Legionellen – eine Gefahr aus dem Wasserhahn?
Legionellen sind Bakterien, die bei bestimmten Bedingungen in Trinkwassersystemen gedeihen. Sie vermehren sich bevorzugt in warmem, stehendem Wasser zwischen 25 und 45 Grad Celsius. Besonders in älteren oder schlecht gewarteten Anlagen können sich diese Bakterien ansiedeln und stark vermehren. Wenn diese Erreger über feinste Tröpfchen, sogenannte Aerosole, in die Atemwege gelangen, kann es zu Infektionen kommen. Dies geschieht beispielsweise beim Duschen oder über Kühltürme und Klimaanlagen, die verunreinigtes Wasser in die Luft abgeben.
Eine Infektion mit Legionellen kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Während es im Alltag zu seltenen Ansteckungen kommt, sind insbesondere Risikogruppen wie ältere Menschen, Raucher oder Personen mit geschwächtem Immunsystem gefährdet. Die Ernsthaftigkeit der Infektion variiert stark: Während das Pontiac-Fieber grippeähnliche Symptome zeigt, kann die Legionärskrankheit zu einer schweren Lungenentzündung führen, die ohne Behandlung in bis zu 20 % der Fälle tödlich verlaufen kann. Um sich zu schützen, ist die Einhaltung empfohlener Wassertemperaturen und die regelmäßige Wartung der Trinkwasseranlagen unerlässlich. Eine professionelle Überprüfung hilft, die Wasserqualität sicherzustellen und mögliche Legionellenbelastungen frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen.
Temperatur halten
Eine verlässliche Methode zur Bekämpfung von Legionellen im Trinkwasser ist die Aufrechterhaltung geeigneter Wassertemperaturen. Stellen Sie den Warmwasserspeicher auf mindestens 60 °C ein. Beobachtungen zeigen, dass die Vermehrung von Legionellen bei Temperaturen ab 50 °C stark eingeschränkt wird und ab 55 °C nahezu stoppt. Idealerweise sollten alle Teile des Warmwassersystems regelmäßig auf Temperaturen von mindestens 60 °C gebracht werden, um sich bietende Brutbedingungen für die Bakterien zu eliminieren.
Achten Sie auch darauf, dass Kaltwasserleitungen gut isoliert sind, um eine versehentliche Erwärmung des kalten Wassers auf über 25 °C zu verhindern, da dies die Vermehrung der Bakterien begünstigt.
Maßnahmen im Überblick:
- Warmwasserspeicher auf mindestens 60 °C einstellen
- Regelmäßige Erhitzung des Wassers in allen Leitungen auf mindestens 60 °C sicherstellen
- Gute Isolation der Kaltwasserleitungen
Durch diese Vorsichtsmaßnahmen können Sie die Gefahr einer Legionellen-Belastung in Ihrem Trinkwassersystem erheblich verringern.
Regelmäßiger Wasseraustausch
Zur Vorbeugung eines Legionellenbefalls in Ihrer Trinkwasserinstallation ist es wichtig, stehendes Wasser regelmäßig auszutauschen. Wasser, das lange in den Leitungen steht, kann das Wachstum von Legionellen begünstigen. Besonders gefährdet sind längere Leitungsabschnitte ohne regelmäßige Wasserentnahme, wie sie häufig in Gästezimmern oder Ferienwohnungen vorkommen. Um Wasseraustausch sicherzustellen, sollten alle Entnahmestellen mindestens einmal pro Woche genutzt werden.
Konkrete Maßnahmen, die Sie ergreifen können:
- Lassen Sie in selten genutzten Räumen alle Wasserhähne und Duschköpfe mindestens einmal pro Woche einige Minuten lang laufen.
- Betätigen Sie regelmäßig Ihre Toilettenspülungen und Waschbecken, sodass das Wasser komplett durchspült wird.
- Installieren Sie möglicherweise Hygienespülsysteme in länger ungenutzten Gebäudeteilen, um den automatischen Wasseraustausch zu gewährleisten.
- Bei längerer Abwesenheit, wie zum Beispiel nach einem Urlaub, sollten Sie nach Ihrer Rückkehr alle Wasserhähne und Duschköpfe so lange öffnen, bis die Wassertemperatur konstant bleibt.
Indem Sie diese Schritte in Ihre Routine einbinden, tragen Sie zur Vermeidung von Wasserstagnation bei und minimieren das Risiko eines Legionellenbefalls effektiv.
Thermische Desinfektion
Die thermische Desinfektion ist eine wirkungsvolle Methode, um Legionellen im Trinkwasser abzutöten. Dabei wird das Wasser im gesamten Leitungssystem auf mindestens 70 °C erhitzt und diese Temperatur für mindestens drei Minuten gehalten. Es ist wichtig, dass diese hohe Temperatur an jeder Entnahmestelle, einschließlich aller Wasserhähne und Duschköpfe, erreicht wird.
Wichtige Maßnahmen bei der thermischen Desinfektion:
- Voller Durchfluss sicherstellen: Entfernen Sie Duschköpfe und Perlatoren, um den maximalen Wasserdurchsatz zu gewährleisten und die Bildung von Aerosolen zu minimieren.
- Vermeidung von Risiken: Tragen Sie während der Durchführung geeignete Schutzausrüstung wie Filtermasken (mindestens FFP2) und achten Sie auf den Verbrühungsschutz.
- Nachkontrolle: Führen Sie etwa eine Woche nach der Desinfektion eine Nachuntersuchung durch und wiederholen Sie diese nach drei Monaten, um den Erfolg der Maßnahme zu überprüfen.
Vorteile der thermischen Desinfektion:
- Effektivität: Tötet Legionellen zuverlässig ab, wenn die Temperatur und die Einwirkzeit korrekt eingehalten werden.
- Chemiefrei: Erfordert keine chemischen Zusätze, was besonders bei ökologischen Erwägungen von Vorteil ist.
Nachteile der thermischen Desinfektion:
- Materialbeanspruchung: Hohe Temperaturen können zu Schäden an der Installation führen, wie Korrosion oder Materialbrüche.
- Begrenzte Wirkung: Legionellen, die sich in Biofilmen oder Amöben verstecken, können überleben und sich rasch wieder vermehren.
Um die langfristige Wirksamkeit der thermischen Desinfektion zu gewährleisten, sollten Sie regelmäßige Wartungen und Temperaturkontrollen Ihrer Trinkwasseranlage durchführen.
Einsatz von Filtern
Der Einsatz von speziellen Legionellenfiltern eignet sich hervorragend als Sofortmaßnahme, um das Infektionsrisiko schnell und effektiv zu senken. Diese Filter sind eine praktische Lösung, da sie einfach zu installieren sind und unmittelbar einen zusätzlichen Schutz bieten.
Vorteile von Legionellenfiltern:
- Effektive Barriere: Legionellenfilter arbeiten mittels Mikrofiltration und entfernen nicht nur Legionellen, sondern auch andere Bakterien und Schadstoffe aus dem Wasser.
- Vielseitigkeit der Anwendung: Es gibt verschiedene Typen von Filtern, darunter Keramikfilter, Membranfilter und Filter, die auf Umkehrosmose basieren. Diese können je nach Bedarf an Wasserhähnen oder Duschköpfen installiert werden.
- Einfacher Gebrauch: Die meisten Filter können von Laien ohne großen Aufwand angebracht und ausgetauscht werden. Dies macht sie besonders in Haushalten bei akuten Legionellenproblemen nützlich.
- Geringe Gesundheitsrisiken: Da die Filter keine chemischen Zusätze benötigen, sind sie auch für Menschen mit empfindlicher Haut oder Allergien geeignet. Zudem sorgen sie dafür, dass das gefilterte Wasser bedenkenlos zum Duschen und Trinken genutzt werden kann.
Nachteile und Wartung:
- Regelmäßiger Austausch: Ein Nachteil ist, dass die Filter regelmäßig gewechselt werden müssen. Bei intensiver Nutzung wird eine Erneuerung alle sechs bis acht Wochen empfohlen, um eine Verstopfung der Filterporen zu vermeiden.
- Nur temporäre Lösung: Filter bieten keinen dauerhaften Schutz. Sie sollten als kurzfristige Lösung betrachtet und durch langfristige Maßnahmen wie thermische Desinfektion oder eine professionelle Reinigung des gesamten Trinkwassersystems ergänzt werden.
Durch die Verwendung von Legionellenfiltern können Sie das Risiko einer Legionelleninfektion unmittelbar senken und eine sicherere Umgebung schaffen, bis umfassendere Maßnahmen umgesetzt werden können.
Professionelle Reinigung der Trinkwasseranlage
Um eine dauerhafte Beseitigung von Legionellen aus der Trinkwasseranlage zu erreichen und die Ansiedlung neuer Bakterien zu verhindern, ist eine professionelle Reinigung durch einen zertifizierten Fachbetrieb essenziell. Neben der Entfernung des Biofilms, der als Lebensraum für Legionellen dient, kommen dabei auch gezielte Desinfektionsmaßnahmen zum Einsatz.
Vorgang der professionellen Reinigung und Desinfektion:
- Initiale Gefährdungsanalyse: Ein Fachbetrieb führt zunächst eine detaillierte Analyse der Kontamination durch, um den Umfang der Legionellenbelastung zu bestimmen.
- Mechanische Reinigung: Vor der eigentlichen Desinfektion werden alle betroffenen Leitungen mechanisch gereinigt, um Schmutz und Ablagerungen zu entfernen.
- Desinfektionsverfahren: Je nach Analyseergebnis kommen verschiedene Desinfektionsmethoden zum Einsatz. Häufig werden thermische Verfahren angewandt, bei denen das Wasser stark erhitzt wird, oder chemische Desinfektionsmittel verwendet.
- Spülungen: Wiederholte Spülungen der Leitungen stellen sicher, dass gelöste Ablagerungen und Restkontaminationen vollständig entfernt werden.
- Regelmäßige Kontrollen: Nach der Reinigung erfolgen fortlaufende mikrobiologische Untersuchungen zur Sicherstellung der langfristigen Hygiene der Trinkwasserinstallation.
Wichtige Aspekte der fachgerechten Reinigung:
- Einhaltung der Richtlinien: Die Maßnahmen entsprechen den geltenden technischen Regeln und gesetzlichen Vorschriften, wie etwa den Vorgaben des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW).
- Technische Ausrüstung und Fachwissen: Die ausführenden Betriebe nutzen spezialisierte Ausrüstungen und verfügen über das nötige Fachwissen zur effektiven Beseitigung von Legionellen.
- Dokumentation und Monitoring: Alle durchgeführten Maßnahmen und Kontrollen werden umfangreich dokumentiert, um die Einhaltung der Trinkwasserverordnung und der Hygienevorschriften nachzuweisen.
Durch die professionelle Reinigung Ihrer Trinkwasseranlage gewährleisten Sie nicht nur eine hohe Wasserqualität, sondern auch die langfristige Sicherheit vor Legionellenbefall.
Regelmäßige Kontrolle
Um das Risiko einer Legionellenbelastung zu minimieren, wird für bestimmte Gebäudetypen und Haushalte eine regelmäßige Kontrolle des Trinkwassers empfohlen. Bei Mehrfamilienhäusern mit zentraler Warmwasserversorgung sind Hausbesitzer gesetzlich verpflichtet, alle drei Jahre eine Legionellenprüfung durchführen zu lassen. In öffentlich genutzten Einrichtungen wie Krankenhäusern und Schulen erfolgt diese Prüfung jährlich, um eine potenzielle Gesundheitsgefahr zu vermeiden.
Wichtige Punkte bei der Legionellenprüfung:
- Probennahme: Stellen Sie sicher, dass Wasserproben von zugelassenen Fachbetrieben entnommen und in akkreditierten Laboren untersucht werden.
- Prüfintervalle: Beachten Sie die gesetzlichen Prüfintervalle – alle drei Jahre für private Mehrfamilienhäuser und jährlich für öffentliche Gebäude.
- Grenzwerte: Ein Maßnahmewert von 100 KBE/100 ml muss eingehalten werden. Wird dieser Wert überschritten, sind umgehend Maßnahmen zu ergreifen.
- Maßnahmen bei Kontamination: Bei positiven Befunden ist das Gesundheitsamt zu informieren und Sofortmaßnahmen wie thermische Desinfektion oder der Einsatz von Legionellenfiltern zu ergreifen.
Eine regelmäßige Kontrolle und Wartung Ihrer Trinkwasseranlage gewährleistet nicht nur die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, sondern bietet auch einen effektiven Schutz vor Gesundheitsrisiken durch Legionellen.