Möglich, aber nicht immer risikolos
Unter Bauhandwerkern ist die richtige Reihenfolge der Gewerke nicht unumstritten. Viele Vertreter der mündlich überlieferten „alten Schule“ lehnen den Außenputz vor Innenputz kategorisch ab. Sie argumentieren nicht zu unrecht mit folgenden Faktoren:
- Wasser aus Estrichen und Innenputz muss durch das Mauerwerk entweichen
- Je später der Außenputz aufgebracht wird, desto geringere Neigung zu Setzrissen besteht
- Das Mauerwerk einschließlich der Mörtelfugen braucht lange, um auszutrocknen
Bei der praktischen Ausführung eines Neubaus wird der Ablauf und Zeitplan oft durcheinandergewirbelt. Insbesondere die Witterungsbedingungen im Herbst und im
Winter beeinflussen die Verarbeitungsfähigkeit. Außen und Innenputz im Winter können verlässlich nur ab fünf Grad Celsius Mindesttemperatur aus während der gesamten Abbindephase verarbeitet werden.
Das Argument, den Außenputz wegen der Gefahr des Eintritts von Frost vorzuziehen, ist nicht schlüssig. Auch Innenputz ohne Heizung kann dann nicht verarbeitet werden. Mit Beheizen beispielsweise mit Baustrahlern wird zudem eine erhöhte Verdunstung ausgelöst. Ein relativ frischer Außenputz wird, abhängig vom Mauerwerk, bereits in seinen „Kindertagen“ ebenfalls an einem „gesunden“ Abbindeablauf gehindert.
Bei moderaten Temperaturen kein Problem
Bei angenehmen und moderaten Witterungsverhältnissen im Frühjahr und Frühsommer ist ein Vorziehen des Außenputzes aus planerischen Gründen problemlos möglich. Wenn die Temperatur um zwanzig Grad plus/minus fünf Grad beträgt, können Estriche und Innenputz lüften und gemeinsam mit dem Außenputz abbinden.
Die Trocknungszeit des Innenputzes und Estrichs beträgt etwa vier bis sechs Wochen, abhängig von der Art des Wandputzes. Wenn die Zeitdifferenz zum früheren Aufbringen des Außenputzes vier Wochen nicht übersteigt, ist eine belüftete Ruhephase des Neubaus von sechs bis acht Wochen erforderlich.