Kassetten oder Schalen
Herkömmliche und normale Sitzstühle mit Polster können verhältnismäßig einfach selber neu bezogen werden. Herausfordernder ist ein Aufpolstern oder neu polstern, wenn das Innenleben aus Federn oder Stopfmaterial beschädigt oder durchgesessen ist. Schaumstoffflocken sind als flexibles Nachstopfmaterial geeignet.
Anders aufgebaute Stuhlmodelle wie Liegestühle und
Schaukelstühle haben oft herstellerspezifische Bezugsarten. Es ist nicht immer möglich, die Kosten für das beziehen lassen zu sparen.
Bürostühle mit Einzelsitzen und Lehnflächen ähneln im Aufbau normalen Stühlen. Die Kassetten entsprechen eher Sitzschalen, die ebenfalls nach der Demontage einfach neu bezogen werden können.
Das Bespannen von Gartenstühlen verwendet eine andere Technik. Hier ist kein Untergrund gegeben, auf den der neue Bezug aufgelegt werden kann. Beim neu bespannen müssen mit Ösen versehene Stoffe mit dem Rahmen verbunden werden.
Überziehen und Stoffarten
Sofern die alten Bezüge technisch noch in Ordnung sind, können sie einfach „überspannt“ werden. Wichtig ist eine Reinigung des Polsters, um keine organischen Schmutzpartikel einzuschließen, die zu Fäulnis oder Schimmel führen können.
Beim Restaurieren alter Stühle sollte die ursprüngliche Stoffart verwendet werden. Dekore und Drucke sind in speziellen Ausführungen für die unterschiedlichen Stilepochen erhältlich. Diese „Liebhaberstücke“ sind allerdings deutlich teurer als beliebige Polsterstoffe, die Stühle verschönern sollen.
Anleitung, wie Sie die Kassetten oder Sitzschalen Ihrer Stühle neu beziehen
- Polsterstoff
- Tackerklammern
- Textilkleber
- Schneiderschere
- Zange oder Entklammerer
- Tacker
- Bandmaß
- Schraubwerkzeug
- Stecknadeln oder Reißzwecken
1. Kassette oder Schale demontieren
Die Sitzschale oder Kassette ist meist auf dem Sitzrahmen des Stuhls befestigt. Demontieren Sie dieses Bauteil entsprechend der Befestigungsform. Eventuelle Halte- und Verbindungsstücke sollten am Stuhlgestell verbleiben oder müssen von der Kassette zusätzlich abmontiert werden.
2. Ausmessen
Wenn Sie die alten Bezüge entfernen, können Sie einen gut erhaltenen Altbezug als Maßvorlage nehmen. Beim Überziehen ohne Entfernen müssen Sie das Maßband in Quer- und Längsrichtung jeweils auf beiden Seiten der Sitzflächenoberseite anlegen. Nehmen Sie zuerst das Maß bis zu den unteren Kanten der Kassette oder Schale. Addieren Sie einen Umklapprand zur Befestigung von unten von etwa fünf Zentimetern hinzu. Eine Doppelklappung kann einem möglichen späteren Ausreißen entgegenwirken. Dann verdoppelt sich die Länge der Umklappzugabe.
3. Stoff auswählen
Wenn Sie den Stoff auswählen, sollte es sich um ein für Polsterei geeignetes Gewebe handeln. Zu dünne Stoffe reißen zu schnell und scheuern nach wenigen Wochen Gebrauch durch. Wenn Sie gemusterte Stoffe wählen, achten Sie darauf, dass Sie die Einzelstücke entsprechend dem späteren Musterverlauf zuschneiden.
4. Altbezug entfernen oder reinigen
Einen abgenutzten Altbezug können Sie bei Beschädigungsfreiheit problemlos auf der Kassette oder Schale belassen. Achten Sie beim späteren Tackern darauf, dass Sie die neuen Klammern zwischen die bereits vorhandenen „schießen“.
5. Neubezug fixieren
Ziehen Sie den zugeschnittenen neuen Bezugsstoff zuerst in einer Richtung auf die Sitzfläche auf. Bei geschwungenen und/oder gebogenen Sitzflächen können einzelne Tropfen eines Textilklebers die „Anschmiegung“ des Bezugs verbessern. Fixieren Sie an zwei gegenüberliegenden Seiten den umgeklappten Stoff mit Stecknadeln oder Reißzwecken. Im zweiten Schritt spannen Sie die beiden Seiten und falten die Ecken parallel ein.
6. Ecken einfalten
Klappen Sie die Stoffecke auf die Kassetten- oder Sitzschalenecke in Richtung Mitte. Dadurch entstehen zwei deltaförmige Seitenflanken an den zusammentreffenden Seitenteilen des Stoffbezugs. Diese klappen Sie beidseitig an einer gedachten vertikalen Linie entlang, sodass sie aufeinanderstoßen. Dadurch entsteht eine Gehrungsfalte, die genau mittig im rechten Winkel der Kassetten- oder Schalenecke verläuft. Fixeren Sie auch die gefalteten Ecken mit Stecknadeln oder Reißzwecken. Achten Sie dabei darauf, die Positionen der endgültigen Klammerbefestigungen freizulassen.
7. Neubezug befestigen
Beginnen Sie mit dem Einschießen der Klammern durch den Tacker an einer Ecke. Schießen Sie zuerst zwei Basisklammern in ein der geklappten Ecken neben die Faltenlinie. Passen Sie dabei auf, dass sich keine Fixierhilfen (Stecknadeln oder Reißzwecken) lösen. Sollten Sie Aufwellungen im Stoff bemerken, spannen Sie mit den Händen nach. Schießen Sie dann die gegenüberliegenden Ecken der Ausgangstackerung fest. Vervollständigen Sie das Verklammern der Ecken und treiben Sie dann in Abständen von etwa zwei Zentimetern versetzt Klammern in die Seitenverläufe der Kassetten- oder Schalenunterseite ein. Die Versetzung sollte etwa 0,5 Zentimeter betragen.