Boden- und Wandfliesen spachteln
Gerade an Wänden finden sich in Badezimmern betagter Häuser und Wohnungen immer wieder Fliesenmotive, die nur Frust auslösen. Entweder sind es total schräge Muster oder die Fliesen verdunkeln einen Raum extrem. Eine günstige Möglichkeit ist es dann, Fliesen zu spachteln. Anschließend lässt sich Dekorputz auftragen oder die eben verspachtelte Fliesenwand kann sogar tapeziert werden. Bodenfliesen lassen sich ebenfalls verspachteln, allerdings sind hier die Möglichkeiten, die sich nach dem Verspachteln ergeben, etwas anders gelagert als an der Wand.
Die Grenzen beim Spachteln von Bodenfliesen
Während Wände wie bereits erwähnt erstklassig und ansehnlich verputzt werden können, überlegen Immobilienbesitzer bei Bodenfliesen oftmals, die Fliesen so zu verspachteln, dass anschließend daraus eine Betonoptik gezaubert werden könnte. Insbesondere in Häusern, wo die Fliesen nur sehr schwer zu entfernen sind, weil sie zum Beispiel im Estrich verlegt wurden (ja, das gibt es tatsächlich), kann das schnell eine Fragestellung werden. Doch hier muss klar gesagt werden, dass die aufgetragene Schicht (Estrich oder Zementboden) zu dünn werden wird. Wenn Bodenfliesen verspachtelt werden sollen, dann nur, um die Fliesen anschließend zu lackieren und einen ebenen Untergrund beispielsweise für einen Holzboden zu erhalten.
Viele Optionen nach dem Spachteln von Wandfliesen
Geflieste Wände hingegen können Sie teilweise spachteln (die Fugen) oder auch die Fliesen selbst überspachteln, um anschließend zu streichen, lackieren, tapezieren oder einen schönen Dekorputz (Stuckputz etc.) aufzutragen. Allerdings müssen Sie die Fliesenfläche gründlich vorbereiten. Wie bei vielen anderen Arbeiten ist es besonders die Präzision der später nicht mehr sichtbaren Vorbereitungen, die das Endergebnis in der Qualität maßgeblich beeinflusst. Nachfolgend erhalten Sie eine ausführliche und schrittweise Anleitung zum Fliesenspachteln.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Spachteln von Fliesen
- Flüssigharz
- Fett- und Silikonreiniger
- Nivellier-/Ausgleichsmasse
- Haftgrundierung
- Sperrgrundierung
- Flexfliesenkleber oder Spachtelmasse
- Stuck- oder Dekorputz
- Silikon
- Fliesenfräse
- oder Winkelschleifer mit Trennscheibe (Stein)
- oder Bohrmaschine mit Keramikfräsvorsatz
- Rührquirl für Bohrmaschine
- Fugenkelle
- Fugenkratzer
- Cutter-Messer
- Pinsel
- Quast
- Hammer
- Schraubenzieher
- Meißel
- Traufel
- Putzreibbrett
- Mörteleimer
- Silikonspritze
- Putzlappen
- Atemschutzmaske
- Gummihandschuhe (beim Reinigen)
1. Vorbereitungsarbeiten zum Fliesenspachteln
a) Reinigen der Fliesen
Als erstes müssen Sie die alten Fliesen wirklich tipptop reinigen. Es dürfen weder Fett- noch Silikonreste oder andere Partikel auf den Fliesen oder in den Fugen zu finden sein. An Stellen, die nicht vollständig gereinigt wurden, kann die Spachtelmasse abfallen oder aufblühen. Jetzt können Sie die Haftgrundierung auftragen, bei Bedarf auch die Sperrschicht.
b) Risse und Brüche in Fliesen
Nun überprüfen Sie sämtliche Fliesen nach Rissen, hohlen Stellen unter der Fliese, Abbrüchen und dergleichen. Feine Risse können Sie auffräsen und mit flüssigem Harz oder Fliesenkleber auffüllen. Schwer beschädigte Fliesen nehmen Sie komplett heraus und füllen das Loch mit Spachtelmasse oder Fliesenkleber auf. Große Hohlräume unter den Fliesen suchen Sie durch das Abklopfen der Fliesen mit einem Schraubenziehergriff. Bei sehr großen Hohlräumen entfernen Sie die Fliese und füllen wie zuvor erwähnt auf. Dadurch vermeiden Sie, dass sich solche Fliesen durch die spätere Last lösen.
c) Fugen
Nun überprüfen Sie die Fliesenfugen nach Beschädigungen. Bei starken Beschädigungen kratzen Sie die Fugenmasse heraus und füllen anschließend mit Fliesenkleber auf. Vergessen Sie nicht, den Randbereich der Fliesen gegebenenfalls etwas aufzurauen. Die Dehnfugen überprüfen Sie ebenfalls. Ist das Silikon schlecht, schneiden Sie es mit dem Cutter-Messer heraus und verfugen neu mit Silikon.
d) Ausgleichen
Geflieste Böden können Sie nun an besonders unebenen Stellen mit Nivelliermasse oder Fließ- und Ausgleichspachtel ebnen. An den Wänden verwenden Sie mit Kelle und Traufel zu verarbeitende Nivelliermassen.
2. Das Spachteln der Fliesen
Nun können Sie mit dem Verspachteln der Fliesen beginnen. Sie können dazu Spachtelmasse aber auch Fliesenkleber verwenden. Empfehlenswert ist insbesondere hoch flexibler Fliesenkleber. Zunächst füllen Sie dabei die Fugen auf und verspachteln Sie. Anschließend tragen sie eine 3 bis 5 mm starke Schicht auf den Fliesen auf. Nun müssen Sie den Kleber oder die Spachtelmasse vollständig aushärten und trocknen lassen. Sie müssen die Dehnungsfuge übrigens erhalten. Am besten eignet sich ein langes Kantholz, das Sie als Platzhalter auf der Dehnungsfuge anbringen und ganz zum Schluss entfernen.
3. Nachbearbeitung der gespachtelten Fliesen
Nun können Sie noch eine einen bis maximal zwei Millimeter dicke Dekorputzschicht auftragen. Falls Sie tapezieren wollen, muss ein Haftgrund aufgetragen werden. Je nachdem, mit welchen Baustoffen Sie verspachtelt haben, wählen Sie für unterschiedlich saugstarke Untergründe. Beachten Sie jedoch, dass vor dem Verputzen als auch dem Tapezieren der Spachtel auf den Fliesen absolut ausgetrocknet und vollständig gehärtet sein muss. Das kann bedingt durch Jahreszeit, Räumlichkeiten und Dicke des Spachtels zwei Wochen und länger dauern.
In Mietobjekten müssen Sie vor Arbeitsbeginn das Einverständnis des Vermieters einholen, und zwar schriftlich. Die Fliesen gehören zur Bausubstanz. Verspachteln Sie die Fliesen ohne Genehmigung, kann der Vermieter beim Auszug von Ihnen verlangen, alles in den vorherigen Zustand zurückzuversetzen. Gelingt das nicht – schließlich werden die Fliesen beim Spachteln beschädigt – sind Sie sogar schadensersatzpflichtig.
Sie können die Fliesen vor dem Auftragen des Haftgrundes auch mit einem Schwingschleifer oder einem Winkelschleifer mit Schleifscheibe ergänzend aufrauen. Insbesondere bei glasierten Fliesen sind Sie auf der sicheren Seite, dass der Spachtel dauerhaft anhaften bleibt.