Kann man Fertigparkett überhaupt abschleifen?
Das Abschleifen von Fertigparkett ist grundsätzlich möglich, erfordert jedoch einige Vorüberlegungen. Entscheidend ist zunächst die Dicke der Nutzschicht, die typischerweise zwischen 2,5 und 6 Millimetern liegt. Da beim Schleifen etwa 0,5 Millimeter Material abgetragen wird, können Parkettdielen mit einer Nutzschicht unter 3 Millimetern oft nur einmal abgeschliffen werden.
Fertigparkettböden mit Trägerplatten aus Mitteldichter (MDF) oder Hochdichter Faserplatte (HDF) sollten nicht geschliffen werden, da diese Materialien bei Feuchtigkeit aufquellen und sich verformen können, was die Stabilität und das Erscheinungsbild des Bodens beeinträchtigt.
Die Art der Verlegung spielt ebenfalls eine Rolle. Bei schwimmend verlegtem Parkett beispielsweise kann das Abschleifen problematisch sein, da die Trittschalldämmung eine leichte Federwirkung erzeugt, die zu unregelmäßigen Schleifergebnissen führen kann. Vollflächig verklebtes Parkett zeigt dieses Problem weniger.
Selbst kleine Fehler beim Schleifen, wie ungleichmäßiges Maschinieren oder übermäßiger Druck, können den Boden nachhaltig schädigen. Ohne Erfahrung im Umgang mit Schleifmaschinen ist es ratsam, einen Fachmann zu beauftragen.
Vor- und Nachteile des Selber-Abschleifens
Das Abschleifen von Fertigparkett in Eigenregie hat Vor- und Nachteile, die Sie berücksichtigen sollten:
Vorteile
- Kostenersparnis: Das Mieten von Schleifmaschinen und der Kauf von Schleifmaterialien und Versiegelungen ist kostengünstiger als die Beauftragung eines Fachbetriebs, besonders bei großen Flächen.
- Zeitliche Flexibilität: Sie können den Arbeitsbeginn und die Durchführungszeit selbst bestimmen.
- Lerneffekt und Zufriedenheit: Eigenhändiges Renovieren des Parketts vermittelt eine lohnende Erfahrung und Zufriedenheit bei gelungenem Ergebnis.
Nachteile
- Erfordert Erfahrung und Geschick: Das Führen der Schleifmaschine erfordert eine ruhige Hand und Erfahrung, um Schäden wie Brandspuren, Dellen oder das Durchschleifen der Nutzschicht zu vermeiden.
- Zeitaufwand: Das komplette Schleifen und Versiegeln ist zeitintensiv und kann je nach Raumgröße und Zustand mehrere Tage in Anspruch nehmen.
- Qualitätsunterschiede der Ausrüstung: Leihmaschinen aus dem Baumarkt sind oft weniger leistungsfähig als professionelle Geräte, was die Arbeit erschwert und das Risiko für ungleichmäßige Ergebnisse erhöht.
- Risiko von Fehltritten: Ungleichmäßigkeiten im Untergrund können dazu führen, dass die Deckschicht durchgeschliffen wird, was zu irreparablen Schäden führen kann.
- Körperliche Belastung: Wiederholtes Bücken, Knien und Hantieren mit schweren Maschinen kann körperlich anstrengend sein.
Vorbereitungen für das Abschleifen
1. Raum leeren und absichern: Räumen Sie den Raum vollständig, entfernen Sie Möbel, Teppiche, Vorhänge und Gardinen. Decken Sie verbleibende Gegenstände sorgfältig mit Folie ab.
2. Sockelleisten entfernen: Entfernen Sie, falls möglich, die Sockelleisten, um ein Abschleifen bis zur Wandkante zu ermöglichen und Beschädigungen zu vermeiden.
3. Nägel und Beschädigungen beseitigen: Überprüfen Sie den Boden auf hervorstehende Nägel, versenken oder entfernen Sie diese. Reparieren Sie beschädigte Stellen mit Holzleim oder Kitt.
4. Reinigung durchführen: Reinigen Sie den Boden gründlich, um alle Schmutz- und Staubreste zu entfernen. Verwenden Sie Besen und Staubsauger für eine gründliche Reinigung.
5. Türabdichtungen und Belüftung: Dichten Sie Türen zu angrenzenden Räumen ab, um Staubverbreitung zu minimieren. Stellen Sie eine gute Belüftung sicher, indem Sie Fenster öffnen oder Lüftungsgeräte verwenden.
6. Beschaffung der Geräte und Materialien: Mieten oder kaufen Sie alle nötigen Maschinen und Materialien:
- Schutzausrüstung wie Atemmaske, Schutzbrille, Gehörschutz, feste Schuhe und Knieschutz
- Eine Schleifmaschine für die Randbereiche und Ecken
- Hochwertige Folie und Malerklebeband
- Schleifblätter in unterschiedlichen Körnungen (24/36, 60, 100/120)
- Eine Trommelschleifmaschine für die großen Flächen
7. Sicherheitsmaßnahmen beachten: Schalten Sie alle Strom- und Wasserquellen im Raum aus, tragen Sie während der Arbeit stets Schutzkleidung.
Diese gründlichen Vorbereitungen schaffen optimale Bedingungen für ein gleichmäßiges und schadensfreies Schleifen Ihres Fertigparketts.
Abschleifen des Fertigparketts
Das Abschleifen von Fertigparkett besteht aus mehreren Schritten, die genau eingehalten werden sollten, um ein perfektes und langlebiges Ergebnis zu erzielen.
1. Grobschliff:
- Körnung: Verwenden Sie Schleifpapier mit einer groben Körnung von 24 oder 36.
- Methode: Schleifen Sie diagonal zur Holzmaserung, um tiefe Kratzer und die alte Versiegelung zu entfernen.
- Randbereiche: Nutzen Sie spezialisierte Rand- oder Eckenschleifmaschinen für schwer zugängliche Stellen.
- Übergänge: Achten Sie darauf, fließende Übergänge zwischen den bearbeiteten Flächen zu schaffen.
2. Zwischenschliff:
- Körnung: Wechseln Sie zu einer mittleren Körnung von 60.
- Ziel: Glätten Sie die Oberfläche und entfernen Schleifspuren des Grobschiffs.
- Reinigung: Entfernen Sie nach jedem Durchgang gründlich den Holzstaub.
3. Feinschliff:
- Körnung: Verwenden Sie ein feines Schleifpapier mit einer Körnung von 100 oder 120.
- Methode: Schleifen Sie parallel oder quer zum Lichteinfall für eine glatte Oberfläche.
- Feinheiten: Füllen Sie kleinere Risse oder Spalten mit einem geeigneten Holzspachtel.
- Endreinigung: Reinigen Sie den Boden sorgfältig, um Staubreste zu entfernen.
Durch präzises und sorgfältiges Vorgehen bei den Schleifvorgängen sichern Sie ein gleichmäßiges und hochwertiges Endergebnis.
Oberflächenbehandlung: Lack oder Öl?
Nach dem Abschleifen Ihres Fertigparketts haben Sie zwei Hauptoptionen zur Oberflächenbehandlung: Lack oder Öl. Beide Methoden bieten unterschiedliche Vorteile und Nachteile.
Lackversiegelung
Lack bildet eine schützende Schicht auf der Oberfläche des Parketts und verhindert das Eindringen von Schmutz und Feuchtigkeit. Dadurch wird der Boden besonders strapazierfähig und pflegeleicht. Lackierungen müssen in der Regel nach mehreren Jahren aufgefrischt werden.
Lackierungsschritte:
- Grundierung: Tragen Sie eine Grundierung auf, um die Aufnahme des Lacks zu optimieren.
- Schleifen: Nach dem Trocknen der Grundierung leicht anschleifen.
- Lackauftrag: Beschichten Sie den Boden in zwei bis drei Schichten, zunächst mit einem Pinsel entlang der Wand, anschließend mit einer Rolle über die Fläche.
- Trocknung: Lassen Sie jede Lackschicht gut trocknen und vermeiden direkte Sonneneinstrahlung. Der Boden kann nach etwa zwei Wochen vollständig belastet werden.
Ölversiegelung
Öl dringt in die Poren des Holzes ein und bietet einen natürlichen Schutz, der das Holz atmen lässt. Geöltes Parkett bewahrt seine natürliche Haptik und trägt zur Regulierung des Raumklimas bei. Unterschiede bestehen in der Flexibilität der Ausbesserung: Schadstellen können einfach abgeschliffen und die betroffene Stelle erneut geölt werden.
Ölungsschritte:
- Erster Auftrag: Tragen Sie das Öl gleichmäßig auf und entfernen Sie überschüssiges Öl nach ca. 12 Stunden.
- Zweiter Auftrag: Wiederholen Sie den Ölauftrag und reiben den Boden gründlich trocken.
- Trocknung: Lassen Sie das geölte Parkett mindestens 24 Stunden trocknen.
Entscheidungshilfen
Für Lack spricht:
- Höhere Strapazierfähigkeit und einfache Pflege
- Längere Intervalle zwischen Auffrischungsarbeiten
- Vollständiger Schutz vor Feuchtigkeit
Für Öl spricht:
- Natürlicher Look und Haptik
- Flexibilität bei der Ausbesserung kleinerer Schäden
- Positive Wirkung auf das Raumklima
Beachten Sie die unterschiedlichen Pflege- und Instandhaltungsanforderungen, um die geeignete Oberflächenbehandlung für Ihre Bedürfnisse auszuwählen.