Hygroskopie und Klumpenbildung
Viele pulverförmige Materialien sind hygroskopisch, das heißt wasseranziehend. Sie binden also Wassermoleküle. Das ist bei vielen Pulvern und Granulaten, die man im Alltag so nutzt, ziemlich ungünstig. Denn meistens möchte man sie für ihre anderen Eigenschaften als ihre Hygroskopie nutzen: zum Beispiel für ihre nährenden, würzenden oder deckenden Eigenschaften.
Typischer Schauplatz für verklumpende Pulver ist die Küche: Instant-Getränkepulver, Zucker oder Kakao sind gängige Kandidaten für Verklumpungen infolge zu feuchter Lagerungsluft. Aber auch im Badezimmer können Rouge oder Babypuder einen nach längerer Nichtnutzung in klumpigem Zustand aus der Dose begrüßen. Ebenfalls verklumpungsgefährdet sind puverfögmige Baustoffe wie Zement.
Wie bekommt man feuchte, verklumpte Pulver wieder rieselfähig?
Das Problem bei feuchtebedingten Verklumpungen von Pulvern ist zunächst einmal die verlorengegangene Rieselfähigkeit. Dadurch lassen die Produkte sich nicht mehr gleichmäßig anwenden. Sinnvolle Gegenmaßnahme ist deshalb eine Kombination aus mechanischer „Repulverisierung“ und physikalischer Trocknung.
Dazu eignen sich folgende Methoden:
Repulverisierung:
- Mixen oder sieben
Trocknung:
- Beifügung hygroskopischer Materialien anderen Körnungsgrads
- Trocknung
Repulverisierung
Manchmal reicht es für eine weitere Nutzung des verklumpten Pulvers schon, es einfach mechanisch wieder einigermaßen rieselfähig zu machen. Das kann zum Beispiel ganz einrach mit den Fingern geschehen – hierbei erreicht man aber meist nur eine grobe Repulverisierung. Bei gröberen Granulaten wie Zucker ist das aber meist schon ausreichend, um eine gewisse Homogenität zurückzugewinnen.
Bei feineren Pulvern, die durch ihre sehr kleine Korngröße und stärkerer Hygroskopie fest verklumpt sind, kann man einen motorisierten Mixer mit Rotationsmesser einsetzen. Alternativ lässt sich das Pulver auch mit einem Löffel durch ein Sieb reiben.
Gerade bei stark bewegten Repulverisierungsmethoden wie dem Mixen oder Durchsieben wird das Pulver auch in geringem Maß belüftet, wodurch ihm ein wenig von der Feuchtigkeit genommen wird.
Trocknung
Beifügung eines hygroskopischen Materials anderen Körnungsgrades
Ein bewährtes Hausmittel zur Entfeuchtung vor allem von hygroskopischen Lebensmittelgranulaten wie Zucker und Salz ist die Beimengung eines anderen hygroskopischen Materials in Körnerform: gut eignen sich dafür zum Beispiel Reis oder Hülsenfrüchte wie Bohnen oder Linsen. Gerade im Salzstreuer machen sie sich gut als Feuchtigkeitsabsorber und stören dabei durch ihre Größe auch nicht die Streulöcher.
Lufttrocknung
Lufttrocknung ist das A und O, wenn dem Pulver die Feuchtigkeit wirklich möglichst restlos entzogen werden soll. Eine trockene Umgebungsluft ist übrigens auch die Regel Nr. 1 für die Vorbeugung – auch in der Industrie wird zur Erhaltung der Rieselfähigkeit hygroskopischer Schüttprodukte die Luftvortrocknung bei der Förderung und Lagerung großgeschrieben.
Verklumptes Pulver können Sie also zum Beispiel bei niedriger Temperatur im Ofen trocknen. Die warme Luft nimmt ihrerseits Feuchtigkeit auf und zieht sie aus den Körnern des Pulvers. Die Temperatur sollte aber möglichst nur bis zu etwa 30°C warm sein.
Verklumpung vorbeugen
Generell ist es sinnvoll, die Luft in dem Raum, in dem die Pulver immer wieder verklumpen, trockener zu halten bzw. die Pulver an trockeneren Stellen im Raum in möglichst dichten Behältnissen zu lagern. Für eine trockenere Raumluft sind regelmäßiges Stoßlüften und gegebenenfalls Raumluftentfeuchter sinnvoll.