Die Gründungsphase durch die Wespenkönigin
Sobald der Frühling beginnt und die Temperaturen steigen, verlässt die befruchtete Wespenkönigin ihr Winterquartier, welches oft in morschem Holz, einem Erdloch oder unter Baumrinde zu finden ist. Die Königin hat den Winter in Kältestarre verbracht und beginnt nun, einen neuen Wespenstaat zu gründen.
Zunächst sucht sie einen geeigneten Standort für das Nest. Hierbei bevorzugt sie geschützte Orte wie Hohlräume in Bäumen oder unter Dachstühlen. Sobald der Standort gefunden ist, beginnt die Königin mit dem Bau des Nests. Hierfür schabt sie Holzfasern von verschiedenen Oberflächen ab, speichelt diese ein und formt daraus eine papierartige Masse. Aus dieser Masse errichtet sie die ersten Waben des Nests. Der Nestbau startet mit einem etwa fingerdicken Stiel, an dem die ersten sechseckigen Wabenzellen hängen. In diese legt die Königin ihre ersten Eier. Um die Temperatur für die Eier und späteren Larven zu regulieren, baut die Königin eine schützende Hülle um die Waben. Die regelmäßige Pflege und Erweiterung dieses Anfangsnests liegt zunächst vollkommen in ihrer Verantwortung, bis die ersten Arbeiterinnen schlüpfen und ihr diese Aufgaben abnehmen.
Die Eiablage und die erste Generation Arbeiterinnen
Nachdem die ersten Waben des Nestes errichtet sind, beginnt die Königin mit der Eiablage. Jede Wabe erhält ein Ei, das die Königin mit den im Herbst gespeicherten Spermien befruchtet. Diese Eier entwickeln sich in wenigen Tagen zu Larven, die später Kokons spinnen, um sich zu verpuppen. Die Larven füttert die Königin mit einem Brei aus zerkauten Insekten, der ihnen die nötigen Nährstoffe für die weitere Entwicklung bietet. Während dieser ersten Wochen übernimmt die Königin sowohl die Nahrungssuche als auch die Pflege der Brut.
Innerhalb von etwa vier Wochen verwandeln sich die Larven in ausgewachsene Wespen. Die ersten geschlüpften Wespen sind allesamt Arbeiterinnen. Diese unfruchtbaren Weibchen übernehmen sofort die Aufgaben der Königin, einschließlich Nahrungsbeschaffung und Nestbau, während die Königin sich nun ausschließlich auf die Eiablage konzentriert.
Die Aufgabenübernahme durch die Arbeiterinnen
Sobald die ersten Arbeiterinnen aus den Waben schlüpfen, beginnt eine neue Phase im Leben des Wespennests. Diese Arbeiterinnen übernehmen schrittweise alle Aufgaben, die bisher von der Königin alleine bewältigt wurden, sodass sich die Königin ausschließlich auf das Legen weiterer Eier konzentrieren kann. Die Aufgaben der Arbeiterinnen sind vielfältig und essentiell für den Erhalt und das Wachstum des Wespenstaates:
- Nestbau und Instandhaltung: Die Arbeiterinnen erweitern kontinuierlich das Nest, indem sie weitere Waben bauen und die schützende Hülle instand halten. Hierzu verwenden sie die papierartige Masse, die aus zerkauten Holzfasern und Speichel besteht.
- Brutpflege: Um die Larven zu füttern und zu versorgen, fangen die Arbeiterinnen Insekten und bringen diese zerkaut in die Waben.
- Nahrungsbeschaffung: Die Arbeiterinnen sammeln Nahrung für das gesamte Nest. Neben der Versorgung der Brut benötigt auch die Königin ständige Nahrungszufuhr für die Eiablage.
Diese effiziente Arbeitsteilung ermöglicht es dem Wespennest, während der warmen Monate exponentiell zu wachsen. Der Erfolg eines Wespenstaates hängt maßgeblich von der Effektivität und Anzahl der Arbeiterinnen ab.
Das Wachstum des Wespennestes
Sobald die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind, nimmt das Wachstum des Wespennestes an Dynamik zu. Diese Arbeiterinnen sind am weiteren Ausbau des Nests beteiligt, was zu einer sukzessiven Vergrößerung führt. Das Wespennest wird aus einer papierartigen Masse gebaut, die aus zerkauten Holzfasern und Speichel besteht, was dem Nest sowohl Flexibilität als auch Stabilität verleiht.
Der Aufbau des Nests konzentriert sich zunächst auf das Hinzufügen neuer Wabenzellen, um Platz für die wachsende Anzahl von Eiern der Königin zu schaffen. Holzfasern werden gesammelt und in mehreren Schichten um die bestehenden Waben herumgebaut, was eine erweiterte äußere Hülle bildet. Mit optimalen Bedingungen bezüglich Temperatur und Nahrungsangebot schreitet der Nestbau rasch voran und erreicht bis zum Höhepunkt des Sommers oft beachtliche Größen.
Die Struktur und Form des Wespennestes können je nach Bauort variieren. In engen Hohlräumen nehmen die Nester oft eine längliche Form an, während freistehende Nester in Bäumen oder Sträuchern eher rundlich oder oval sind. In gut geschützten Umgebungen wie Dachstühlen kann das Wespennest deutlich größer werden.
Durch die Arbeit der Arbeiterinnen, die Baumaterial sammeln, neue Zellen bauen und das Nest insgesamt instand halten, wird der Wespenstaat in der Lage, seine Population während des gesamten Sommers effizient zu steigern.
Die Entstehung der Drohnen und Jungköniginnen
Im Spätsommer verändert sich die Struktur des Wespenstaates erheblich. Die Wespenkönigin legt vermehrt unbefruchtete Eier, aus denen männliche Wespen, die sogenannten Drohnen, schlüpfen. Parallel dazu legt sie weiterhin befruchtete Eier, die sich zu Jungköniginnen entwickeln. Diese Drohnen und Jungköniginnen haben spezifische Aufgaben. Während die Drohnen ausschließlich dazu bestimmt sind, sich mit Jungköniginnen zu paaren, suchen sich die Jungköniginnen nach der Begattung geschützte Orte, um dort zu überwintern.
Die alte Königin und die Arbeiterinnen sterben hingegen gegen Ende des Jahres, sodass lediglich die neuen, begatteten Jungköniginnen den Winter überleben. Diese Jungköniginnen erwachen dann im folgenden Frühling aus ihrer Winterruhe, um den Zyklus erneut zu starten und einen neuen Wespenstaat zu gründen.
Die verschiedenen Wespenarten und ihre Nistgewohnheiten
In Deutschland existieren etwa 12 staatenbildende Wespenarten mit unterschiedlichen Nistgewohnheiten, die sich grob in zwei Kategorien einteilen lassen: die Dunkelhöhlennister und die Freinister.
Dunkelhöhlennister
Diese Wespenarten bevorzugen geschützte, dunkle Hohlräume für ihre Nester. Typische Nistplätze sind:
- Rolladenkästen
- Dachböden unter Deckenverkleidungen
- Unterirdische Hohlräume wie Maulwurfs- oder Mäusegänge
Zu diesen Arten zählen unter anderem:
- Deutsche Wespe: Sie verwendet oberflächlich verwittertes Holz für den Nestbau, was dem Nest eine graue Farbe verleiht.
- Gemeine Wespe: Ihre Nester erscheinen durch die Verwendung morschen Holzes beiger bis ockerfarben.
Freinister
Diese Wespenarten errichten ihre Nester freihängend an exponierten Stellen. Zu den bevorzugten Nistplätzen gehören:
- Bäume
- Hecken
- Hausgiebel
Zu den Freinigern gehören beispielsweise:
- Mittlere Wespe: Sie baut ihre Nester gerne in der freien Luft, oft gut sichtbar an Ästen und Zweigen.
- Sächsische Wespe: Auch diese Art sucht Plätze im Freien für ihren Nestbau und ist weniger aggressiv gegenüber Menschen.
Unterschiede im Nestbau und in der Populationsgröße
Die Nester der verschiedenen Wespenarten unterscheiden sich nicht nur in ihrer Lage, sondern auch in verwendeten Baumaterialien und der Größe der Kolonie:
- Farbgebung: Die Nestfarbe variiert von grau über beige bis ockerfarben, abhängig vom verwendeten Holz.
- Volksstärke: Staatenbildende Arten wie die Deutsche und die Gemeine Wespe können Nester mit bis zu 7000 Tieren besitzen, wohingegen andere Arten wie die Feldwespe kleinere Staaten mit nur wenigen hundert Individuen bilden.
Schutzstatus und Begegnungen mit Menschen
Einige Wespenarten stehen unter besonderem Schutz und sind für den Menschen meist weniger störend. Die lästigeren Arten wie die Deutsche und Gemeine Wespe werden vor allem aufgrund ihrer großen Völkerzahl und der Nähe zum Menschen als problematisch empfunden, können aber auch wichtige ökologische Rollen spielen.
Das Material des Wespennestes
Das Material eines Wespennestes setzt sich aus zerkauten Holzfasern und Speichel zusammen, die von den Wespen zu einer papierartigen Masse verarbeitet werden. Dieser selbst hergestellte „Holzbrei“ trocknet zu einem festen, papierähnlichen Stoff, der dem Nest sowohl Stabilität als auch Flexibilität verleiht. Die Farbe des Nestes reicht je nach verwendetem Holz von grau über beige bis hin zu bräunlichen Tönen.
Herstellung und Aufbau
- Sammlung von Holzfasern: Die Wespen schaben Holzfasern von verschiedenen Oberflächen wie Bäumen, Zäunen oder Holzmöbeln.
- Verarbeitung: Diese Fasern werden mit den Mundwerkzeugen zerkaut und mit Speichel vermischt, wodurch eine klebrige, pastenartige Masse entsteht.
- Bildung von Waben: Diese Masse wird in Form von sechseckigen Wabenzellen geformt, die zur Aufzucht der Larven dienen und gleichzeitig eine hohe strukturelle Festigkeit bieten.
- Schutzschichten: Um die Waben vor äußeren Einflüssen wie Regen und Wind zu schützen, werden sie mit mehreren Schichten der papierartigen Masse umhüllt.
Funktionen des Baumaterials
- Schutz vor Witterung: Die äußeren Schichten des Nestes isolieren thermisch und schützen die Brut vor extremen Wetterbedingungen.
- Stabilität: Die prismatische Struktur der Wabenzellen sorgt für eine hohe Stabilität des gesamten Nests, was wichtig für den Schutz und die Entwicklung der Nachkommen ist.
- Anpassungsfähigkeit: Da das Material leicht formbar ist, können Wespen ihren Nestbau flexibel an verschiedene Umgebungen anpassen.
Diese sorgfältige Verarbeitung und der Aufbau des Nests erklären die beeindruckende Effizienz und Widerstandsfähigkeit, die ein Wespennest auszeichnet.
Die Größe und Form des Wespennestes
Die Größe und Form eines Wespennestes variieren stark je nach Wespenart und der Anzahl der Individuen im Volk. In Mitteleuropa bewohnen staatenbildende Wespenarten wie die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe Nester, die bis zu 7.000 Tiere beherbergen können. Ihre Nester erreichen häufig die Dimensionen eines Medizinballs, sind also durchaus imposant.
Während der Bauphase im Frühling beginnt das Nest klein, etwa in der Größe eines Tischtennisballs. Mit der Zunahme der Volksstärke im Sommer wächst das Nest kontinuierlich und kann bis zum Herbst beeindruckende Größen erreichen, wobei äußere Faktoren wie Wetter und Nahrungsangebot das Wachstum beeinflussen.
Die Form der Nester ist ebenfalls unterschiedlich und hängt maßgeblich vom Standort ab. In freien Räumen, wie an Bäumen oder Hecken, sind die Nester oft rundlich bis oval. Befindet sich das Nest jedoch in engen Hohlräumen, kann es länglich und an die Form des Raums angepasst sein. Das Material, aus dem ein Wespennest besteht, zerkleinerte Holzfasern und Speichel, verleiht dem Bau eine papierartige Struktur, die sowohl stabil als auch flexibel ist.
Durch diese faszinierende Bauweise und Anpassungsfähigkeit entstehen Wespennester in variierenden Formen und Größen, die den spezifischen Anforderungen und Bedingungen ihres Standorts gerecht werden.