Brünieren von Stahl und Edelstahl
Um den Unterschied zwischen dem Brünieren von Edelstahl und gewöhnlichem Stahl besser zu verstehen, beschreiben wir zunächst die Vorgehensweise bei herkömmlichem Stahl. Die folgenden Mittel werden verwendet, um Metalle zu brünieren:
- saure Lösungen
- alkalische Lösungen
- Salzschmelzen
Beim Brünieren von Edelstahl entsteht Edelrost
Bei Stahl entsteht durch das Brünieren ein Edelrost (FeO und Fe2O3). Diese Schicht hat eine Stärke von etwa 1 µm. Allerdings ist diese Brünierung, die nicht als Beschichtung zu verstehen ist, sehr porös und daher immer noch korrosionsanfällig.
Deshalb werden brünierte Stähle häufig durch Fetten oder Ölen gepflegt, da dies einen sehr wirksamen Korrosionsschutz darstellt. Ist jedoch der Chromanteil in der Stahllegierung zu hoch, kann nicht mehr gut bis überhaupt nicht mehr brüniert werden.
Schwärzen und chemisch schwärzen
Auch das Schwärzen oder chemische Schwärzen darf nicht mit dem Brünieren verwechselt werden. Beim Schwärzen wird der Stahl mit Leinöl bestrichen. Dieses wird dann bei Temperaturen zwischen 400 und 700 Grad Celsius abgebrannt. Es ist ebenfalls möglich, das Metall zunächst zu erhitzen und es dann mit Leinöl quasi abzuschrecken. Statt Leinöl kann auch altes Motoröl verwendet werden.
Das Brünieren von Edelstahl ist eigentlich ein Schwarzoxidieren
Das Brünieren von Edelstahl ist vom Grundprinzip her ähnlich, wird aber mit anderen Zutaten durchgeführt, da der Chromanteil von Edelstahllegierungen in der Regel viel zu hoch ist und ein Brünieren im eigentlichen Sinne unmöglich macht. Das wäre auch unlogisch, denn wie bereits erwähnt, ist eine Stahlbrünierung nichts anderes als ein Edelrost.
Edelstahl dagegen ist rostfreier Stahl, kann also schlecht zum „Rosten“ gebracht werden – zumindest zum homogenen Edelrost. Aus diesem Grund wird das Brünieren von Edelstahl zunehmend als Schwarzoxidation bezeichnet. Dabei oxidieren Nickelatome an der Oberfläche des Edelstahls.
Eigenschaften einer Edelstahl-Schwarzoxidierung
Auch dieses Brünieren oder Schwarzoxidieren von Edelstahl hat ganz eigene, spezifische Eigenschaften. So ist die Oxidschicht auf einem entsprechend brünierten Edelstahl wischfest und beständig gegen alkalische Lösungen. Anders bei Säuren – schon schwach saure Lösungen greifen diese Art der Brünierung stark an.
Testen Sie die Schwarzoxidierung erst
Bevor Sie Edelstahl auf diese Weise schwärzen, sollten Sie aber unbedingt eine Brünierung oder Schwarzoxidation an einem Probestück desselben Edelstahls vornehmen. Der Grund ist ganz einfach: Aufgrund der vielfältigen und unterschiedlichen Legierungen von Edelstählen erzielt diese Art der Brünierung mithilfe von Nickelatomen völlig unterschiedliche optische Eigenschaften. Es empfiehlt sich daher, die optische bzw. farbliche Wirkung der Brünierung an einem Probestück zu testen.
Brüniermittel aus dem Handel ebenfalls ungeeignet für Edelstahl
Mittlerweile bietet der Handel auch Brüniermittel an, die vor allem in Waffengeschäften zu finden sind. Dabei handelt es sich in der regel um Mittel zum Kaltbrünieren. Auch hier gilt, dass der Chromanteil nicht mehr als drei Prozent betragen darf und dass es sich bei der bildenden Schicht um eine Art Edelrost handelt.
Nur Schwarzoxidieren oder Schwärzen
Diese Brüniermittel zum Kaltbrünieren können also ebenfalls nicht bei Edelstahl eingesetzt werden. Vielleicht wäre dann aber das zuvor erwähnte Schwärzen noch eine Alternative, wenn aufgrund Ihrer Edelstahllegierung auch die Schwarzoxidation nicht Ihren Ansprüchen genügt.