Stahl rosten lassen – wie geht das?

Von Johanna Bauer | 19. Januar 2021

Die künstliche Erzeugung von Rost an Stahloberflächen kann ein faszinierendes Gestaltungselement in der Architektur und im Innendesign sein. In diesem Artikel erklären wir Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie Stahl bewusst und kontrolliert rosten lassen können, und warum eine Salzsäure-Kupfer-Lösung hierbei besonders effektiv ist.

Bei antiken Objekten kann der rostige Effekt auf Stahl erwünscht sein

AUF EINEN BLICK

Wie lässt man Stahl absichtlich rosten?

Um Stahl gezielt rosten zu lassen, bereiten Sie eine Salzsäure-Kupfer-Lösung vor und tragen diese verdünnt auf den gereinigten Stahl auf. Nach dem gewünschten Rostgrad den Rostvorgang stoppen und das Werkstück mit Leinöl oder OWATROL Öl konservieren.

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Geeigneter Stahl

Rostfreien Stahl wird man natürlich nur schwer zum Rosten bringen. Rosten kann nur ein Stahl, dessen Chromanteil deutlich unter 10,5 % liegt, am besten völlig völlig unlegierter Stahl. Legierungen, die Chrom, Nickel oder hohe Mengen an Mangan enthalten, tun sich schwer mit Korrosion. In den meisten Fällen ist das ja so erwünscht. Das unten beschriebene Verfahren eignet sich auch für (verzinktes oder anders rostgeschütztes) Stahlblech.

Salzsäure als Rostbeschleuniger

Interessant ist, dass eines der wirkungsvollsten Entrostungsmittel , nämlich Salzsäure, auch ein sehr guter Rostbeschleuniger ist. Daran sollte man auch beim Entrosten denken: wenn man Salzsäure einsetzt, wird die Wiederkorrosion beschleunigt, das so entrostete Metall muss also besonders gut geschützt werden.

Salzsäure-Kupfer-Lösung

Am besten funktioniert für das Entrosten eine Salzsäure-Kupferlösung. Um Kupfer in Salzsäure zu lösen ist, ein Stückchen Kupferdraht in die Salzsäure zu legen und für ungefähr eine Woche darin zu belassen. Dadurch entsteht eine anwendungsfertige Lösung, wenn man 25 %ige Salzsäure verwendet. Nach der Reaktionszeit kann das Kupfer (oder was davon übrig ist) wieder aus der Salzsäure entfernt werden.

Ein Werkstück aus Stahl rosten lassen – Schritt für Schritt

Salzsäure-Kupfer-Lösung

Pinsel oder Sprühflasche
Werkstück
Schutzausrüstung (Handschuhe, Schutzbrille)

1. Lösung für die Anwendung vorbereiten

Rund 50 – 60 ml der Lösung mit ca. 4 Liter Wasser verdünnen.

2. Werkstück reinigen

Vor der Anwendung sollte man das Werkstück, das man rosten lassen möchte, gründlich mit Wasser und am besten mit Seife reinigen. Verschmutzungen können sonst mit der Säure interagieren und den Rostvorgang an der Verschmutzungsstelle entweder verhindern oder beschleunigen. Das ergibt dann eine ungleichmäßige Optik.

3. Lösung auftragen

Die verdünnte Lösung kann man nun ganz einfach mit einem Pinsel auftragen. Auch das Auftragen mit einer Sprühflasche ist möglich. Denken Sie aber daran, dass auch die verdünnte Säure eine Kunststoff-Sprühflasche sehr schnell zersetzen kann. Der Rostvorgang ist nach weniger als einer Stunde sichtbar.

4. Rost konservieren

Um ein vollständiges Durchrosten zu vermeiden, muss der Rost zum Zeitpunkt des gewünschten Rostgrads gestoppt und das Werkstück konserviert werden. Dafür eignet sich Leinöl, noch besser funktioniert das bekannte OWATROL Öl. Die Behandlung muss aber regelmäßig wiederholt werden, vor allem, wenn das Werkstück im Freien steht.

Tipps & Tricks

Beim Herstellen der Salzsäure-Kupfer-Lösung sollte man die Flasche nicht fest verschließen, damit die Gase aus der stattfindenden chemischen Reaktion noch entweichen können. Am besten bewahrt man die Flasche an einem geschützten Ort auf.

Artikelbild: Yamko/iStockphoto