Zweck des Bläuens
Das Bläuen eines Werkstücks aus Stahl dient dazu, innere Spannungen in einem Werkstück abzubauen. Eine ähnliche Technik mit dem gleichen Zweck wird übrigens auch bei anderen Metallen und in der Glasherstellung verwendet.
Innere Spannungen im Werkstück
Besonders durch Arbeiten wie das Härten von Stahl können sich durch die Gefügeverschiebungen im Inneren des Werkstücks Eigenspannungen aufbauen. Durch gezieltes Anlassen können sich solche Spannungen wieder abbauen, ohne dass das Werkstück Schaden nimmt. Bei bleibenden Eigenspannungen würden sonst Rissbildungen oder eine generelle Materialschwäche drohen.
Vorgehensweise beim Anlassen
Das Bläuen ist eine Wärmebehandlung. Nach dem Abschrecken (Härtungsvorgang) wird das Werkstück möglichst zeitnah wieder erwärmt. Die Anlasstemperatur ist abhängig von den gewünschten Eigenschaften des Stahls. Mithilfe der Anlasstemperatur lassen sich spätere Stahleigenschaften relativ exakt einstellen.
Die Temperatur muss dabei auf jeden Fall unterhalb der sogenannten Umwandlungstemperatur (723 °C) liegen. Überschreitet die Temperatur diesen Wert, kann das zu struktureller Schwäche des Stahls führen, In Extremfällen kann das jeweilige Werkstück dadurch sogar völlig unbrauchbar werden.
Eigenschaftsveränderungen durch das Anlassen
Je höher die Anlasstemperatur gewählt wird, desto mehr verliert der Stahl an Härte. Er gewinnt gleichzeitig dabei aber an Zähigkeit. Mithilfe des Bläuens kann man das Gleichgewicht zwischen diesen beiden Eigenschaften gezielt verschieben.
Von Bedeutung für die Eigenschaftsveränderungen sind also die Anlasstemperatur, und die Zeitdauer der Einwirkung dieser Temperatur (Anlassdauer). Üblich sind heute in der Praxis Anlasstemperaturen im Bereich von 300 °C bis 550 °C. Die Anlassdauer kann sehr kurz (einige Minuten) aber auch sehr lang sein (bis zu mehreren Stunden).
Anlassfarben
Als Anlassfarben bezeichnet man die Temperaturveränderungen an der Oberfläche des Werkstücks beim Anlassen. Sie entstehen durch Oxidation der Oberfläche. Je nach Temperatur verändert sich dabei die Farbe. Bei 200 °C ist die Oberfläche weißgelb, mit steigender Temperatur färbt sie sich über goldgelb nach braun und purpurrot (270 °C) und dann weiter nach violett und blau. Bei 360 °C zeigt sich dann eine deutlich graue Farbe