Einfach mehr Wasser beim Anrühren verwenden?
Der Hinweis, für eine längere Verarbeitungszeit von Gips einfach das Mischungsverhältnis von Gips und Wasser zu verändern und mehr Wasser als vom Hersteller empfohlen zu verwenden, scheint auf den ersten Blick einleuchtend. Allerdings handelt es sich um eine chemische Reaktion, bei der dann letztlich mehr Wasser in der Mischung vorhanden ist, als in Form von Kristallwasser chemisch in den Gipskristallen gebunden werden kann. Daher kann dieser vermeintliche Trick durchaus nach hinten losgehen, wenn der Gips anschließend nicht wie gedacht aushärtet. Leichte Variationen bei den Mengen sollten in der Regel kein Problem sein, grundsätzlich ist dies aber nicht der richtige Hebel für eine verlängerte Abbindezeit.
Es empfiehlt sich eher, bereits beim Kauf von Gips auf die Abbindezeit zu achten. Diese ist in der Regel bei Produkten der Sparte Modellgips deutlich länger als beim (gewollt) schneller aushärtenden Elektrikergips. Letzterer muss schlicht und einfach immer wieder in kleinen Portionen angesetzt werden, die sich jeweils zeitnah verarbeiten lassen.
Vorsicht bei Hausmitteln
Für das Verlängern der Abbindezeit von Gips kommt eine Reihe von „Hausmitteln“ in Betracht. In geringer Menge können einige davon tatsächlich ohne größere Qualitätseinbußen für eine verlängerte Abbindezeit sorgen, zum Beispiel:
- Spülmittel
- Essig
- Weißwein (Rotwein würde den Gips einfärben, funktioniert aber grundsätzlich auch)
- Knochenleim
Eher abzuraten ist vom Einrühren von Tapetenkleister in das Anmachwasser, da dies nicht zu hochwertiger Qualität des abgebundenen Materials führt.
Tricks für eine deutlich verlängerte Abbindezeit ohne Qualitätsverlust
Es gibt einige mit dem chemischen Prozess des Abbindens verbundene Tricks, wie eine ungewollte Verkürzung der Abbindezeit verhindert werden kann:
- nicht zu warmes Wasser verwenden
- Gefäße nur völlig gesäubert verwenden
- Gips nur sumpfen lassen und kaum umrühren
Grundsätzlich wird für das Ansetzen von Gips zimmerwarmes Wasser empfohlen. Soll dieser aber nicht zu schnell abbinden, sollte es relativ kalt sein. Ihre verwendeten Gefäße und Werkzeuge sollten zwischen mehreren Gips-Portionen penibel gesäubert werden, da „alte“ Gipskrümel auch in kleiner Menge wie ein „Brandbeschleuniger“ auf die chemische Reaktion der Gipskristalle wirken. Ähnlich verhält es sich mit anderen Kristallen wie zum Beispiel Kochsalz. Da auch das Umrühren die Verzahnung der Gipskristallstrukturen beschleunigt, sollte der Gips für ein langsameres Abbinden nach dem Sumpfen nicht mehr gerührt werden.