Dreischichttechnik
In der DDR haben Handwerker beim Verarbeiten von Kratzputz eine dreischichtige Technik angewendet. In Ermangelung von Fertigprodukten wurden alle Putze mit der Hand angemischt. Eine zentrale Rolle kam der Person zu, die das Mischungsverhältnis überwachte und korrigierte. Die drei Schichten wurden folgendermaßen angemischt und aufgebracht:
Erste Schicht
Aus Sand, Wasser und Zement wurde ein feinkörniger Zementmörtel gemischt und mit einer Kelle „vorgeworfen“. Dabei entstand ein zwölf bis 15 Millimeter dicker Unterputz.
Zweite Schicht
Die zweite Schicht wurde aus Kalk, Sand, Wasser und Zement angemischt. Der Kalk- und Zementanteil stieg gegenüber dem Unterputz. Der Mittelputz wurde eben aufgezogen, glatt gerieben und mit Schlitzen versehen, um dem Oberputz Halt zu geben.
Dritte Schicht
Der eigentliche Kratzputz entstand mit der letzten, etwa zwanzig Millimeter dicken Oberputzschicht. Ein hoher Kalk- und Zementanteil wurde mit Splitt zwischen einem Viertel und einem Drittel Anteil gemischt. Der Sand besaß eine Körnung von vier bis zehn Millimetern. Der Deckputz wurde mit einer Kartätsche so glatt wie möglich aufgezogen. Im Splitt durften keine Körner sein, die die Dicke der Kartätsche überstiegen, um den Putz beim Aufziehen nicht rollend zu zerreißen.
Veredelung durch Kratzen
Nach dem Anziehen der Deckschicht kam das Nagelbrett zum Einsatz. Mit ihm wurden die Splittkörner aus der etwa zwanzig Millimeter dicken Deckputzschicht „herausgerissen“. Ähnlich wie bei jedem Kratzputz durfte an den Nägeln kein Putz mehr hängen bleiben. Wer zu früh kratzte, produzierte zudem unerwünschte Rillen und Rinnen. Die gleichmäßige und gewünschte Oberflächengestaltung entstand aus den Mulden, die ausgerissener und ausgebrochener Splitt verursachte.
Selbst gebautes Werkzeuge
Das Kratzbrett bestand aus Holz, durch das die typischen Nägel für Dachpappe getrieben wurden. Kartätschen bestanden ebenfalls aus Holz und wurden als Putzlatten bezeichnet. Handgeschmiedete dreieckige Putzkellen waren in jeder gut sortierten Werkzeugkiste zu finden.