Bauphysik schränkt Einsatzmöglichkeiten ein
Fliesenkleber erwecken den Eindruck, dass sie auch artfremde Anwendungen erfolgreich ermöglichen können. Typische Beispiele sind die Verwendung zum Verfugen oder als Alternative zu Putz.
Auch beim Mauern mit Steinen aus Gasbeton wie Ytong kommt dieser Gedanke schnell auf. Es gibt jedoch einige bauphysikalische Besonderheiten zu beachten, die in einigen Fällen diese Art der Verwendung ausschließen. Folgende Wechselwirkungen der Eigenschaften beim Kleben von Gasbeton müssen berücksichtigt werden:
- Gasbeton entzieht den mit ihm in Berührung kommenden Materialien extrem viel Wasser. Das kann zu einem fehlerhaften Abbindeverhalten des Fliesenklebers führen. Durch gründliches Wässern der Ytong-Oberflächen kann dieser Effekt reduziert werden
- Flexkleber ist generell besser geeignet als normaler Fliesenkleber, wenn er die „richtigen“ Zuschlagstoffe enthält
- Beim mineralischen Kleben entsteht große Härte, die den Porenbeton „sprengen“ kann
- Fliesenkleber ist im Gegensatz zu Mauermörtel für Gasbeton nicht vergütet, was zu einem Ungleichgewicht im Wasserhaushalt führt, da das durch die Inhaltsstoffe ausgelöste Wasserrückhaltevermögen nicht ausreicht
- Nur Dünnbettmörtel kommt infrage, da Ytong mit einer maximalen Fugenbreite von drei Millimetern gesetzt werden müssen
Bei Last abtragenden Wänden keinen Fliesenkleber verwenden
Sollen die Steine eine kleine freistehende Mauer bilden, z. B. neben einer Eingangstreppe, oder werden nicht tragende Zwischenwände eingezogen, lässt sich Fliesenkleber gut verwenden. Auf keinen Fall sollte auf speziellen Mauermörtel verzichtet werden, wenn es sich um tragende Wände handelt (Dach, Fenstersturz, Podest).
Ein Fliesenkleber auf dem Boden ist für die Belastung und den Druck von oben bzw. an der Wand für die Zugkraft der Fliesen durch das Eigengewicht ausgelegt und eingestellt. Auf ein lastabtragendes Mauerwerk wirken viele weitere Kräfte ein. Seitliche Scher- und Zugkräfte kann der Fliesenkleber nicht auffangen und es besteht akute Einsturzgefahr.
In diesem Zusammenhang ist vor allem die Qualität des Fliesenklebers zu berücksichtigen. Werden bei nicht tragenden Trennwänden oder ähnlichen „unbelasteten“ Bauwerken aus Gasbeton billige oder zuschlagfreie Fliesenkleber verwendet, ist das Risiko einer späteren Instabilität sehr hoch. Generell sollte immer und nur ein Flexkleber gewählt werden. Er kann bei bauphysikalischen Irritationen durch seine Elastizität das Mauerwerk trotzdem „zusammenhalten“.