Seit wann gibt es Badezimmer im Fachwerkhaus?
In einem älteren Fachwerkhaus ist oft wie in allen Altbauten ein nachträglich und oft unterdimensioniertes Badezimmer anzutreffen. Das liegt historisch an der jungen Idee, überhaupt ein Badezimmer in Wohnraum einzurichten. Erst ab der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelte sich der private Hygieneraum zum Standard. In vielen Fachwerkhäusern bestehen folgende Herausforderungen:
- Ein nachträglich eingerichtetes Bad ist oft sehr klein und „stiefmütterlich“ geplant
- Im Fachwerk und den Geschossdecken lassen sich Installationen schwierig verlegen
- Wasserdichte und wasserfeste Baustoffe korrespondieren wenig mit Holz
Wie kann ein Fachwerkhaus ein komfortables Badezimmer erhalten?
Meist bieten sich zwei Wege an, ein Badezimmer im Innenausbau eines Fachwerkhauses zu planen:
1. Ein vorhandenes Badezimmer wird erweitert und modernisiert
2. Ein anderer Raum wird umgewidmet und zum Badezimmer umgebaut
Je nach Innengrundriss ist auch eine Raumzusammenlegung, beispielsweise getrennt durch offenes Fachwerk, machbar. Ist ein Standort für das Badezimmer festgelegt, müssen die baulichen Gegebenheiten geprüft werden:
- Wo verlaufen Deckenbalken?
- Gibt es Raum für sanitäre Installationen (Abwasser, Frischwasser, Spülkasten)?
- Gibt es Raum für Elektroinstallationen (Licht, Warmwasseraufbereiter, Steckdosen)?
Welche Rolle spielt Bauphysik beim Badezimmer im Fachwerkhaus?
Beim Sanieren eines Fachwerkhauses wird immer versucht, möglichst originalgetreue Werkstoffe und Verfahren einzusetzen. Für ein Badezimmer ist das nur bedingt möglich. Ein entscheidender Faktor sind die nicht vorhandenen Baustoffe, die eingebracht werden. Fliesen und Fußbodenbelag bringen Maßhaltigkeit und Starrheit mit, die Holz nicht besitzt. An allen Anschlüssen zwischen dem Tragwerk und den statischen Materialien müssen elastische Lösungen gefunden werden. Viele Hilfsmittel wie dauerelastische Fugenmassen und fugenlose Verkleidungen sind nicht möglich. Decke und Wände müssen teilweise schwere Sanitärobjekte tragen.
Welche Rolle spielt Thermik beim Badezimmer im Fachwerkhaus?
Generell gilt, das ein Tragwerk aus Holzstäben eine diffusionsoffene Umgebung braucht. In einem Badezimmer sollen dagegen Feuchtigkeit und Wasser abgehalten und „kontrolliert“ werden. Diese Interessenkollision ist bautechnisch zu lösen. Folgende Fragen müssen die Planung begleiten:
- Wie wird Spritzwasserfestigkeit ohne Verschließen und Versiegeln erreicht?
- Sind Fenster vorhanden oder wie kann sonst belüftet werden?
- Wie lassen sich Wände diffusionsoffen verkleiden (Balken, Gefache)?
Bestimmt das Fachwerkhaus, wie das Badezimmer aussehen kann?
Beim Wohnen im Fachwerkhaus gibt es Grenzen bei der Gestaltung. Ein fugenlos und vollflächig gefliestes Badezimmer ist im Fachwerkhaus nicht möglich. Das Tragwerk kann nicht umgesetzt oder mittels Durchbrüchen mit einem anderen Grundriss versehen werden. Gegebenenfalls lässt sich mit Vorschalen beim Innenausbau das Fachwerk hinterlüftet „verstecken“. Diese Methode kostet allerdings Wohnraum, der im Fachwerkhaus eh meist eher beschränkt ist.