Uralter Baustoff
Lehm gehört zu den ältesten Baustoffen der Menschheit überhaupt. Schon die Böden von uralten Megalithanlagen, die noch aus der Jungsteinzeit stammen und viel älter sind als Stonehenge, enthalten schon Lehmböden, die dem heutigen Lehmestrich sehr ähneln.
Nicht umsonst ist in vielen uralten Schöpfungsmythen unterschiedlichster Kulturen auch der Mensch selbst ursprünglich aus Lehm geformt.
Lehm besteht aus Ton, Sand und Quarzmehl. Er ist ein Verwitterungsprodukt, das durch die Verwitterung von Gestein entstanden ist.
Hoch ökologischer Baustoff
Lehm muss nicht mit hohem Energieaufwand hergestellt werden, sondern steht an den meisten Orten als fertiges Naturmaterial zur Verfügung. Das verbessert die Ökobilanz gegenüber künstlich und unter hohem CO2 Aufwand hergestellten Baustoffen wie Zement bereits deutlich.
Lehm kann sogar recycelt werden – damit besitzt er eine unschlagbare Nachhaltigkeit, die so kein Baustoff erreicht.
Lehm hat zudem ein sehr hohes Wärmespeichervermögen, das als Lehmestrich noch zusätzlich durch die Zuschlagstoffe steigt. Auch die schalldämmenden Eigenschaften von Lehm sind sehr gut.
Lehm ist ein enorm haltbarer und auch belastbarer Baustoff, wie einige immer noch fast einwandfrei erhaltene antike Bauten beweisen, die schon mehrere tausend Jahre alt sind.
Verarbeitungsweise von Lehmestrich
Lehm bindet nicht wie Zement chemisch ab, sondern wird allein durch Austrocknung hart.
Durch den hohen Wasserverlust neigt Lehmestrich zur Rissbildung. Um das zu verhindern, kommen bestimmte Zuschlagstoffe – etwa Tierhaare oder Stroh – zum Lehm. Sie machen ihn wiederstandsfähiger gegen die Rissbildung.
Lehmestrich wird ganz einfach durch Mischen des Lehms mit Zuschlagstoffen hergestellt. Der Tonanteil im Lehm bestimmt dabei, wie „fett“ oder „mager“ der Lehmestrich ausfällt. Je nach vorwiegend vorhandenen Mineralien im Ton kann die Färbung des Lehmestrichs recht unterschiedlich ausfallen – für die Haltbarkeit spielt das aber keine Rolle.
Lehm muss „gestampft“ werden, damit keine Risse mehr auftreten. Lehmestrich wird einfach auf die Untergrundschicht aufgetragen und so lange festgestampft, bis keine Risse mehr auftreten.
Wirkungen auf das Raumklima
Lehm ist feuchtigkeitsempfindlich. Da er nur physikalisch durch das Verdunsten des enthaltenen Wassers vertrocknet, wird er, wenn er Feuchtigkeit ausgesetzt wird, in seiner Konsistenz verändert.
Dadurch bietet er aber auch die Möglichkeit einer hervorragenden Feuchtigkeitsregulierung. Er kann Luftfeuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben. Gemeinsam mit den Zuschlagstoffen ist sein Wärmespeichervermögen bemerkenswert.
Anwendungsmöglichkeiten
Als Estrich kann Lehmestrich in den meisten Fällen problemlos eingesetzt werden. Es gibt ihn auch als fertige Sackware, oft schon gemischt mit Zuschlagstoffen. Preislich liegt Lehmestrich aber um ein Vielfaches höher als herkömmliche Estrichmörtel.
Weitere Anwendungsmöglichkeiten von Lehm sind als Lehmputz (ohne Zuschlagstoffe) oder Lehmfarbe. Für den Außenbereich ist Lehm allerdings nicht geeignet. Bei der Trocknung muss immer darauf geachtet werden, dass eine möglichst schnelle Trocknung (eventuell mit Zusatzheizung) erfolgt.