Was ist Schafwolle?
Schafwolle ist eine tierische Naturfaser, die vom Hausschaf stammt. Die Fasersorte unterscheidet sich je nach Schafrasse und kann von feiner, weicher Wolle bis hin zu grober, robuster Wolle variieren. Viele Schafe werden einmal jährlich geschoren, ein Prozess, der als Schafschur bekannt ist. Schafwolle zeichnet sich durch ihre thermoregulierenden Eigenschaften aus, die sowohl im Sommer als auch im Winter vorteilhaft sind.
Typischerweise ist Schafwolle weißlich, kann aber auch braune oder schwarze Nuancen haben. Die Faserlänge reicht von etwa 4 cm bis 14 cm, abhängig von der Feinheit der Wolle, und der Durchmesser kann zwischen 16 und 40 Mikrometern variieren. Diese Faserstruktur ermöglicht es der Wolle, bis zu einem Drittel ihres Eigengewichts an Wasser aufzunehmen, ohne sich nass anzufühlen.
Schafwolle ist zudem schwer entflammbar, antistatisch und besitzt eine natürliche Selbstreinigungsfunktion. Sie enthält das natürliche Fett Lanolin, welches häufig für kosmetische Anwendungen entzogen wird.
Gewinnung von Schafwolle
Die Schafwolle wird hauptsächlich durch Scheren der Tiere gewonnen, ein Prozess, der in der Regel einmal im Jahr stattfindet. Einige Rassen wie das Soayschaf werden hingegen gezupft, wobei nur die fast losen Haare entfernt werden. Nach der Schur wird die unbearbeitete Wolle als Schweißwolle bezeichnet und muss zunächst gereinigt werden, um Lanolin und Schmutz zu entfernen.
Es gibt verschiedene Wolltypen, basierend auf ihrer Herkunft und Verarbeitung. Schurwolle wird direkt von lebenden Schafen geschoren und ist die gebräuchlichste Form. Daneben existieren Wollarten wie die Sterblingswolle, die von toten Tieren stammt, und Reißwolle, die aus recycelten Textilien gewonnen wird. Einige Marken legen inzwischen großen Wert darauf, Mulesing-freie Wolle zu verwenden und entsprechend zu kennzeichnen.
Nach der Reinigung wird die Wolle sortiert, gekämmt und aufbereitet. Die Verarbeitung kann Filzen, Färben und das Spinnen von Garnen umfassen. Auch die Behandlung mit speziellen Ausrüstungen ist üblich, um Eigenschaften wie Mottenschutz oder Maschinenwaschbarkeit zu gewährleisten.
Wolltypen
Schafwolle kommt in verschiedenen Typen vor, die sich durch ihre Faserqualität und -beschaffenheit unterscheiden:
Merinowolle
Merinowolle stammt vom Merinoschaf und zeichnet sich durch ihre außergewöhnliche Feinheit und Weichheit aus. Die Faserstärke liegt zwischen 14 und 23 Mikrometern. Sie ist stark gekräuselt und wird für hochwertige Kleidung verwendet, die direkt auf der Haut getragen wird.
Crossbredwolle
Crossbredwolle stammt von Crossbredschafen, einer Kreuzung zwischen Merino- und Grobwollschafen. Diese Wolle ist mittelfein, mittellang und weniger weich als Merinowolle. Sie wird häufig für Heimtextilien und strapazierfähige Oberbekleidung verwendet.
Cheviotwolle
Cheviotwolle wird von Cheviot-Schafen gewonnen. Diese Wolle ist langstapelig und weniger gekräuselt. Die Fasern sind stark und glänzend, was sie besonders geeignet für Teppiche, technische Textilien und robuste Bekleidungsstoffe macht.
Kurkwolle
Kurkwolle ist die Wolle der ersten Schur eines jungen Schafes, etwa im Alter von sechs Monaten. Diese Wolle ist besonders weich, elastisch und glatt und wird oft für hochwertige Textilien und Teppiche verwendet.
Verarbeitung von Schafwolle
Die Verarbeitung von Schafwolle umfasst mehrere wichtige Schritte:
Reinigung und Sortierung
Unmittelbar nach der Schur muss die Wolle gewaschen werden, um Schmutz und Lanolin zu entfernen. Nach der Reinigung erfolgt die Sortierung nach Farbe, Faserlänge, Kräuselung und Feinheit.
Kämmen und Kardieren
Beim Kämmen oder Kardieren werden die Fasern parallel ausgerichtet. Beim Kämmen werden kurze Fasern und Verunreinigungen entfernt, um eine gleichmäßige und glatte Faserstruktur zu schaffen.
Spinnen
Die vorbereitete Wolle wird zu Garnen versponnen. Kammgarn wird aus längeren Fasern gesponnen und führt zu einem glatten, festen Garn, während Streichgarn aus kürzeren Fasern besteht und ein weicheres Garn ergibt.
Weiterverarbeitung
Das gesponnene Garn kann auf verschiedene Weise weiterverarbeitet werden:
- Weben: Die Fäden werden zu Geweben verarbeitet.
- Stricken: Garn wird zu Strickwaren verarbeitet.
- Teppiche: Hand- oder maschinell geknüpfte Teppiche aus Wollgarn sind langlebig.
- Filzen: Die gekämmte und gereinigte Wolle kann zu Filz verarbeitet werden.
Ausrüstung
Die Wolle kann behandelt werden, um spezielle Eigenschaften wie Mottenschutz, Filzfreiheit und Maschinenwaschbarkeit zu verleihen. Hierdurch wird die Wolle widerstandsfähiger und pflegeleichter.
Verwendung von Schafwolle
Schafwolle ist aufgrund ihrer vielseitigen Eigenschaften in zahlreichen Bereichen einsetzbar.
Gartenbau und Landwirtschaft
Schafwolle kann eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen landwirtschaftlichen Produkten darstellen:
- Dämmmaterial: Schafwolle eignet sich zur Isolierung von Pflanzgefäßen, Frühbeeten und Gartenhäusern.
- Dünger: Ungewaschene Schafwolle, reich an Wollfett und Nährstoffen, kann als Dünger genutzt werden.
- Mulch: Schafwolle eignet sich als Mulchmaterial zur Unkrautunterdrückung und Feuchtigkeitsregulierung.
Heimtextilien und Wohnaccessoires
Schafwolle findet im häuslichen Bereich vielseitige Anwendung:
- Teppiche und Filzprodukte: Aufgrund ihrer strapazierfähigen und wärmeisolierenden Eigenschaften sind Teppiche und Filzprodukte ideal für Wohnräume.
- Bastel- und Handwerksprojekte: Schafwolle eignet sich für Handwerksprojekte wie Filzen, Spinnen und Stricken.
Technische Anwendung und Kosmetik
In spezialisierten Bereichen wird Schafwolle ebenfalls geschätzt:
- Brandschutz und Arbeitskleidung: Die natürlichen, schwer entflammbaren Eigenschaften der Schafwolle machen sie zu einem ausgezeichneten Material für technische Textilien.
- Lanolin in Kosmetikprodukten: Das aus der Schafwolle gewonnene Lanolin wird in Hautpflegeprodukten eingesetzt.
Schafwolle zeigt durch ihre vielseitigen Verwendungen, dass sie weit mehr als nur ein Rohstoff für Textilien ist. Ihre Anwendungsmöglichkeiten im Gartenbau, Haushalt, technischen und kosmetischen Bereichen machen sie zu einem wertvollen und nachhaltigen Material.
Bezeichnungen und Qualitätsmerkmale
Schafwolle wird auf vielfältige Weise klassifiziert, um ihre unterschiedlichen Eigenschaften und Verwendungszwecke besser zu verstehen.
Klassifikation nach Tierpartie
Innerhalb eines Schafes kann Schafwolle in verschiedene Qualitäten unterteilt werden:
- Schulter- und Halswolle: Weich und fein.
- Seitliche Partien: Mittlere Qualität.
- Rücken- und Beinwolle: Grob und widerstandsfähig.
Wollqualität nach Schafrassen
Die Rasse des Schafes spielt eine entscheidende Rolle bei der Qualität der gewonnenen Wolle:
- Merinowolle: Fein und weich.
- Crossbredwolle: Mittelfein und robust.
- Langwolle: Glänzend und wenig gekräuselt.
- Cheviotwolle: Grob und strapazierfähig.
Alters- und Schurabhängige Eigenschaften
Die Qualität der Wolle wird auch durch das Alter und den Schurzyklus der Tiere beeinflusst:
- Lammwolle: Erste Schur, extrem weich.
- Jährlingswolle: Etwas weniger weich.
- Einschurwolle: Einmal jährlich geschoren.
Feinheitsgrade
Ein weiterer wichtiger Qualitätsindikator ist die Feinheit der Fasern:
- Feinwolle: Weniger als 21,9 Mikrometer.
- Mittelfeine Wolle: 22 bis 25 Mikrometer.
- Grobwolle: Mehr als 25 Mikrometer.
Durch diese gezielten Klassifikationen lässt sich die Schafwolle optimal nach ihren Eigenschaften und Verwendungszwecken einteilen.
Lanolin
Lanolin, auch bekannt als Wollwachs oder Wollfett, ist eine wachsartige Substanz, die von den Talgdrüsen der Schafe abgesondert wird.
Gewinnung und Zusammensetzung
Lanolin besteht hauptsächlich aus Fettsäuren und Cholesterin. Nach der Schafschur wird es bei der Reinigung der Wolle gewonnen.
Anwendungen in der Wollverarbeitung
In der Wollverarbeitung wird Lanolin oft wieder zugeführt, um die Geschmeidigkeit der Fasern zu erhöhen.
Anwendungen in der Kosmetik
Lanolin ist ein beliebter Inhaltsstoff in Hautpflegeprodukten. Es bietet feuchtigkeitsspendende und heilende Eigenschaften und wird in Cremes und Salben verwendet, die für trockene und raue Haut bestimmt sind.
Gesundheits- und Pflegevorteile
Lanolin hält Wolltextilien weich und geschmeidig. Es schützt die Wollprodukte vor Feuchtigkeit und sorgt für eine längere Lebensdauer.
Lanolin ist ein vielseitiges Nebenprodukt der Schafwolle, das in der Textil- und Kosmetikindustrie wertvolle Dienste leistet.