Welche Toleranzen bei den Fugenbreiten müssen Sie nach Norm dulden?
Fugen haben nicht nur eine optische Funktion, sondern sie dienen funktionell auch als Spannungsausgleicher auf einer Fliesenfläche. Um dieser Herausforderung nachzukommen, müssen auch unterschiedliche Fugenbreiten an den engsten Stellen ausreichend groß sein. Unterschreitet die Fugenbreite einen Millimeter, auch nur stellenweise, kann das zu Spannungsschäden auf der gesamten Fläche führen.
Ein letztendlich fest und starr definierter Abweichungswert beziehungsweise eine Toleranz ist nicht möglich. Welche Abweichungen bei Fugenbreiten toleriert werden müssen, zäumt sich sprichwörtlich von hinten auf. Die Abmessungen der Fliesen dürfen beispielsweise laut DIN EN 14411 nicht mehr als plus/minus einem halben Prozent voneinander abweichen. Die Differenz zwischen Nennmaß und Istmaß ist mit einer Höchstabweichung von zwei Millimetern gedeckelt.
In welchen Normen finden sich Angaben und Werte zu Toleranzen?
Folgende Normen definieren empfohlene Fugenbreiten und Toleranzen:
DIN EN 18202 Toleranzen im Hochbau
DIN 18157 Ausführung keramischer Bekleidungen im Dünnbettverfahren
DIN EN ISO 10545, Teil 16 Keramische Fliesen und Platten, Bestimmung der Maße
DIN EN 18352 Fliesen- und Plattenarbeiten
EN 14411 Keramische Fliesen und Platten
Die Formgebung von Fliesen und Platten erfolgt durch Strang- oder Trockenpressung.
Wodurch entstehen unterschiedliche Fugenbreiten?
Es gibt drei Ursachen, die für schwankende Fugenbreiten verantwortlich sind:
1. Handwerklicher Pfusch
2. Die Maßhaltigkeit der Fliesen
3. Abweichungen auf Untergründen wie Boden und Wand
Insbesondere in Eckbereichen können durch „schiefes“ Mauerwerk optisch unansehnliche Fugenfächerungen entstehen. Vor dem Verlegen der Fliesen sollten daher immer die baulichen Gegebenheiten geprüft und vermessen werden. Um zu große Fugenbreitenabweichungen zu vermeiden, kann es notwendig sein, Fliesenkanten entsprechend anzupassen und zuzuschneiden.
Bilden sich bei rektifizierten Fliesen einheitlichere Fugenbreiten?
Wer auf ein sehr präzises Fugenbild Wert legt, kann sich für rektifizierte Fliesen entscheiden. Die begradigten Kanten führen zu einer erhöhten Präzision beim Verlegen und mindern so mögliche Breitenschwankungen.
Unterscheiden sich Flächenfugen und Dehnungsfugen in der Breite?
Ja, sie können sich unterscheiden, müssen es aber nicht in jedem Fall. Die Fugenbreite zwischen Wand und Boden ist abhängig von der Gesamtfläche.