Dielen versiegeln oder ölen oder Dielen mit Öl versiegeln – was stimmt nun?
Oftmals ist davon zu lesen, dass ein Dielenboden durch Ölen oder Wachsen (Bohnern) versiegelt wird. Technisch betrachtet ist das eine falsche Aussage, denn solche Pflegemaßnahmen bilden keinen tatsächlich versiegelnden und damit nicht mehr durchdringbaren Film – zumindest nicht langfristig. Weil es das Holz aber dennoch kurzfristig durch Wachsen oder Ölen schützt, wird auch hier oftmals etwas irritierend (und entsprechend fälschlich) von einer Versiegelung gesprochen. Bei den tatsächlichen Versiegelungen gibt es wiederum zahlreiche in der chemischen Zusammensetzung unterschiedliche Versiegelungen. Nachfolgend bieten wir Ihnen einen Überblick einschließlich des Ölens.
Dielen mit Ölen und Wachsen versiegeln
Aushärtende und nicht aushärtende Dielenöle
Grundsätzlich müssen Sie zwischen aushärtenden und nicht aushärtenden Parkett- und Dielenölen unterscheiden. Aushärtende Öle werden in der Viskosität und beim Trocknen durch die Zugabe von Kunstharzen beeinflusst (auch Öl-Kunstharz-Siegel genannt) und sind mechanisch länger haltbar. Sie trocknen besonders gut bei großvolumiger Luftzirkulation. Nicht aushärtende Öle hingegen bilden einen nicht trocknenden, dafür aber mechanisch wieder leicht abzutragenden Film. Deshalb ist der Schutz nicht sonderlich effizient.
Hartöl und Hartöl/Wachs-Kominationen
Hartöle trocknen sehr langsam aus. Das hat den Vorteil, dass sie tief in das Holz eindringen. Mindestens 24 Stunden sollte eine Hartölschicht bekommen, um austrocknen zu können, bevor die nächste Schicht aufgetragen wird. Eine einigermaßen vollständige Trocknung erfolgt zumeist innerhalb von sieben Tagen. Es wird zwischen anfeuernden Hartölen (für dunkle Dielenhölzer) und neutralen, sogenannten „weißen“ und damit beinahe neutralen Hartölen (bei hellen Dielenhölzern) zum Versiegeln unterschieden.
Je nach Zusammensetzung des Hartöls wird im Anschluss noch ein Hartwachs oder eine Politur aufgetragen. Neu entwickelte Pflegeöle kommen allerdings immer öfter zum Einsatz. Der Stellenwert des anschließenden Wachsens sinkt also. Darüber hinaus können Sie Hartöle auch als Kombiprodukt mit Wachs verwenden.
Dielen mit Wachs versiegeln – Warm- oder Heißwachs und Kaltwachs
Das Wachsen von Dielen und Parkett zum Versiegeln ist eine seit vielen Jahrzehnten etablierte Pflegevariante. Eventuell kennen Sie vielleicht sogar noch die Begriffe „Bohnern“ oder „Wichsen“. Beides beschreibt das Einmassieren oder Einpolieren des Wachses in den Dielenboden.
Das Kaltwachs wird vorzugsweise mit einer Poliermaschine, mit Teller- oder Winkelschleifer kreiselnd in das Holz eingerieben und nicht erhitzt. Das Heiß- oder Warmwachs wird durch ein sich erhitzendes Eisen auf dem Dielenboden geschmolzen und eingearbeitet. Durch die Verflüssigung dringt es tiefer in das Holz als Kaltwachs.
Wachs ist allerdings mechanisch (durch häufiges Begehen, Stuhlrollen etc.) leicht abzutragen, ebenso wie Öl. Daher muss der Dielenboden mit Öl und Wachs verhältnismäßig oft und intensiv versiegelt werden. Dafür erzeugen Sie mit Ölen und Wachsen eine atemberaubende Tiefenbrillanz.
Andere chemische Versiegelungen für Dielen
Polyurethan-Versiegelungen zum Dielenversiegeln
Polyurethan-Siegel sind auch als DD- oder PUR-Siegellacke bekannt. Sie können aus einer oder zwei Komponenten bestehen (1K und 2K Systeme). 1-Komponenten-Siegel enthalten meist deutlich mehr Lösungsmittel. Diese werden bei der Trocknung im ersten Schritt an die Umgebung abgegeben. Die endgültige Trocknung erfolgt dann durch Polyaddition.
PUR- oder PU-Siegel werden aufgrund der hervorzuhebenden Vorteile zumeist bei extrem beanspruchten Dielenböden verwendet, denn sie bilden eine extrem beständige Versiegelung, die auch starken Belastungen standhält. Das PU-Siegel ist transparent, verstärkt die Färbung des Holzes und neigt nicht zum Vergilben. Allerdings dürfen diese DD-Versiegelungen nur bei nicht verschiebbaren und verklebten Dielen zum Versiegeln benutzt werden. Zwar sind PUR-Siegel auch wasserfest, sobald sie getrocknet sind, allerdings reagieren die Lösungsmittel bei Kontakt mit Wasser. Ein weiterer Nachteil ist der generell hohe Anteil an Lösungsmitteln.
Wasser-Acryllacke zum Dielenversiegeln
Wasserlacke finden immer mehr als Parkett- und Dielensiegel Anwendung, denn die Vorteile sprechen für sich: der Anteil an Lösungsmitteln ist verschwindend gering, auch ansonsten finden sich kaum Schadstoffe, es kommt beim Verarbeiten und Austrocknen zu keiner Geruchsbelästigung und diese auf Wasser basierenden Versiegelungen sind nicht brennbar. Dennoch nähern sich moderne Wasserlackversiegelungen immer mehr den Vorzügen von PU-Siegeln.
Grund- und Endversiegelungssysteme
Das sind bei der Grundversiegelung auf Polymerkunststoff, Zellulose, Lösungsmitteln und zahlreichen Füllstoffen basierende zweistufige Siegel für Dielen und Parkett. Zunächst tragen Sie das Grundsiegel auf. Sie schließen die Holzporen nach unten und sollen dafür sorgen, dass der Holzfarbton erhalten bleibt. Jedoch kommt es dabei oft zu einer leichten Aufhellung. Bei Tropenholzdielen oder Parkett spielen sie ihre Vorzüge aus: sie neutralisieren dort enthaltene Stoffe und Öle. Nach dem Trocknen wird das anschließende Endsiegel aufgetragen. Sollten beide Versiegelungen nicht als System angeboten werden, achten Sie bitte darauf, welche Grund- und Basissiegel mit welchen Abschlussversiegelungen kombiniert werden dürfen.
Versiegelungen von Dielen werden nach dem Schleifen durchgeführt. Sie sind daher bei neuen Dielen ebenso anwendbar wie bei alten Dielenböden, die renoviert werden sollen. Darüber hinaus sind die Öl-Siegel auch als Pflegemaßnahme zu betrachten.