Leitungswasser in Deutschland
Allgemein hört man, dass das Trinkwasser in Deutschland zu einem der saubersten und am besten kontrollierten in ganz Europa gehört. Die strengen Vorschriften in der Trinkwasserverordnung und die sehr genau kontrollierten, engen Grenzwerte lassen das auch plausibel erscheinen.
Dazu kommt, dass Wasser aus Wasserflaschen häufig aus den gleichen Quellen stammt, wie Leitungswasser, und deshalb weder sauberer noch besser kontrolliert ist. Das gilt vor allem für sogenannte Tafelwässer. In manchen Fällen ist Flaschenwasser sogar von geringfügig schlechterer Qualität als das Wasser aus Leitungen.
Wasserbedarf und Gesundheitsgefahr
Der menschliche Körper benötigt täglich rund 0,03 Liter Wasser pro kg Körpergewicht. Bei den meisten Menschen ergibt das eine Gesamtmenge von deutlich über 2 Litern pro Tag.
Wird der gesamte Wasserbedarf mit Leitungswasser gedeckt, können auch geringe Mengen an Schadstoffen durch die hohe Trinkmenge schnell im Körper angereichert werden. Bei einigen Stoffen, die im Trinkwasser vorkommen können, kann das auf lange Sicht möglicherweise also doch gesundheitlich bedenklich sein.
Ammenmärchen: Kalk im Wasser ist schädlich
Immer noch hält sich hartnäckig das Gerücht, zu viel Kalk im Trinkwasser sei schädlich für die Gesundheit.
Das Gerücht rührt vor allem daher, dass Arteriosklerose und Demenz im Volksmund „Verkalkung“ genannt werden. Beide Erkrankungen haben aber mit Kalk nichts zu tun.
Calcium ist im Gegenteil ein Stoff, den unser Körper in hohen Mengen benötigt. Auch beim Trinken von sehr hartem Wasser würden wir unseren Bedarf an Calcium nur zu geringen Bruchteilen decken.
Calcium ist wichtig für den Aufbau und den Erhalt von Knochen, Zähnen und allen harten Geweben im Körper. Daneben wird es auch an anderen Stellen für den Stoffwechsel unbedingt benötigt.
Auch der Bedarf an Magnesium, das ebenfalls zur Wasserhärte beiträgt, wird durch Trinkwasser nur zu einem sehr kleinen Teil gedeckt. Magnesium ist wichtig für die korrekte Funktion von Muskeln und Nerven. Bei Sport und Stress besteht sogar ein deutlich erhöhter Bedarf.
Das Trinken von Leitungswasser, das große Mengen an Kalk enthält, ist also in jedem Fall bedenkenlos. Man riskiert damit keine „Verkalkung“ – weder in den Gefäßen noch im Gehirn.
Hormone im Trinkwasser
Untersuchungen haben gezeigt, dass Hormonreste aus dem Abwasser in Kläranlagen nicht beseitigt werden. In vielen Flüssen finden sich hohe Mengen an Hormonen.
Das sind insbesondere weibliche Hormone – Östrogen und Estradiol. Bei Fischen und Fröschen richten die festgestellten Mengen bereits deutliche Schäden an. Sie führen unter anderem zu einer Verweiblichung männlicher Individuen. Darüber hinaus leidet die Paarungsfähigkeit vieler Arten.
Diese Hormone stammen höchstwahrscheinlich vom übermäßigen Gebrauch der Pille in unseren Breiten. Sie werden in der Leber verstoffwechselt und mit dem Urin ausgeschieden.
Die Dosen, die Menschen beim Genuss von Leitungswasser aufnehmen, sind äußerst gering. Wissenschaftlich ist bislang nicht erforscht, welche Langzeitwirkung sehr geringe Dosen auf den Menschen haben können.
Auch bei Männern kommen diese Hormone – in sehr geringer Menge – vor. Ob die aufgenommene Menge auch über lange Zeit Schäden verursachen kann, ist wissenschaftlich derzeit noch unklar.
Hormone wurden aber bereits auch in Flaschenwasser nachgewiesen.
Bakterielle Verseuchung
Eine regelrechte Kontamination des Trinkwassers durch Bakterien ist durch die strengen Trinkwasserprüfungen nahezu ausgeschlossen. Gefährliche Bakterienarten, die im Trinkwasser vorkommen können, werden in unseren Breiten nahezu vollständig ausgeschlossen.
Für eine Infektion ist in der Regel eine sehr hohe Kolonienmenge erforderlich. Bei gefährlichen Erregern wie Coli-Bakterien wird darauf geachtet, dass überhaupt keine Keime vorhanden sind.
Eine Ausnahme bilden Legionellen. Diese erst seit 1976 bekannte Bakterienart kann schwere Krankheiten auslösen und ist vermutlich für mehrere tausend Infektionen und einige Todesfälle verantwortlich.
Die gesetzlich vorgeschriebene Legionellenprüfung erfasst dabei nicht den gesamten privaten Wohnungsbereich. Hier wird deshalb eine eigene Vorsorge empfohlen, um das Risiko zu minimieren.
Schadstoffe im Trinkwasser
Verschmutzung des Trinkwassers durch unterschiedliche Schadstoffe und Schwermetalle stellt ein Problem in unserer modernen Gesellschaft dar.
Durch entsprechend eng gestaltete Grenzwerte bei der Wasserprüfung ist eine Belastung für die Gesundheit auch bei Dauergenuss von Leitungswasser praktisch ausgeschlossen. Schon in Kläranlagen werden weitaus die meisten gesundheitsgefährlichen Stoffe entfernt und können so nicht ins Grundwasser gelangen.
Die einzige Ausnahme bildet hier Blei. Es kann sich in alten Wasserleitungen aus Blei in hohen Mengen im Trinkwasser anreichern und dann gesundheitsschädlich wirken. Alte Bleirohre sollten also möglichst getauscht werden.
Um völlig sicher zu gehen, kann man auch eine umfangreiche Wasserprüfung im eigenen Haus durchführen lassen. Solche Prüfungen messen sowohl das Vorkommen von Bakterien, Viren als auch das Vorkommen aller gefährlichen Schadstoffe. Zudem werden noch einige andere wichtige Wasserparameter ermittelt.