Gründe für das Verputzen
Lange Zeit galt die Fachwerkbauweise als veraltet und nicht besonders ansehnlich. Vor allem in den 60er und 70er Jahren wurden deshalb viele traditionelle Fachwerkhäuser auf alle möglichen Arten umgebaut, zumindest aber voll verputzt.
Gründe für das Verputzen sind allerdings zahlreich:
- Optische „Modernisierung“
- Verdeckung von vorhandenen Schäden oder optischen Mängeln
- Schutz vor zu hoher Schlagregenbelastung
Durch die zahlreichen ungeeigneten Stoffe, mit denen das Fachwerk bedeckt und teilweise geschädigt wurde, Das kann beim Freilegen Probleme nach sich ziehen. Die geschädigten Fachwerksteile müssen danach oft aufwändig restauriert werden.
Ein Argument für die Freilegung ist dagegen, dass die Statik des Gebäudes durch Schäden an der tragenden Holzkonstruktion in diesen Fällen ohnehin beeinträchtigt ist, und einer gründlichen Sanierung bedarf.
Mögliche Probleme beim Freilegen
Die freigelegten Fassaden sind danach völlig ungeschützt der Witterung ausgesetzt. Das kann dazu führen, dass sich schnell Feuchteschäden bilden, die danach das Holz angreifen. Die durch die vorhergehenden, sehr häufig vorkommenden Bausünden ohnehin geschwächte Bausubstanz leidet dadurch noch mehr.
Der Aufwand der Freilegung ist relativ hoch – und damit auch teuer. In den meisten Fällen wird man nicht selbst Hand anlegen können, sondern auf ein entsprechendes Fachunternehmen zurückgreifen müssen. Je nach Größe der betroffenen Fläche kann das einen hohen Kostenaufwand bedeuten.
In vielen Fällen müssen geeignete technische Methoden gefunden werden, um die Putzschichten schonend aber vollständig abtragen zu können. Das kann Sandstrahlen sein, aber auch thermisches Entfernen. Was geeignet ist kann nur der Fachmann vor Ort beurteilen.
Zusätzliche Arbeiten nach dem Freilegen
Die Reinigung der Holzbalken, wenn sie freigelegt sind, kann sehr aufwändig sein. Am besten funktionieren in der Regel elektrische Drahtbürsten, möglichst mit hoher Leistung. Bis alle Balken sauber sind, kann aber eine Menge Zeit vergehen. Nach der Reinigung sollten die Balken geölt werden.
Das Abtragen der alten Putzschichten ist oft nur radikal möglich. Wenn bis zum Lehm abgetragen ist, kann man wiederum einen neuen Lehmputz auftragen. Für Ungeübte ist das Arbeiten mit Lehm aber nicht so einfach. Dazu entsteht ein weiterer Kosten- und Zeitaufwand.
Den Putzabtrag kann erschweren, wenn die Bundseite des Holzes auf der jeweils falschen Seite liegt. Sehr häufig liegt die Bundseite des Holzes bei alten Fachwerkhäusern an der Außenseite, damit wird das Freilegen auf der Innenseite oft recht schwierig und bringt kein besonders schönes Ergebnis.
Wenn die Gefache bei den Freilegungsarbeiten zu stark beschädigt werden, müssen Sie danach aufwändig erneuert werden. Dabei macht oft ein Ersetzen des ursprünglichen Gefaches durch Lehmziegel wegen des deutlich geringeren Aufwands oft mehr Sinn. Originalgetreue Gefache herzustellen benötigt viel Übung.