Enthalten Sauerkrautplatten Asbest?
Sauerkrautplatten, auch als Holzwolle-Leichtbauplatten bekannt, enthalten entgegen weit verbreiteter Annahmen kein Asbest. Sauerkrautplatten bestehen aus Holzwolle, die mit einem mineralischen Bindemittel wie Zement oder Magnesit verpresst wird. Die faserige Struktur des Materials lässt äußerlich an Asbestfasern denken, aber Asbest wurde bei der Herstellung von Sauerkrautplatten nie verwendet. Selbst ältere Sauerkrautplatten aus den 1960er bis 1980er Jahren, als Asbest noch in vielen Baustoffen eingesetzt wurde, enthalten keinerlei Asbest. Daher müssen Sauerkrautplatten auch nicht als Sondermüll entsorgt werden. Sie gelten nicht als gefährlicher Abfall.
Auch Heraklithplatten, die über 70% der in Deutschland verbauten Sauerkrautplatten ausmachen, enthalten kein Asbest. Heraklith ist nur eine bestimmte Marke für Sauerkrautplatten, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Österreich entwickelt wurde. Aber alle Hersteller von Sauerkrautplatten, auch ostdeutsche wie Lignolith, haben niemals Asbest als Inhaltsstoff verwendet. Sauerkrautplatten können daher bedenkenlos eingesetzt und entsorgt werden, ohne dass eine Gefahr durch Asbest besteht. Im Gegenteil: Als naturbasiertes Material mit Holzanteilen von bis zu 35% sind Sauerkrautplatten sogar besonders umweltfreundlich und nachhaltig.
Zusammensetzung von Sauerkrautplatten
Die Hauptbestandteile von Sauerkrautplatten sind Holzwolle und ein mineralisches Bindemittel. Für die Holzwolle werden Reste und Abfälle aus der Holzverarbeitung wiederverwertet, vor allem Sägespäne und Hobelspäne von Nadelhölzern wie Fichte und Kiefer. Die Holzreste werden getrocknet und dann in speziellen Maschinen zu langen Fasern zerkleinert, die dem fertigen Produkt die charakteristische Struktur verleihen.
Als Bindemittel für die Holzwolle kommen vor allem Zement und Magnesit zum Einsatz. Zementgebundene Sauerkrautplatten haben eine graue Farbe, magnesitgebundene eine bräunliche. Die Bindemittel machen die Platten formstabil und widerstandsfähig. Sie sind schwer entflammbar und auch gegen Feuchtigkeit relativ unempfindlich. In Mehrschichtplatten befindet sich zwischen den Holzwolleschichten oft ein Kern aus Steinwolle oder Polystyrol zur weiteren Dämmung.
Insgesamt bestehen Sauerkrautplatten zu 60-80% aus nachwachsenden Rohstoffen. Sie sind robust, langlebig und lassen sich gut verarbeiten. Ihre Naturbasis macht sie zu einer nachhaltigen Alternative zu vielen herkömmlichen Baustoffen.
Entsorgung und Abfallstatus von Sauerkrautplatten
Da Sauerkrautplatten keinerlei Asbest oder andere Schadstoffe enthalten, können sie ohne Einschränkung als normaler Bauabfall entsorgt werden. Kleine Mengen nehmen Wertstoffhöfe häufig kostenlos an. Größere Mengen müssen über einen Container für Bauschutt entsorgt werden, was aber deutlich günstiger ist als die Entsorgung von gefährlichem Abfall.
Wichtig ist, Sauerkrautplatten vor der Entsorgung von anderen Materialien wie Putzresten zu trennen. So erhält man sortenreinen Bauschutt, der günstiger entsorgt werden kann. Anhaftender Putz sollte vorsichtig abgekratzt werden. Zementhaltiger Putz kann Schwermetalle enthalten und sollte separat entsorgt werden.
Die robusten Sauerkrautplatten können oft auch wiederverwendet werden, zum Beispiel als Gestaltungselemente im Garten- und Landschaftsbau. Oder man kann sie an Bastler verschenken. So wird Abfall vermieden. Ansonsten ist die Deponierung auf Bauschuttdeponien oder die thermische Verwertung problemlos möglich.
Gesundheitsrisiken und Schadstoffe in Sauerkrautplatten
Da Sauerkrautplatten keine gefährlichen Stoffe wie Asbest enthalten, geht von ihnen keine gesundheitliche Gefährdung aus. Allerdings können durch den Zement kleine Mengen an Schwermetallen enthalten sein, die bei unsachgemäßer Handhabung freigesetzt werden können.
Bei der Bearbeitung sollte man Staubentwicklung vermeiden und eine Partikelmaske tragen. Der entstehende Staub sollte nicht eingeatmet werden. Ansonsten sind Sauerkrautplatten aber nicht giftig. Sie enthalten keine schädlichen Ausdünstungen und keine flüchtigen organischen Verbindungen. Auch Schimmel bildet sich aufgrund der mineralischen Bindemittel kaum.
In Einzelfällen wurden erhöhte PAK-Werte festgestellt, die von der Wiederverwendung von alten Hölzern wie Bahnschwellen stammen können. Dies ist aber kein generelles Problem von Sauerkrautplatten. In den meisten Fällen sind sie uneingeschränkt sicher sowohl bei der Verarbeitung als auch bei der Entsorgung.
Verwendung von Sauerkrautplatten in Bau und Dämmung
Sauerkrautplatten haben eine lange Tradition als vielseitiger Baustoff. Ihre wichtigsten Einsatzbereiche sind:
- Wärmedämmung, vor allem an Kellerdecken und Außenwänden. Hier werden sie oft mit zusätzlicher Dämmung zum Mehrschichtaufbau kombiniert.
- Schalldämmung und Schallabsorption, etwa als Akustikdecken und -verkleidungen oder in Konzertsälen.
- Verputzte Deckenuntersichten und abgehängte Decken als dekoratives Gestaltungselement.
- Beplankung von Dachschrägen, Wandverkleidungen, auch im sichtbaren Bereich durch ihre natürliche Optik.
- Putzträger bei vielen Bauteilen, besonders geeignet für Lehmputz durch ihre Diffusionsoffenheit.
- Brandschutzbekleidung, zum Beispiel in Tiefgaragen, durch schwerentflammbare Eigenschaften.
Sauerkrautplatten sind also vielseitig einsetzbar für Wärme-, Schall- und Brandschutz sowie als dekoratives Bauelement. Durch ihre Robustheit und Naturbasis sind sie besonders nachhaltig und umweltfreundlich.