Bauphysikalische Grundlagen
Luftdichtigkeit
Moderne Wohngebäude werden heute luftdicht konstruiert. Das soll Wärmeverluste begrenzen. Auch die EnEV sieht schon gesetzlich eine „luftdichte Gebäudehülle“ vor, um so wenig Wärme wie möglich entweichen zu lassen.
Genau diese Luftdichtigkeit ist aber bei Fachwerkhäusern höchst problematisch. Sie sind bauphysikalisch so ausgelegt, dass sie einen ständigen Luftwechsel unbedingt brauchen. Wird beim Sanieren eine luftdichte Gebäudehülle hergestellt, kann das die Bausubstanz innerhalb kürzester Zeit unwiderruflich schädigen.
Materialunverträglichkeiten
Die verwendete Materialkombination bei alten Fachwerkhäusern ist durchaus mit Bedacht gewählt. In früheren Jahrhunderten hat man Materialien gewählt, die positiv zusammenspielen. Auch die verwendeten Handwerktechniken richten sich häufig nach den spezifischen Eigenschaften der verwendeten Materialien.
Moderne Baustoffe fügen sich in dieses in sich geschlossene Gesamtkonzept nicht immer positiv ein. Vielfach sind es unpassende moderne Baustoffe, die häufig massive Schäden oder sogar großflächige Zerstörungen verursachen.
Mit der bauphysikalischen Charakteristik harmonieren einige moderne Baustoffe überhaupt nicht:
- Zementhatige Baumaterialien
- die meisten kunstoffbasierten Stoffe
- bestimmte Reaktionsharze können problematisch sein
- diffusionsdichte Baumaterialien sollten nur mit äußerster Umsicht eingesetzt werden
- auf diffusionsdichte Anstriche sollte man unbedingt verzichten
Dämmpflicht
Grundsätzlich besteht eine Dämmpflicht in Deutschland für alle Wohngebäude. Eine Befreiung von der Dämmpflicht kann nach der EnEV nur bei der Landesbehörde beantragt werden, wenn die Maßnahme nicht wirtschaftlich wäre, oder ein „unbillige Härte“ darstellen würde.
Diese Ausnahme gilt für alle Gebäude und ist in §25 der EnEV zu finden. Für Gebäude unter Denkmalschutz gelten noch weitere Ausnahmen, die in § 24 zu finden sind.
Maßgeblich für notwendige Dämmmaßnahmen ist aber in jedem Fall der Energieverbrauch des Hauses. Da es eine Pflicht für einen Energieausweis gibt, sollte man den Wärmebedarf des Hauses ohnehin kennen, und danach urteilen können.
Für Fachwerkwände gelten übrigens gesonderte Werte – Sichtfachwerk darf einen Wärmedurchgangskoeffizienten von bis zu 0,84 W/(m²K) haben.
Möglichkeiten bei der Außendämmung
Grundsätzlich kann man eine Außendämmung bei eniem Fachwerkhaus zwar vornehmen – man muss dabei aber folgendes beachten:
- die gesamte Konstruktion muss sorptionsfähig sein (also Wasser aufnehmen können)
- die Konstruktion muss diffusionsoffen sein
- die Wärmeleitfähigkeit des Dämmmaterials muss in einem akzeptablen Bereich liegen und wirkungsvoll isolieren können
Aufgrund dieser Voraussetzungen kommen keine modernen Dämmstoffe für die Wärmedämmung in Frage. Der einzige Dämmstoff der die Kriterien einigermaßen passend erfüllt, sind Holzfaserdämmplatten. Sie müssen ohne Spalt an die Fassade angebracht werden, damit der Feuchtigkeitstransport funktioniert.
Innendämmung
Auf eine Innendämmung sollte man möglichst verzichten. Bauphysikalisch ist diese Lösung noch um ein Vielfaches problematischer als die Dämmung der Fassade. Wärmebrücken sind dabei unvermeidbar – deshalb sollte man Fachwerkwände niemals von innen dämmen.