Die Einfahrphase: Was ist das und warum ist sie wichtig?
Die Einfahrphase in einem Meerwasseraquarium ist der Zeitraum, in dem sich ein stabiles biologisches System entwickelt. Diese Phase, die mehrere Wochen bis Monate dauert, ist unverzichtbar, um langfristig ein gesundes und ausgewogenes Ökosystem im Aquarium zu etablieren.
Während dieser Phase siedeln sich verschiedene Bakterienkulturen an, die eine entscheidende Rolle beim Abbau von Schadstoffen spielen. Besonders wichtig sind nitrifizierende Bakterien wie Nitrosonomas und Nitrobacter, die Ammoniak und Nitrit in das weniger toxische Nitrat umwandeln. Diese Bakterien entstehen auf natürliche Weise, können aber auch durch die Zugabe spezieller Starterbakterien oder bereits eingefahrener Filtermaterialien beschleunigt werden.
In den ersten Tagen nach dem Einrichten des Aquariums kann es zu einem Anstieg von Ammoniak und Nitrit kommen, bekannt als Ammonium- und Nitritpeak. Es ist daher wichtig, regelmäßig die Wasserwerte zu kontrollieren, um den Verlauf dieser Peaks zu überwachen. Zusätzlich kann es zu einem verstärkten Algenwachstum kommen, das nach der Etablierung des biologischen Gleichgewichts wieder abnimmt.
Erst wenn der Nitritgehalt unter 0,1 und der Ammoniumgehalt unter 0,05 Milligramm pro Liter liegen, ist das Aquarium bereit, erste Bewohner aufzunehmen. In dieser Phase sollten zunächst robuste und reinigungsfreudige Tiere wie Schnecken und Einsiedlerkrebse eingesetzt werden, um unerwünschte Algen sowie organische Reste zu entfernen.
Wasserwechsel können während der Einfahrphase das Ansiedeln von Schwebstoffen verhindern und die Wasserqualität stabilisieren. Diese sollten jedoch in moderaten Mengen durchgeführt werden, um das sich entwickelnde biologische Gleichgewicht nicht zu stören.
Geduld ist in der Einfahrphase eine Ihrer wertvollsten Tugenden. Setzen Sie den Fisch- und Korallenbesatz erst fort, wenn die Wasserwerte dauerhaft stabil sind und ein sichtbarer Algenbelag zurückgegangen ist. Diese gründliche und behutsame Herangehensweise legt das Fundament für ein langanhaltend gesundes Meerwasseraquarium.
Methode 1: Einfahren mit Lebendgestein und Bakterien
- Vorbereitung: Stellen Sie sicher, dass Ihr Aquarium vollständig eingerichtet ist und alle technischen Anlagen ordnungsgemäß funktionieren. Befüllen Sie das Becken mit hochwertigem Osmosewasser und halten Sie die Wassertemperatur zwischen 20-25°C. Beginnen Sie mit dem Betrieb der Strömungspumpen.
- Salinität einstellen: Geben Sie langsam Meersalz hinzu und lassen Sie es vollständig auflösen, bis die Salinität etwa 34‰ beträgt. Dies schafft einen geeigneten Lebensraum für die marinen Organismen und Bakterien.
- Lebendgestein einbringen: Setzen Sie Lebendgestein in das Aquarium, etwa 10% des Beckenvolumens in Kilogramm. Achten Sie darauf, dass das Gestein keine Schädlinge enthält und gut nach Meer riecht.
- Bodengrund hinzufügen: Fügen Sie gleichzeitig den Bodengrund hinzu, idealerweise speziellen Korallensand oder Aragonit. Diese Materialien unterstützen die Ansiedlung nützlicher Organismen.
- Technische Geräte in Betrieb nehmen: Starten Sie den Eiweißabschäumer und die Beleuchtung. Justieren Sie die Beleuchtung anfangs auf etwa die Hälfte der maximalen Intensität und steigern Sie diese langsam über mehrere Wochen.
- Bakterienkulturen dosieren: Dosieren Sie spezielle Bakterienzusätze, um die Entwicklung der Nitrifikationsbakterien zu unterstützen.
- Algenentwicklung überwachen: Überwachen Sie das Algenwachstum, da braune Kieselalgen und später grüne Algen auftreten können. Dies zeigt, dass sich die Biologie im Aquarium entwickelt.
- Erste Tiere einsetzen: Nach etwa 10 Tagen können Sie erste algenfressende Tiere wie Schnecken und Seeigel sowie robuste Korallen einsetzen.
- Fischbesatz schrittweise erhöhen: Beginnen Sie nach circa 14 Tagen, Fische vorsichtig und in kleinen Gruppen einzusetzen. Erhöhen Sie den Fischbesatz langsam über mehrere Wochen und passen Sie die Futtermenge entsprechend an.
Durch das Einfahren mit Lebendgestein und Bakterien schaffen Sie eine stabile biochemische Basis für Ihr Meerwasseraquarium.
Methode 2: Das klassische Einfahren mit Geduld (langsame Methode)
Diese traditionelle Methode nutzt die natürliche Entwicklung der notwendigen Bakterienpopulationen und erfordert keine zusätzlichen Bakterienkulturen oder Lebendgestein. Sie ist ideal, wenn Sie bereit sind, sich mehr Zeit für ein stabiles Ökosystem zu nehmen.
- Aquarium vorbereiten: Stellen Sie sicher, dass Ihr Aquarium richtig eingerichtet ist und alle technischen Einrichtungen funktionsfähig sind. Befüllen Sie das Becken anschließend mit Osmosewasser und geben Sie hochwertiges Meersalz hinzu, um eine Salinität von etwa 34‰ sicherzustellen.
- Technik in Betrieb nehmen: Starten Sie die Strömungspumpen, den Heizstab und den Eiweißabschäumer. Verzichten Sie in den ersten Wochen auf UV- oder Ozonanlagen, um die Ansiedlung von Bakterien nicht zu behindern. Beginnen Sie mit einer Beleuchtungsdauer von etwa 50% der Maximalintensität und steigern Sie diese allmählich.
- Wasserparameter regelmäßig testen: Überprüfen Sie während der ersten Wochen regelmäßig Ammoniak-, Nitrit- und Nitratgehalte. Die Werte steigen zunächst und fallen ab, sobald sich die nützlichen Bakterienkulturen etabliert haben.
- Geduld ist der Schlüssel: Lassen Sie das Aquarium für mehrere Wochen bis Monate ohne Tierbesatz reifen. Diese Phase ist entscheidend für die Stabilität des Ökosystems.
- Einführen der ersten Bewohner: Nach der Stabilisierung der Wasserwerte können Sie robuste Algenfresser wie Schnecken und kleine Einsiedlerkrebse einsetzen. Warten Sie weitere Wochen, bevor Sie Fische behutsam hinzufügen. Erhöhen Sie den Tierbestand nach und nach, um das Gleichgewicht nicht zu stören.
Indem Sie sich für diese langsame Methode entscheiden, legen Sie den Grundstein für ein nachhaltig stabiles und gesundes Meerwasseraquarium. Geduld und eine sorgfältige Überwachung der Wasserparameter sind dabei Ihre wichtigsten Werkzeuge.
Probleme während der Einfahrphase
Während der Einfahrphase eines Meerwasseraquariums können verschiedene Schwierigkeiten auftreten:
- Algenwachstum: Ein übermäßiges Wachstum von Algen wie Kieselalgen und Fadenalgen kann auftreten. Regulieren Sie die Beleuchtung und sorgen Sie für eine ausreichende Anzahl algenfressender Tiere, um ein Gleichgewicht herzustellen.
- Bakterielle Trübungen: Eine milchige Trübung des Wassers kann durch eine plötzliche Vermehrung von Bakterien entstehen. Diese Trübungen verschwinden meist von selbst, sobald sich die Bakterienkulturen stabilisiert haben. Eine moderate Fütterung und regelmäßige Kontrolle der Wasserwerte helfen in dieser Phase.
- Ungleichgewicht der Wasserwerte: Instabile Wasserwerte wie hohe Gehalte an Ammoniak, Nitrit oder Nitrat können auftreten. Kontrollieren Sie regelmäßig die Wasserparameter und führen Sie gegebenenfalls kleine Wasserwechsel durch, um extreme Schwankungen zu vermeiden.
- Ansiedlung unerwünschter Algenarten: Cyanobakterien und andere unerwünschte Algen können durch ein Nährstoffungleichgewicht auftreten. Installieren Sie einen Abschäumer und führen Sie regelmäßige Wasserwechsel durch, um Abhilfe zu schaffen. Überprüfen Sie auch die Effizienz Ihrer Filtersysteme.
- Technische Schwierigkeiten: Probleme mit der Technik, wie fehlerhaft arbeitende Pumpen oder unzureichende Beleuchtung, können die Einfahrphase beeinträchtigen. Stellen Sie sicher, dass alle technischen Geräte reibungslos funktionieren und führen Sie regelmäßige Wartungen durch.
Das Einfahren eines Meerwasseraquariums erfordert Sorgfalt und Aufmerksamkeit. Regelmäßige Überwachung der Wasserwerte, Anpassungen bei der Beleuchtung und eine durchdachte Auswahl algenfressender Bewohner tragen wesentlich zum Erfolg dieser Phase bei. So schaffen Sie ein stabiles und gesundes Ökosystem für Ihre Aquarienbewohner.