Warum müssen Fallleitungen belüftet werden?`
In einem Fallrohr läuft das Schmutzwasser an den Wänden des Rohres nach unten. In der Mitte wird Luft mittransportiert. Pro Liter Wasser können 35 Liter Luft durch das Fallrohr mitgerissen werden. Bei einer Toilettenspülung mit 9 Litern Wasser können also im ungünstigsten Fall 315 Liter Luft durch das Rohr geleitet werden, was zu einem starken Sog führt.
Der negative Überdruck in der Abwasserleitung kann verschiedene Auswirkungen haben. Wenn keine Luft nachströmen kann, sorgt der enorme Druck dafür, dass das Sperrwasser aus den Geruchsverschlüssen mit abgesaugt wird. Ohne diese Barriere stinkt es im Anschluss im Bad oder WC gewaltig, da die Luftströme aus der Kanalisation direkt ins Gebäude ziehen können.
Um diesen Effekt zu vermeiden, legt die DIN 1986-100 eindeutig fest, wie Abwasserleitungen in Wohngebäuden be- und entlüftet werden müssen: „Endrohre von Lüftungsleitungen über Dach sind nach oben offen mindestens mit dem Querschnitt der Lüftungsleitung auszuführen. Abdeckungen dürfen nicht eingesetzt werden.“
Einzelhauptlüftung
Im Klartext bedeutet der Wortlaut der Norm also, dass das Entlüftungsrohr den gleichen Querschnitt wie die Fallleitung haben muss. Wenn die Fallleitung daher als 100er Rohr verlegt wurde, muss sie gleichzeitig auch als 100er Rohr über das Dach geführt werden. In diesem Fall spricht man von einer Einzelhauptentlüftung. Diese Art der Rohrentlüftung über das Dach ist in Deutschland der Standardfall.
Sammelhauptlüftung
Jedes Fallrohr, das in einem Haus verbaut ist, müsste in gleicher Weise über das Dach entlüftet werden. Da der Aufwand, für jede Leitung einen Durchbruch durch die Dachhaut zu erstellen, zu groß ist, ist es zulässig, mehrere Leitungen zusammenzuführen und dann eine gemeinsame Entlüftung über das Dach zu verlegen. Für eine solche Entlüftung gelten die folgenden Regeln:
- Die Sammelhauptentlüftung muss einen Querschnitt aufweisen, der der Hälfte der Summe der Querschnitte aller Fallleitungen entspricht.
- Gleichzeitig muss die Nennweite der Sammelhauptentlüftung mindestens eine Nennweite größer sein als die der größten Einzelhauptentlüftung. Einfamilienhäuser fallen nicht unter diese Regelung.
- Die Hauptlüftungsleitungen müssen oberhalb der höchsten Anschlussleitungen zusammengeführt werden. Umlenkungen sind mit einem Winkel von mindestens 45° oder größer auszuführen, um den Strömungswiderstand möglichst gering zu halten.