Schimmel und die Gründe dafür
Schimmel ist für viele Haus- und Wohnungsbesitzer sowie Mieter ein leidiges Thema. Nicht nur ästhetisch und kostenmäßig bereiten die Pilzsporen Schwierigkeiten. Die Gesundheit kann ebenfalls signifikant angegriffen werden. In zahlreichen mit Schimmel geplagten Haushalten wird die Frage gestellt, ob nicht ein Ventilator Abhilfe schaffen könnte. Um zu verstehen, ob ein Ventilator tatsächlich gegen Schimmelsporen eingesetzt werden kann, ist Grundwissen darüber notwendig, wie es überhaupt zu Schimmel kommt. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten:
- falsche oder fehlende Belüftung
- aufsteigende Feuchtigkeit in der Bausubstanz
- falscher Umgang mit der Wohnsituation (meist aus Unwissenheit heraus)
Der Trend hin zur luftdichten Gebäudehülle
Falsche oder mangelnde Belüftung war bis in die 1980ern und vor allem in die 1990er weniger problematisch. Bis dahin wurden Gebäude ziemlich „undicht“ gebaut. Das war nicht nur ausschließlich den bis dahin vorhandenen Baustoffen geschuldet. Auch der natürliche Umgang mit Luftfeuchtigkeit und Nässe hat das erforderlich gemacht. Denn seit den 1990ern sind sehr effizient dämmende Wärmedämmfenster auf dem Markt. Damit hat sich auch Fenster- und Türenmontage nach RAL verändert.
Bis dahin waren die Anschlussfugen vornehmlich mit PU-Schaum abgedichtet. Dieser kann auch heute noch zum Einsatz kommen, allerdings in einem anderen Zusammenhang. Dichtbänder werden heute eingesetzt. Wir sind bei der Wärmedämmung nämlich längst an den Punkt angelangt, an dem auch die über undichte Anschlussfugen entweichende warme Luft eine bedeutende Rolle spielt. Nur, wenn Fenster und Türen wirklich absolut dicht sind (Schlagwort Blower-Door-Test), ist auch die Wärmedämmung entsprechend wirksam.
Gebäude wurden durchaus beabsichtigt nicht völlig luftdicht gebaut
Nun ist es aber so, dass Gebäude bislang nicht grundlos „undicht“ gebaut wurden. In alten Kellern (aufsteigende Feuchtigkeit) findet sich aus diesem Grund sogenannter Opferputz, der die Salze bindet. Zudem steigt Feuchtigkeit vom Keller bis zum Dach aus. Das Dach wurde aus diesem Grund als Kaltdach konzipiert, also ebenfalls diffusionsoffen. Die Be- und Entlüftung, aber auch das Entfeuchten des Gebäudes wurde so sichergestellt. Dazu kommt noch zusätzlich durch die Bewohner erzeugte Luftfeuchtigkeit:
- Schwitzen
- Baden und Duschen
- Kochen
- das Eintragen von Nässe (regennasse Kleidung, schmelzender Schnee)
Ein heutiges Energiesparhaus (vom Niedrigenergiesparhaus bis zum Negativenergiesparhaus) ist vollständig mit einer luftdichten Gebäudehülle ausgestattet (weiße Kellerwanne, nach RAL abgedichtete Fenster und Türen, nicht mehr diffusionsoffen und Warmdach). Das wurde aber in den 1990ern mit dem Aufkommen der hochdämmenden Fenster übersehen. Die Feuchtigkeit konnte also nicht mehr entweichen.
Schimmelentstehung durch kalte und warme Bereiche
Damit kommen wir zu dem grundlegenden Problem, welches direkt zur Entstehung von Schimmel führt. Diese Luftfeuchtigkeit ist zunächst – wie es der Name sagt – in der Luft. Nun verändert sich mit der Temperatur der Luft aber auch die Eigenschaft, wie viel Feuchtigkeit aufgenommen werden kann. Kalte Luft kann weniger Feuchtigkeit aufnehmen als warme Luft. Trifft warme gesättigte Luft auf kalte Flächen, kühlt die Luft ab und muss die enthaltene Feuchtigkeit abgeben – Kondens- oder Schwitzwasser entsteht. An Einfachglas-Fenstern konnte das früher gut beobachtet werden.
Nun gibt es auch in einem ansonsten luftdichten Haus Bereiche, die wärmer als andere bzw. kälter als andere sind. Aus diesem Grund sollen auch Kältebrücken vermieden werden, weil Schwitzwasser hier die Bausubstanz schädigen kann – nicht nur durch Schimmel. In kalten Bereichen kondensiert nun also die Luftfeuchtigkeit, die nicht mehr ins Freie entweichen kann. Typische Bereiche wäre die Innenseite der Außenwand (Fassade), in Ecken, hinter Schränken, die so eng stehen, dass sie nicht hinterlüftet werden, entlang von Anschlussfugen usw. An genau diesen Stellen entsteht in der Folge auch der Schimmel.
Hilft nun also der Ventilator gegen Schimmel?
Aus diesen Erkenntnissen lässt sich bereits ableiten, dass ein Ventilator helfen kann, aber unter Umständen auch Schaden könnte. Nehmen wir beispielsweise ein Badezimmer, welches nicht über ein eigenes Fenster verfügt. Schließen Sie hier die Tür und lassen den Ventilator laufen, passiert das Folgende: die Luftfeuchtigkeit wird im gesamten Raum verwirbelt und gelangt nun noch schneller an kalte Bereiche. So könnte der Ventilator die Schimmelbildung also sogar fördern.
Die individuellen Wohnverhältnisse
Sind dagegen alle Türen im Gebäude offen und wird so frische Luft in das Badezimmer transportiert, wird damit auch die Luft mit höherer Feuchtigkeit abtransportiert. Ist aber noch immer kein Fenster offen, wird die Feuchtigkeit nun in anderen Bereichen des Gebäudes kondensieren, die kälter sind. Das ist auch bei Wohnungen und Häusern zu beobachten, die ansonsten gut belüftet werden. Schlafzimmer sind oft die kältesten Räumlichkeiten, da viele Bewohner selbst im Winter keine Heizung zum Schlafen anstellen.
Lüften – aber gezielt
Wird nun die feuchte Luft aus der Wohnung auch in ein so kaltes Schlafzimmer transportiert, wird sie hier kondensieren. Also muss die Ventilatorbelüftung stets so erfolgen, dass die Luft möglichst aus dem Haus transportiert wird. Doch Vorsicht im Sommer. Zu dieser Jahreszeit kann die Luft draußen wärmer als die im Gebäude sein. Damit würden Sie mit einem Luftaustausch also nun Luftfeuchtigkeit ins Gebäude holen. Das Lüften – auch mit Ventilator und offenem Fenster, sollte also von den vorherrschenden Temperaturen abhängig gemacht werden.
Professionelle Lösungen zum Entlüften mit Ventilator
Für moderne Wärmedämmfenster in älteren Bestandsbauten mit dieser Problematik gibt es spezielle Ventilatoren, die ansonsten abdichtend auf das gekippte Fenster montiert werden. Eine Alternative gerade in Räumen ohne Fenster ist auch eine gesteuerte Entlüftung über einen Ventilator in der Wand. Dieser wird häufig zusammen mit dem Licht geschaltet, damit er nicht permanent läuft.