Welche Körpergröße bestimmte die Deckenhöhe im Fachwerkhaus?
Die meisten Fachwerkhäuser in Deutschland entstanden zwischen 1700 bis ins 19. Jahrhundert. In diesem Zeitraum waren Menschen im Durchschnitt etwa zehn Zentimeter kürzer als heute. Mit damaligen knapp 170 Zentimetern bei Männern und 155 Zentimeter bei Frauen reichten Deckenhöhen um zwei Meter aus. Mittlerweile sind fast siebzig Prozent der Männer über 175 Zentimeter lang, Frauen über 160 Zentimeter. Zwanzig Prozent der Männer über 185 Zentimeter fühlen sich beeinträchtigt oder müssen sogar den Kopf beispielsweise an Durchgängen (Sturzriegel) aktiv einziehen.
Hat eine niedrige Deckenhöhe im Fachwerkhaus auch Vorteile?
Niedrige Decken gefallen nicht jedem Geschmack und jeder Körpergröße. Wer sich beengt und unwohl, sollte nicht in einem derartigen Fachwerkhaus wohnen. Niedrige Decken bringen auch einige Vorteile mit:
- Geringere Heizkosten durch geringeres Raumvolumen
- Gemütliche Atmosphäre mit „beschütztem“ Wohngefühl
- Reinigung der Decke ohne Hilfsmittel (Leiter) möglich
- Instandhaltung von Deckeninstallationen (Leuchtmittel austauschen, streichen) einfach
Welche Einrichtung bei niedriger Deckenhöhe im Fachwerkhaus?
In einem Fachwerkhaus mit niedriger Deckenhöhe sollten Normmaße in der Einrichtung vermieden werden. Deckenhohe Regale und Schränke lassen den Raum enger und gedrungener wirken. Filigrane und flache Möbel (Couch, Esstisch, Sideboard, Sofa) fallen mit wenigen Zentimetern geringerer Höhe beim Nutzen kaum auf und relativieren gleichzeitig die optische Raumhöhe. Werden vertikale Gestaltungselemente genutzt, „rückt“ die Decke höher. Wenn für oder gegen den Bezug eines Fachwerkhauses entschieden wird, sollten vor allem die Stürze über den Türen als Indikator berücksichtigt werden.
Beeinflusst die Deckenhöhe im Fachwerkhaus die Wohnfläche?
In der sogenannten Berechnungsverordnung ist gesetzlich festgelegt, in welchem Umfang Nutz- und Wohnflächen von Gebäuden ermittelt werden. In der derzeitigen Rechtssprechung ist ein Leitsatz und entsprechendes Gerichtsurteil 8 (AZ VIII ZR 218/08) des Bundesgerichtshofes (BGH) maßgeblich. Grundflächen mit lichter Höhe unter zwei Metern (einschließlich anteiliger Deckenbalkenflächen) dürfen nur zur Hälfte als Wohnraum berechnet werden.
Darf ein Fachwerkhaus mit niedriger Deckenhöhe vermietet werden?
Zwischen Mietparteien gilt generell Bestandsschutz und Vertragsfreiheit im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften. Ein bewohnbares Fachwerkhaus darf eine sehr niedrige Deckenhöhe besitzen, wenn Käufer oder Mieter einverstanden sind. Das schließt die rechtskonforme Wohnraumberechnung ein. Amtliche Verfügungen bezüglich beispielsweise eines Abrisses wegen der Deckenhöhe im Altbau folgen nachgeordnet, solange keine bautechnischen Einwände erhoben werden.