreichen.
Übersicht über alternative Möglichkeiten der Fassadendämmung. Eine ausführliche Übersicht über alle Möglichkeiten zur Fassadendämmung und deren Kosten finden Sie in unserem Artikel Vollwärmeschutz: Kosten.
Sinnvolle Dämmstärken wählen
Dämmstärke immer vom Fachmann berechnen lassen. Eine einfache Abschätzung der benötigten Dämmstärke ist nicht möglich – die erforderliche Stärke der Dämmung muss abhängig von der WLG des eingesetzten Dämmstoffs und den Gegebenheiten am Mauerwerk individuell berechnet werden. Nur so ist auch sichergestellt, dass die gesetzlich geforderten Maximal-U-Werte (0,24 bzw. 0,20 W/m²K) sicher unterschritten werden.
Überdämmungen sind nicht wirtschaftlich. Wird die Dämmstärke erhöht, ergeben sich deutliche Mehrkosten. Die Heizkosten sinken dann allerdings nicht in gleichem Maß: eine Verdoppelung der Dämmstärke von 120 auf 240 mm würde in der Praxis nur noch zusätzliche Heizkosten-Ersparnis von 30 % erbringen. Die Mehrkosten für die Dämmung würden sich damit nur über sehr lange Zeiträume oder überhaupt nicht mehr amortisieren.
Steigende Energiepreise und Heizungstausch einkalkulieren. Die Kosten für die meisten „klassischen“ Energieträger (Öl, Gas, Strom) sind in den letzten Jahren stark gestiegen und werden voraussichtlich weiter steigen. Lediglich bei Biomasse (Scheitholz, Pellets, Hackschnitzel) sind die Preisanstiege bisher moderat geblieben.
Eine höhere Dämmstärke lohnt sich damit im Hinblick auf die steigenden Preise für die Energieträger auch noch bei kleineren Einsparungen. Andererseits sollte, wenn ein Wechsel der Heiztechnologie geplant ist, mit den Kosten der zukünftigen Heizung gerechnet werden. Bei einem Wechsel auf eine Kombi-Heizung aus Biomasse und Solarthermie würden insgesamt nur noch sehr geringe Heizkosten anfallen, bei denen sich eine Erhöhung der Dämmstärke kaum lohnt und nur über sehr lange Zeiträume amortisieren würde.
Beide Faktoren, steigende Preise für Energieträger und ein möglicherweise später durchgeführter Heizungsaustausch auf eine kostengünstige und sparsame Heizung, sollten in die Amortisations- und Wirtschaftlichkeitsberechnung mit einfließen und bei der Berechnung der erforderlichen Dämmstärke mit berücksichtigt werden.
Zusätzliche Dämmmaßnahmen in Betracht ziehen. Neben der Fassadendämmung bestehen auch noch weitere Möglichkeiten, die Heizkosten zu senken und/oder den Wärmeschutz des Gebäudes zu erhöhen:
- Dämmung der obersten Geschossdecke oder Dachdämmung
- Kellerdeckendämmung
- Austausch von Fenstern und Fenstertüren
- Perimeterdämmung
- Einsatz von Solarthermie
- Heizungsaustausch
Klicken Sie einfach auf die entsprechenden Links, um mehr über die Kosten für die jeweilige Maßnahme zu erfahren.
FAQ
Was kostet ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS)?
In unserem Beispiel kostet das Wärmedämmverbundsystem beim Einfamilienhaus 161,77 EUR pro m². Auf den tatsächlichen Preis wirken allerdings zahlreiche Faktoren ein.
Welche Faktoren beeinflussen den Preis?
Die wichtigsten Faktoren sind die Art des verwendeten Dämmmaterials, die gewählte Dämmstärke und der individuelle Aufwand bei der Ausführung. Weitere Faktoren finden Sie hier.
Welche Möglichkeiten gibt es, Kosten zu sparen?
Kosten lassen sich sparen, indem man die Fassadendämmung zeitlich günstig einplant, sinnvolle Dämmstärken wählt und Steuerabsetzungen oder Förderungen nutzt. Weitere Möglichkeiten zum Kosten sparen finden Sie hier.