Das Wichtigste in Kürze
- Als Kaltdach bezeichnet man ein zweischalig gebautes Dach mit einer Belüftungsschicht zwischen Dachhaut und Sparren
- Ein Kaltdach kann Schimmelbefall in der Dachkonstruktion verhindern
- Das Kaltdach wirkt im Sommer kühlend, im Winter als dämmende Wärmeschicht
Was ist ein Kaltdach?
Über Jahrhunderte war jede Dachkonstruktion ganz selbstverständlich ein Kaltdach. Damals wurde der Raum im Dachgeschoss in erster Linie als Speicher genutzt. Erst seit man Dachräume schon bei der Planung als Wohnfläche vorsieht, erfand man Alternativen zum traditionellen Kaltdach. Die Entscheidung zwischen Kalt-, Warm- oder Umkehrdach kommt daher beim Hausbau heute früher oder später auf Sie zu. Als Kaltdach bezeichnet man ein zweischalig gebautes Dach mit einer integrierten Be- und Entlüftungsschicht. Den genauen Aufbau des auch als „hinterlüftetes Dach“ bezeichneten Kaltdachs erklären wir in der Folge.
Wie ist ein Kaltdach aufgebaut?
Ein klassisches Kaltdach besteht aus folgenden Schichten:
- Dachhaut ( z.B. Dachziegel, Dachsteine, Blech, Reet, Dachpappe, usw. )
- Hohlraum zur Belüftung
- Dampfbremse
- Innendämmung
Die Belüftungsschicht, die das Kaltdach entscheidend charakterisiert, liegt stets oberhalb der Dachsparren und unterhalb der Dachlattung, auf der die Ziegel liegen. Ein wesentlicher Effekt dieses zweischaligen Dachaufbaus mit zwischenliegendem Belüftungshohlraum besteht darin, dass Luftfeuchtigkeit ungehindert durch die Dämmung nach außen entweichen kann. Dadurch ist ein Kaltdach widerstandsfähig gegen Schimmel- und Feuchteschäden.
Kaltdächer mit Neigung
Flachdächer oder gering geneigte Pultdächer sind eine relativ neue Variante der Dachgestaltung. Steile Sattel- und Walmdächer, wie wir sie seit Jahrhunderten kennen, sind prädestiniert für die klassische Kaltdach-Konstruktion. Bei Steildach-Varianten bieten sich sogar drei unterschiedliche Kaltdach-Dämmmöglichkeiten an: Die Zwischensparrendämmung, die Aufsparrendämmung und die Untersparrendämmung. Meist wird für geneigte Kaltdächer die Methode der Zwischensparrendämmung genutzt. Wenn nicht der komplette Sparrenquerschnitt mit Dämmstoff gefüllt wird, ergibt sich bei dieser Dämmart ohne Raumverlust ein ausreichend großer Belüftungsraum nach oben.
Sonderform: Aufbau des Kaltdachs beim Flachdach
Die Kaltdach-Konstruktion wird heute bei Flachdächern eher selten genutzt. Ein Grund für die Erfindung von Warmdächern war, dass in den 1950er Jahren Flachdächer mit der herkömmlichen Kaltdach-Konstruktion schnell schadhaft oder undicht wurden. Daher sollten beim Flachdach mit zweischaliger Belüftung unbedingt zusätzliche Abdichtungsbahnen auf der Schalung vorgesehen werden. Zur ausreichenden Luftzu- und -abfuhr sind Belüftungsöffnungen an zwei gegenüberliegenden Seiten erforderlich. Desweiteren empfehlen sich beim Flachdach Belüftungsöffnungen in der Dachfläche.
Vorteile des Kaltdachs
Geneigte Kaltdächer haben zwei wesentliche Vorteile: Sie sorgen im Sommer und im Winter für moderate Temperaturen im Dachgeschoss. Zusätzlich wirken sie durch die konsequente Entlüftung der Schimmelbildung an Sparren und Dachlatten entgegen. Wichtig dabei ist, dass die Belüftungsschicht und die Belüftungsöffnungen groß genug sind, um den erforderlichen Luftaustausch zu gewährleisten. Nur dann kann die entstehende Feuchtigkeit zügig ausgeleitet werden. Die Luftöffnungen sind beim Satteldach normalerweise in jedem Sparrenfeld an Traufe und First vorgesehen.
Hitzeschild und Kälteschutz
Unter einem Kaltdach wird es im Sommer tatsächlich weniger heiß. Die durch starke Sonneneinstrahlung entstehende Hitze kann dank der Luftschicht durch die Belüftungsöffnungen gut entweichen. Dieser angenehme Effekt wirkt auch gegen eventuell entstehende Spannungsschäden in der Dachkonstruktion. Auch dem vorzeitigen Verschleiß der verwendeten Abdichtungsbahnen können Sie so entgegen wirken. Umgekehrt dient die Luftschicht des Kaltdachs im Winter als zusätzliche Wärmedämmung.
Wirksamer Schutz gegen Schimmel und Feuchteschäden
Ein weiterer Vorteil des Kaltdachs ist in ausgebauten Dachräumen essentiell: In regelmäßig genutzten Dachwohnungen entsteht automatisch mehr Luftfeuchtigkeit, die nicht immer vollständig beim Lüften durch die Dachfenster entweicht. Der beim Duschen oder Kochen entstehende Wasserdampf kann durch das Kaltdach trotzdem problemlos nach außen diffundieren. Voraussetzung dafür ist, dass über der raumseitigen Innendämmung eine Dampfbremse (keine Dampfsperre!) verwendet wird. Das Schimmeln oder Faulen der Dachsparren lässt sich auf diese Weise wirksam verhindern.
Mögliche Nachteile eines Kaltdachs
Nicht immer ist der Abtransport von Feuchtigkeit durch das Kaltdach optimal. Bei ungünstiger Konstruktion und bei nicht ideal positionierten Lüftungslöchern kann in das Kaltdach sogar Feuchtigkeit eindringen. Im Brandfall wirkt die Belüftungsschicht bei unsachgemäßer Dachkonstruktion im schlimmsten Fall als Kamin und facht das Feuer im Dachstuhl zusätzlich an. Die Ausführung durch einen Fachmann empfiehlt sich daher beim Kaltdach immer. Andernfalls könnten sich die Vorteile des Kaltdachs (etwa durch zu dick dimensionierte Dämmschichten) in Nachteile verwandeln.
wissenswert: Auf die Komponenten kommt es an!
Damit das Kaltdach seine Vorteile voll entfalten kann, müssen alle beim Dachausbau verwendeten Materialien diffusionsoffen bzw. dampfdurchlässig sein. Hierzu zählen neben der Dämmung natürlich auch Tapeten, Holzverschalungen oder Gipskartonplatten.
Wie wird ein Kaltdach gedämmt?
Das Kaltdach mit seiner zweischaligen, hinterlüfteten Konstruktion kann mit gängigen Dämmstoffen wie Glaswolle, Steinwolle oder Zellulose gedämmt werden. Auch nachwachsende Rohstoffe wie Baumwolle oder Hanf oder stabile Dämmplatten sind als Dämmmaterial möglich. Ein altes Kaltdach lässt sich übrigens auch ohne Komplettsanierung nachträglich dämmen. Bei der sogenannten Kaltdach- oder Drempeldämmung werden maschinell Mineralfaserflocken eingeblasen, um das Dämmmaterial optimal zu verteilen.
Dämmung von Kaltdächern mit geringer Dachneigung oder Flachdächern
Bei Kaltdächern mit geringer Dachneigung sollten Dampfbremsen mit besonders hohem Diffusionswiderstand gewählt werden.
Grundsätzlich gilt, dass ein Kaltdach umso besser funktioniert, je steiler der Neigungswinkel des Daches ist. Beim Flachdach müssen Sie für die Belüftung einen Hohlraum von mindestens 10 cm Höhe vorsehen. Bei einem Dach mit mehr als 30 Grad Neigung reichen dagegen bereits 6,5 cm Belüftungsraum aus. Abhängig vom Lambda-Wert des verwendeten Dämmmaterials können Sie eine Dämmschicht von 16 bis 20 Zentimetern vorsehen.
Was der Lambda-Wert des Dämmmaterials zu seiner Dämmwirkung aussagt
Weil warme Luft stets zur kälteren Luft hin abwandert, ist zum Einsparen von Heizenergie gute Dämmung im Dach wichtig! Je schlechter ein Material die Wärme leitet, desto besser ist seine Dämmwirkung. Die Wärmeleitfähigkeit lässt sich für jedes Material genau berechnen. Der sogenannte Lambda-Wert ist die standardisierte Größe für die Wärmemenge, die pro Sekunde nötig ist, um einen Dämmstoff von einem Meter Dicke und einem Quadratmeter Fläche um ein Kelvin (=Grad) zu erwärmen. Je geringer der Lambda-Wert eines Dämmstoffs, desto besser ist also seine Wärmedämmung.
Lamda-Wert | Dämmmaterial |
---|---|
0,025 bis 0,050 | Baumwolle, Flachs, Hanf, Holzwolle, Kokos, Kork, Mineraldämmplatte, Mineralwolle |
0,051 bis 0,075 | Holzfaser, Holzfaserplatten, Strohballen |
über 0,075 | Holz |
0,7 bis 1 | Kalksandstein |
Häufig gestellte Fragen
Kann ich ein Kaltdach dämmen?
Selbstverständlich kann und sollte ein Kaltdach über bewohnten Dachräumen gedämmt werden. Wichtig ist, dass die automatisch entstehende Feuchtigkeit durch die Dampfbremse diffundieren kann. Zudem muss eine ausreichend dicke Luftschicht zwischen Dachhaut und Dämmschicht erhalten bleiben, um Kondenswasser zu verhindern.
Ist beim Kaltdach ein Dachausstieg nötig?
Auch im nicht ausgebauten Kaltdach müssen Sie für Kaminkehrer und Handwerker einen Dachausstieg.
vorsehen. Im Handel sind Dachluken für ungedämmte und nicht beheizte Dachräume ohne Dampfsperre erhältlich.
Eignet sich ein Kaltdach zur Lagerung?
Da es durch die Luftschicht im Kaltdach nie zu heiß und nie zu kalt unter dem Dach wird, eignet sich ein nicht gedämmtes Kaltdach durchaus als Lagerraum.
Wie verhindere ich Kondenswasser im Kaltdach?
Ein ausreichend großes Luftpolster zwischen der in den Dachaufbau integrierten Dämmung und der Dachhaut hier entscheidend.